Süddeutsche Zeitung

Franz-Marc-Museum:Mehr Besucher und neue Perspektiven

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Die Leitung des Kochler Franz-Marc-Museums freut sich über wachsendes Interesse und hofft auf eine Fortsetzung des Trends in diesem Jahr. Die für 2015 geplanten Ausstellungen sollen dazu beitragen

Von Ingrid Hügenell, Kochel am See

Das erste Mal seit der Eröffnung nach der kompletten Neugestaltung im Jahr 2008 hat das Kochler Franz-Marc-Museum im vorigen Jahr wieder wachsende Besucherzahlen verzeichnen können. Museumsleitern Cathrin Klingsöhr-Leroy teilte das am Dienstag bei der Jahrespressekonferenz des Museums mit. Sie ist darüber sehr froh und hofft, mit den für 2015 geplanten Ausstellungen diesen Trend fortsetzen zu können.

2014 habe die Ausstellung "Georg Baselitz: Tierstücke - Nicht von dieser Welt" zahlreiche Besucher angezogen, viele von ihnen überrascht und es ihnen ermöglicht, die Bilder Marcs im Dialog mit den Tierbildern von Baselitz mit einem neuen Blick und aus einer neuen Perspektive zu sehen. "Viele Besucher haben sich darauf eingelassen", sagte Klingsöhr-Leroy, auch solche, die Baselitz zuvor wenig oder nichts hätten abgewinnen können.

Die erste und zentrale Ausstellung, die von 22. März bis 19. Juli gezeigt wird, hat erneut den Anspruch, eine neue, andere Perspektive zu öffnen. Unter dem Titel "Schöne Aussichten. Der Blaue Reiter und die Impressionisten" widmet sie sich den Anfängen der Künstlergruppe. Wie Klingsöhr-Leroy erläuterte, haben sich fast alle Mitglieder des Blauen Reiter vor dem Zusammenschluss 1910/11 mit dem Impressionismus auseinander gesetzt, waren im Dialog mit den impressionistischen Malern der zweiten Generation. Auf diesem "Weg der Befreiung" von den Lehren der älteren Münchner Schule, etwa von Franz von Stuck, hätten sie die Farbe entdeckt. Allgemein werden die Blauen Reiter eher dem Expressionismus zugerechnet.

Gezeigt werden Pleinair-Skizzen, also kleine Gemälde, die unter freiem Himmel entstanden, von Marc, Wassily Kandinsky, Gabriele Münter, Alexej von Jawlensky, August Macke und Paul Klee. Zum ersten Mal überhaupt werden laut Klingsöhr-Leroy diese Werke in einer umfassenden Ausstellung zu sehen sein, ergänzt durch wichtige impressionistische Arbeiten. Zudem sei die Ausstellung "gespickt mit kleinen Geschichten und Anekdoten", die von der Zeit erzählen, als die Künstler beispielsweise in Paris weilten. "Da gibt es viele kleine Details, das ist ganz lustig", sagte die Museumsleiterin.

Ernst Ludwig Kirchner nimmt die Studioausstellung in den Fokus, die vom 28. Juni bis 27. September zu sehen sein wird. "Energie der Linie" ist sie überschrieben. Das Franz-Marc-Museum bleibt auch damit einem Ziel treu, das es sich 2008 gesetzt hatte: Den Maler des Blauen Reiter bewusst in den Kontext der Kunst des 20. Jahrhunderts zu stellen. Sie zeigt Kirchner, einen der bedeutendsten Maler des 20. Jahrhundert, als obsessiven Beobachter und virtuosen Zeichner.

"Struktur und Vision" ist die dritte Ausstellung des Jahres 2015 betitelt, die Paul Klee und Willi Baumeister gegenüber stellt. Während man Klee der frühen Avantgarde des 20. Jahrhunderts zurechnet, wird der 1889 geborene Baumeister mit dem Neubeginn der Moderne in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg in Zusammenhang gebracht. Klingsöhr-Leroy nennt ihn die "wichtigste Integrationsfigur der Moderne in Deutschland." Die Ausstellung zeigt Parallelen im Leben der beiden Maler auf und hebt wichtige Berührungspunkte hervor. Sie kann zu Klingsöhr-Leroys Freude überwiegend aus eigenen Beständen bestückt werden.

Fortgesetzt werden in diesem Jahr die museumspädagogischen Projekte des Museums. Dazu zählt die Kooperation mit Grundschule und Hort: Zweimal pro Monat kommen die Hortkinder ins Museum und können sich dort mit Kunst beschäftigen. Die Kochler Filiale der Sparkasse Bad Tölz-Wolfratshausen finanziert das. Kinder der Kochler Grundschule haben auch den Kinder-Audioguide erstellt. "Den mögen viele sehr", sagte Klingsöhr-Leroy, die Buben und Mädchen könnten sich damit alleine auf den Weg machen.

Im Franz-Marc-Museum gibt es auch für Familien viele Angebote, Workshops und offene Ateliertage für Kinder, Jugendliche und Erwachsene an Sonntagen und in den Ferien. Wer will, kann dort auch feiern oder Konferenzen abhalten. Im Aussichtsraum des Museums mit dem grandiosen Blick über den Kochelsee und die Berge kann man an Freitagen und Samstagen sogar standesamtlich heiraten.

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Quelle:
SZ vom 21.01.2015
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