SZ-Serie Klostergeister:"Scho schee"

SZ-Serie Klostergeister: Vom eigenen Garten und Firmensitz ist es für Rosi und Sigi Manhart nur ein Sprung hinüber ins Kloster. Es ist für sie ein Arbeitsplatz mit besonderer Atmosphäre.

Vom eigenen Garten und Firmensitz ist es für Rosi und Sigi Manhart nur ein Sprung hinüber ins Kloster. Es ist für sie ein Arbeitsplatz mit besonderer Atmosphäre.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Rosi und Siegfried Manhart pflegen den Garten in Kloster Beuerberg, der gerade jetzt in herrlicher Pracht steht.

Von Felicitas Amler

Was man säen, pflanzen und kultivieren kann, ist das eine. Die Kunst des Gärtnerns. Aber was die Natur selbst gestaltet, das ist oft noch eindrucksvoller. Wenn man ein Auge dafür hat. "Die tolle große Sonnenblume, die geht jedes Jahr einen halben Meter vor." Rosi Manhart steht im Garten des Klosters Beuerberg, der seine jetzige Pracht vor allem ihr und ihrem Mann Siegfrid, genannt Sigi, verdankt. Diese eine große Sonnenblume aber stammt nicht von ihrer Hand. Sie sät sich Jahr um Jahr von allein aus - und jede neue Pflanze rückt ein Stück näher an den Rand des Beets. Kunststücke der Natur.

Der Radius, in dem der "Meisterbetrieb Manhart Garten und Pflaster" arbeitet, reicht vom Firmensitz in Beuerberg bis nach München auf der einen Seite und nach Garmisch oder zum Tegernsee auf der anderen. So kurze Wege wie zum Kloster jedenfalls haben die Manharts sonst nie: einmal über die Straße, und schon sind sie da. Zum Beispiel im Kreuzgang, den sie wunderbar abgestimmt auf die Fensterumrahmungen des Klosters im Hintergrund mit apricotfarbenen Rosen bepflanzt haben, dazu Salbei, Frauenmantel, Hochstamm-Margeriten. Oder im Gemüsegarten, der vieles von dem hergibt, was die Klosterküche während der halbjährigen Ausstellungen so braucht - Bohnen, gelbe Rüben, Zwiebeln, Lauch, Rote Beete, Sellerie, Mangold, Fenchel ... Rosi Manhart kommt mit dem Aufzählen kaum nach. Und immer wieder kümmern sie sich um das Staudenbeet, das zwischen Biergarten und Kunst-Pavillon liegt. Ein Paradies für Insekten ist das gerade jetzt, es surrt und brummt nur so zwischen Phlox und Duftnessel, Echinacea, Sonnenhut und Bergminze. Gerade vor dem dunklen, in extrem reduzierter, moderner Bauweise ins barocke Ambiente gesetzten Pavillon wirkt die Farben- und Blütenpracht grandios.

"Es ist durchbetet"

Die Manharts, sie 57, er 60 Jahre alt, haben ihren Betrieb seit 30 Jahren, inzwischen arbeiten auch zwei der drei Söhne mit. Seit Beginn der Ausstellungen des Diözesanmuseums im aufgelassenen Kloster vor gut vier Jahren sind sie mit der Gartenpflege betraut. Eine Aufgabe, die sie beide besonders schätzen, da das Kloster für sie eine eigene Atmosphäre hat. "Man ist wahnsinnig gern herin", sagt Rosi Manhart, klopft sich mit der Rechten leicht aufs Herz, sucht Erklärungen und sagt: "Es ist einfach was Besonderes. Ein Besucher hat einmal zu mir gesagt: Es ist durchbetet." Sie selbst erinnert sich, wie sie im April hinten durchs Gartentor von der Straße aus hineingegangen ist. "Man ist nur einen Meter weiter, als man vorher war, aber man ist ganz woanders. Des is scho schee."

Im Betrieb ist Rosi Manhart fürs Büro und die Pflanzplanung zuständig. Ihr Mann schaltet sich ein, als sie das beschreibt, und sagt, sie stelle ihr Licht mal wieder unter den Scheffel, schließlich sei sie auch ausgebildete Garten-Gästeführerin. Gelernt hat sie das in einem Lehrgang der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG). Im Kloster führt sie in dieser Saison einmal im Monat maximal zehn Personen durch den Klostergarten und geht auf die jahreszeitlichen Besonderheiten der Pflanzenwelt ein.

Persönlich hat sie ein Lieblingsplätzchen, das mancher Kloster-Besucher vielleicht gar nicht kennt. Man muss sich dafür hinter den Kunst-Pavillon begeben, dort stehen einige Bäume, darunter eine Bank, auf der sich Rosi Manhart gern niederlässt. Ein beschauliches Plätzchen. Sigi Manhart macht darauf aufmerksam, dass es auch allerhand Tiere hier im Klostergarten gebe, "Eichkatzl", Ringelnattern und viele Vögel natürlich; die Manharts haben auch Vogelhäuschen und Starenkästen angebracht.

Die Arbeit der Gärtner beginnt im Frühjahr, dann seien sie jeden Tag im Kloster, erzählen die beiden. Wer mit ihnen durch das Gelände streift, entdeckt auch den "Giftgarten", den Apothekerin Sibylle Reinicke beaufsichtigt. Er ist sorgfältig eingezäunt, denn es gedeihen dort wahrhaft toxische Gewächse wie Fingerhut, Tollkirsche, Stechapfel und Herbstzeitlose. Der Zaun müsste jetzt mal erneuert werden, stellt Sigi Manhart im Vorbeigehen fest. Und seine Frau meint nicht nur solche Arbeiten, wenn sie sagt: "Man ist eigentlich nie fertig." Das scheint freilich auch den Reiz des Gärtnerns für sie auszumachen. Immer wieder gibt es etwas Neues zu pflanzen, zu ergänzen, anzulegen. Umso mehr, als die Manharts es mit Christoph Kürzeder als Auftraggeber zu tun haben.

Ton statt Plastik

Der Direktor des Diözesanmuseums ist ein kreativer Kopf und ein spontaner Ideenfinder. So wollte er auch, dass es gleich bei der ersten Ausstellung vor fünf Jahren im Garten blüht. Und so haben die Manharts nach dem Jäten, das im verlassenen Garten dringend nötig war, dem Säubern der Gemüsebeete von Brennnesseln und Disteln und dem Zurückschneiden von Sträuchern als erstes den Kreuzgang bepflanzt. Rosen sollten es sein, und blühen mussten sie auch schon in jenem Mai 2016. Geranien in Töpfen gab es außerdem. Wenn Rosi Manhart sich daran erinnert, muss sie schmunzeln. Sie hatte auf die Schnelle Plastiktöpfe genommen, doch dann musste sie kurz vor Ausstellungseröffnung noch rasch Tontöpfe besorgen, denn Kunststoff passte nicht in Kürzeders ästhetisches Konzept für die neue Klosternutzung.

Die Manharts denken gern an diese Anfänge zurück. Alle hätten "so an einem Strang gezogen, dass alles fertig wird", sagt sie. Und erinnert sich an die Eröffnung: "Das war toll, wie da so viele Leute gekommen sind." Im ersten Jahr hatte die Ausstellung, die erstmals Einblicke in die frühere Klausur gab, einen Rekordzulauf von 50 000 Besuchern. Sigi Manhart sagt, da habe er nach den eigenen Bemühungen um den Garten das Gefühl gehabt, "dass sich das rentiert hat".

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