Kochel am See:Das Wellness-Wunderland

Kristall trimini Kochel

Auf dem Weg zur Schlemmer-Hütte im „Kristall Trimini“.

(Foto: Manfred Neubauer)

Vor einem Jahr wurde das "Kristall Trimini" in Kochel am See neu eröffnet. Seitdem gilt es als touristisches Leuchtturm-Projekt, das viele Besucher anlockt

Von Wolfgang Schäl

Das Trimini war in den vergangenen Jahrzehnten ein überschaubares kommunales Familien-Schwimmbad, das zunehmend mit Defiziten und steigendem Sanierungsbedarf zu kämpfen hatte. Nach jahrelangen, zähen Diskussionen und finanziellen Problemen zwischen Investoren, Behörden und Gemeinde ist die Einrichtung aus- und umgebaut worden zu einem Wellness-Wunderland: Viel Marmor, schwere, vergoldete Säulenkapitelle, die weltweit größte Sauna mit Gebirgs- und Seeblick, Ruhezonen mit Palmen, Whirlpool, Hamam und Thermalbecken. Viel edle Hölzer gibt es da, ein Restaurant, ein Café und eine Schlemmer-Hütte. Wer den Luxus hüllenlos genießen will - bitteschön, fort mit dem Badeanzug, selbst an Nudisten ist gedacht.

Das vor einem Jahr neu eröffnete "Kristall Trimini" gilt mittlerweile als touristisches "Leuchtturmprojekt", dessen überregionale Bedeutung vor dem Hintergrund der starken internationalen Konkurrenz jetzt eine Besucherdelegation bewusst machen wollte. Voran die beiden CSU-Abgeordneten Martin Bachhuber und Klaus Stöttner, der auch Präsident des Dachverbandes Tourismus in Oberbayern ist. Mit von der Partie: Die Königsdorfer Kreisrätin und Gastronomin Lydia Hofherr (CSU), Bürgermeister Thomas Holz (CSU) und Betriebsleiterin Angela Schainost. Die gemeinsame These für das Tölzer Land lautete: Die Ferienorte müssen sich weiterentwickeln und ihre Chancen umweltverträglich nutzen. Dabei aber gibt es diverse Probleme, so etwa den Fachkräftemangel. Wegen der hohen Mieten können sich Stellenbewerber nicht in der Nähe der Betriebe ansiedeln. Eine Lösung könnten eigene Personalhäuser nach österreichischem Vorbild sein, dafür aber fehlt es an erschwinglichen Grundstücken.

Bergbahnen garantieren Arbeitsplätze

Ein weiteres Manko ist das Thema Sicherheit bei wachsendem Verkehrsaufkommen, vor allem im überlaufenen Bereich des Walchensees. Dort müsse jetzt unbedingt "Druck gemacht" werden, um die Besucherströme auf öffentliche Verkehrsmittel umzulenken, sagte Bachhuber.

Als weitere bayerische Leuchtturmprojekte neben Thermen und Bädern nannte MdL Stöttner die in den vergangenen zehn Jahren modernisierten Bergbahnen sowie die Schlösser und Seen. Sie alle garantierten zusätzliche Arbeitsplätze in Handwerk und Gastronomie. Stöttner bekräftigte die Aussage, dass die Verkehrsströme auf die Bahn gelenkt werden müssten. Um Verkehrsstaus aufzulösen, gelte es künftig verstärkt Big Data-Technologien zu nutzen.

Bürgermeister Holz lobte die Investoren des privatisierten Trimini: Er sei "heilfroh", dass die Kristall-Gruppe ihr Know-how für das Trimini zur Verfügung gestellt habe, das nun "eine Strahlkraft bis über die Landesgrenzen hinaus" entfalte. Die Konflikte, die 2013 zu einem vorübergehenden Baustopp führten, seien "Schnee von gestern". Auffällig ist nach Aussage von Holz eine in Kochel zu beobachtende Entwicklung: Die Verweildauer der Besucher gehe zurück, die Zahl der Übernachtungen aber steige an, ein Trend, der nur durch das neue Trimini zu erklären sei. Holz' Fazit: "Die Therme tut uns gut."

Auch die Investorengruppe selbst ist nach Aussage von Betriebsleiterin Schainost mit der Entwicklung zufrieden. Im ersten Dreivierteljahr haben demnach etwa 400 000 Gäste die Einrichtung besucht, vor zwei Wochen habe das Kristall-Trimini mit 2300 Besuchern an einem Tag sogar einen Rekord verzeichnet. "Die Leute sind zufrieden, das ist den Social-Media-Äußerungen zu entnehmen", sagte Schainost. Als "großen Hemmschuh für den Tourismus" bezeichneten die Gesprächsteilnehmer unisono "die von der Bundes-SPD erzwungenen starren Arbeitszeitregelungen". Die seien alles andere als praxisgerecht und zeugten nicht von gesundem Menschenverstand. "Fleiß wird auf diese Weise verhindert, jeder kann doch bei Bedarf länger als acht Stunden arbeiten, um sich so etwas dazu zu verdienen", kritisierte Kreisrätin Hofherr. "Die Mitarbeiter selbst wollen das doch." Auf der Wunschliste der Kristall-Trimini-GmbH steht Schainost zufolge eine Aufwertung des Dorflebens, etwa durch eine besser gestaltete Promenade und ein zusätzliches Restaurant.

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