Wer mit der Kochelseebahn unterwegs ist, muss sich wieder einmal auf längere Fahrtzeiten einstellen. Die anhaltenden hohen Temperaturen führten zu einer Überlastung der Gleise auf der Zugstrecke zwischen Tutzing und Kochel am See, was wiederum zu erheblichen Beeinträchtigungen bedingte. Täglich entfallen fünf Verbindungen der Kochelseebahn in beide Richtungen und bei vielen anderen kommt es zu Verspätungen. Die Zugausfälle werden zwar mit Ersatzbussen kompensiert, diese haben jedoch eine längere Fahrtzeit als die Bahn.
Der Grund für die Ausfälle sei, „dass dort aktuell noch Schienen verlegt sind, die nicht so Wärme-stabil sind“, sagt eine Sprecherin der Deutschen Bahn. Die Metalle würden sich bei Erwärmung ausdehnen. Die hohen Temperaturen hätten einen negativen Einfluss auf die Stabilität der Verbindung, so die Sprecherin. Deswegen gibt es auf der Strecke zwischen Tutzing und Kochel am See eine „Langsamfahrstelle“, bei der die Züge mit verringerter Geschwindigkeit unterwegs sein müssen. Zu den Verspätungen kommt es, weil die Strecke nur eingleisig ausgebaut ist und es lediglich zwei Kreuzungsmöglichkeiten gibt. Durch die längere Fahrtzeit schaukeln sich die Verspätungen im Laufe des Tages auf.
Problem „Langsamfahrstelle“
Die Probleme mit der Kochelseebahn sind deren Nutzer gewohnt. Bereits 2023 war die Strecke für einige Monate gesperrt, weil die Oberleitung erneuert werden musste. Die Beseitigung der Langsamfahrstelle ist nach Angaben der Bahn erst im Herbst 2025 geplant. Dann muss die Bahnstrecke voraussichtlich für die Zeit der Gleiserneuerung erneut temporär gesperrt werden. Wie die Bahn-Sprecherin ausführt, sei eine Kombination der beiden Reparaturen aus „logistischen und bautechnischen Gründen nicht möglich“ gewesen. Da die Langsamfahrstelle bis 2025 befahren werden müsse, seien die Verspätungen im Fahrplan abgebildet. Das soll die Verbindung „verlässlicher“ machen.

Aufgrund der gehäuften Verspätungen ist es der Sprecherin zufolge notwendig, den Fahrplan von 2025 an auszudünnen. Voraussichtlich werden jeweils zwei Verbindungen pro Richtung täglich wegfallen. Ursprünglich hatte die Deutsche Bahn geplant, den Zug um 7.15 Uhr zu streichen – woraufhin Schulkinder, Pendlerinnen und Pendler protestierten. CSU-Landtagsabgeordneter Thomas Holz setzte sich erfolgreich für den Erhalt dieser frühen Verbindung ein. Er sei froh, dass die Deutsche Bahn eingelenkt habe, „denn für die Schülerinnen und Schüler sowie für viele Pendler hätte das den Start in den Schul- oder Arbeitstag erheblich erschwert“. Trotzdem gebe es noch Nachholbedarf bei der Strecke: „Die im gesamten Bereich der Werdenfels- und Kochelseebahn vorhandenen Probleme müssen offen kommuniziert werden und die vorliegende Langsamfahrstelle mit einer umfassenden Planung schnellstmöglich durch entsprechende Baumaßnahmen behoben werden“, betont Holz.
Für die Gemeinde Benediktbeuern sind die Zugausfälle besonders ärgerlich, da die Ersatzbusse nicht in der Nähe des Bahnhofs abfahren. Die Leiterin der Tourist-Information, Sabine Rauscher, spricht aber von einem gewissen Gewöhnungseffekt bei den Bürgerinnen und Bürgern, was die Probleme mit der Kochelseebahn betreffe. Allerdings treffe die Situation „Pendler, Schulkinder und Schulklassen, die im Kloster Benediktbeuern übernachten, natürlich besonders hart“, sagt Rauscher. Außerdem gebe es etwas weniger Besucher; einzelne Schulklassen hätten ihre Übernachtung im Kloster abgesagt.

Den Bürgermeister von Kochel, Jens Müller (UWK), überraschen die aktuellen Probleme der Kochelseebahn nicht. „Die Rückstände von den letzten Jahrzehnten kann man nicht in ein paar Monaten rückgängig machen“, sagt er. Zugausfälle seien zwar lästig, doch er sei froh, dass es immer noch den Stundentakt gebe. Die Gemeinde sei laufend im Dialog mit der Deutschen Bahn. Die Herausforderungen würden „sehr transparent“ kommuniziert. Müller berichtet, dass immer noch viele Besucher die Region am Kochelsee besuchen würden. Die Züge seien vorwiegend in den Sommermonaten und an den Wochenenden stets „reichlich gefüllt“ – wenn sie denn führen. Mehr Verkehr auf den Straßen mache sich in Kochel wegen der Zugausfälle nicht bemerkbar, meint der Bürgermeister. Höchstens die in Richtung München fahrenden Pendler würden etwas öfter ins Auto steigen, bei den Ausflüglern sei die Kochelseebahn nach wie vor beliebt. Müller ist dankbar, dass die Bahn weiter in die Strecke investiert. Er freue sich, „wenn in ein paar Jahren zügige, regelmäßige Bahnen fahren“.