Nach hitziger DebatteKochel senkt Kurbeitrag für Tagesgäste

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Tagestouristen müssen in Kochel künftig nur noch einen Euro Kurbeitrag zahlen, statt wie bisher zwei - und auch nur für die großen Tourismusbetriebe wie die Herzogstandbahn (Foto).
Tagestouristen müssen in Kochel künftig nur noch einen Euro Kurbeitrag zahlen, statt wie bisher zwei - und auch nur für die großen Tourismusbetriebe wie die Herzogstandbahn (Foto). (Foto: Harry Wolfsbauer)

Zahlen müssen künftig nur noch Besucher touristischer Einrichtungen, und zwar einen statt bislang zwei Euro.

Von Petra Schneider, Kochel am See

Seit 2021 mussten in Kochel auch Tagestouristen einen Kurbeitrag von zwei Euro zahlen, der zusätzlich zu den Parkgebühren an den Automaten gelöst werden musste. Die Einführung dieser Gebühr, die auch für Besucher fällig war, die mit dem öffentlichen Nahverkehr anreisten, war von Anfang an umstritten. Sie stehe dem in der bayerischen Verfassung verankerten „freien Betretungsrecht der Natur“ entgegen und sei wenig praktikabel, argumentierten die Gegner. Die Befürworter sahen sie hingegen als finanziellen Beitrag von Tagesgästen, die ja auch die touristische Infrastruktur nutzten.

Zu den Gegnern gehörte von Anfang an Bürgermeister Jens Müller (UWK). Er hatte die Änderung des Tageskurbeitrags, den er rechtlich für fragwürdig hielt, zu einem seiner Hauptthemen im Wahlkampf erklärt. In der Gemeinderatssitzung am Dienstag, die im Ortsteil Ried stattfand und laut Müller von gut 50 Bürgerinnen und Bürgern besucht wurde, wurde die Kurbeitragssatzung nun geändert.

Künftig wird die Gebühr für Tagestouristen ab 16 Jahren auf einen Euro halbiert. Sie muss nicht mehr an den Parkscheinautomaten bezahlt werden, also nicht mehr für Erholungsuchende in der Natur, sondern nur noch zusammen mit dem Eintrittspreis für die großen Tourismusbetriebe Herzogstandbahn und Kristall-Therme. Eventuell auch am Franz-Marc-Museum, aber das sei noch offen, sagt Müller. Man müsse entsprechende Vereinbarungen schließen, denn die Anbieter müssen die Kurbeiträge an die Gemeinde abführen. Müller hat Verständnis dafür, dass touristische Einrichtungen nicht unbedingt begeistert sind, wenn die Eintrittspreise wegen des Kurbeitrags noch einen Euro teurer werden. „Sie müssen sich ja mit der Konkurrenz messen.“ Die Herzogstandbahn habe aber bereits Zustimmung signalisiert, bei der Kristall AG habe er schon mal „vorgefühlt“.

Der Kurbeitrag als eine Art Eintrittspreis für die Gemeinde "war mir immer suspekt", sagt der Kochler Bürgermeister Jens Müller.
Der Kurbeitrag als eine Art Eintrittspreis für die Gemeinde "war mir immer suspekt", sagt der Kochler Bürgermeister Jens Müller. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Einen Automaten für den Tageskurbeitrag werde man auch an der Surferwiese in Walchensee aufstellen, kündigt Müller an. Die Gemeinde will auf dem ehemaligen Gelände des abgebrochenen Wikingerdorfs Flake, das nun wieder eine Badewiese ist, Bänke und eventuell eine Spielplatz bauen, die Toiletten auf der gegenüberliegenden Straßenseite wurden bereits instand gesetzt. Der Tageskurbeitrag von einem Euro sei quasi der Eintrittspreis für das Strandbad. Änderungen gibt es auch beim Kurbeitrag für Übernachtungsgäste, der von zwei Euro auf 2,50 erhöht wird. Der Gemeinderat habe lange und hitzig über diese Neuerungen diskutiert, sagt Müller. Am Ende wurde der Vorschlag mit 13 zu vier Stimmen gebilligt.

Müller ist froh. Dass der Kurbeitrag für Tagesgäste eine Art Eintrittspreis für den Besuch der Gemeinde gewesen sei, „war mir immer suspekt“. In der Außenwahrnehmung sei die Gebühr eher „wie eine Abwehr von Tagestouristen rübergekommen“, sagt er und betont: „Dieses Bild möchte ich ausdrücklich korrigieren.“ Zudem seien die Einnahmen überschaubar gewesen, auch, weil sie nicht kontrolliert werden konnten und die Leute eher freiwillig die Taste gedrückt hätten. Denn zu den Parkgebühren von zwei Euro pro Stunde und sieben Euro für das Tagesticket musste eben noch der Kurbeitrag von bislang zwei Euro pro Person gezahlt werden. Gemacht hätten das im vorigen Jahr nur etwa 3500 Tagestouristen, denn die Einnahmen an den Parkautomaten rein für den Kurbeitrag lagen bei 7000 Euro. Insgesamt seien mit dem Anteil der privaten Parkplatzbetreiber 100 000 Euro zusammen gekommen. Mit der neuen Regelung im Verbund mit den drei großen touristischen Einrichtungen rechnet Müller künftig mindestens mit dem vierfachen Betrag. Einheimische seien vom Tageskurbeitrag ausgenommen, betont der Bürgermeister. Die Parkautomaten würden nun umprogrammiert und die entsprechende Taste gelöscht.

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