Süddeutsche Zeitung

Starkbierzeit:Bernsteinfarbene Rarität

Die genossenschaftliche Klosterbrauerei Reutberg bietet wieder ihr traditionelles Bockbier an. Bürgermeister Andreas Rammler benötigt drei Schläge beim Ozapfn. Das Josefifest findet vom 17. bis zum 26. März statt.

Von Klaus Schieder, Sachsenkam

Das Ozapfn will geübt sein. Deshalb nimmt es nicht wunder, dass Andreas Rammler mit dem Josefibock-Anstich im Klosterbräustüberl auf dem Reutberg so seine Mühe hatte. Der erste Schlag ging daneben, der zweite auch. Danach brauchte er drei Schläge, bis das erste Fass angestochen war. "Ich habe das noch nie gemacht", sagte der Sachsenkamer Bürgermeister, der vorher schon gewarnt hatte: "Am besten, alle gehen aus der Bahn." Das war auch ratsam. Das Bockbier spritzte, aber in einer überschaubaren Menge, die auf dem dunklen Holzboden des Gasthauses noch aufwischbar war. Vorgänger Hans Schneil hatte das Ozapfn mit einem Schlag beherrscht, allerdings hatte der frühere Rathauschef darin auch Übung.

2020 war Rammler (Unabhängige Wählergemeinschaft) zum neuen Bürgermeister gewählt worden, seither hatte es auf dem Reutberg kein Josefifest mehr gegeben. Eine schwierige Zeit für die genossenschaftlich organisierte Klosterbrauerei, die mit dem Ausfall von Festen und anderen Veranstaltungen in der Pandemie zurande kommen musste. Das habe man aber gut gemeistert, sagte Vorstandstandmitglied Stephan Höpfl. "Wir haben immer unser Flaschenbier verkauft." Dadurch sei der Verlust zwar nicht ganz ausgeglichen worden, aber der Umsatz einigermaßen stabil geblieben. Was das 33. Josefifest angeht, werde sich "von der ganzen Art her nicht viel ändern", sagte Höpfl. "Wir hoffen, dass auch die Jungen wieder kommen."

Die Basisdaten für den Josefibock gab Vorstandsvorsitzender Andreas Maerz bekannt: Das süffige Starkbier ist bernsteinfarben, hat wieder 6,9 Prozent Alkohol und 17 Prozent Stammwürze. Davon wurden 1100 Hektoliter gebraut, die in der Reutberger Brauerei, in Gaststätten und Getränkemärkten ab sofort zu haben sind. In den drei Jahren ohne Josefifest gab es Maerz zufolge einige personelle Änderungen. Braumeister Florian Auracher blieb zwar, neu ist mit Andreas Marschall indes der zweite Braumeister, der am 20. Februar seinen Dienst antritt. Der langjährige Festwirt Manfred Werner ist während der Pandemie in den Ruhestand gegangen. Künftig übernimmt Franz Ostler aus Mittenwald die Küche. In Rente ist inzwischen auch Außendienstleiter Hans Krinner, sein Nachfolger ist Sepp Hellweger aus Partenkirchen. Und durch den Amtswechsel im Rathaus gibt es mit Andreas Rammler auch einen neuen Schirmherrn. "Eine große Ehre", wie der Bürgermeister erklärte.

Kritisch merkte Vorstandsvorsitzender Maerz an, dass die Biersorten vom Reutberg dieses Jahr nicht mehr auf der "Grünen Woche" in Berlin ausgeschenkt werden. Dies liege daran, dass die Arbeitsgemeinschaft aus den Tourismusverbänden der Landkreise Bad Tölz-Wolfratshausen und Miesbach sowie einigen Firmen wie eben der Klosterbrauerei Reutberg und der Naturkäserei Tegernseer Land nicht mehr zustande gekommen sei. "Das war politisch, glaube ich, nicht mehr so gewollt und nicht mehr zu ändern", so Maerz.

Auf jeden Fall ist das Bockbier beim Josefifest zu bekommen, das vom 17. bis zum 26. März dauert. Auf dem Programm stehen dann unter anderem die Isargaumeisterschaft im Fingerhakeln, der traditionelle Milchbauernabend, Kesselfleischessen und Tegernseer Tanzlmusik, die Generalversammlung der Brauereigenossenschaft, Schafkopfrennen, ein Tag der Vereine und Betriebe, sowie eine große Trachtenmodenschau. Eröffnet wird das Fest am Freitag, 17. März, mit dem Anstich durch Bürgermeister Rammler. Vielleicht kommt er dann ja mit weniger als drei Schlägen beim Ozapfn aus. Und vielleicht erhält er dafür auch das richtige Werkzeug, sofern vorhanden. Er sei Linkshänder, sagte Rammler. Das heißt: "Ich muss unbedingt ein Linkshänder-Zapfzeug haben, sonst kann ich für nichts garantieren."

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