Kloster Reutberg:Heiliger Zorn

Viele Bürger um die "Sachsenkamer Gruppe" wollen die Schließung des Konvents im Kloster Reutberg nicht hinnehmen und mit Protestaktionen die Öffentlichkeit mobilisieren.

Von Petra Schneider

Kloster Reutberg: Die Sachsenkamer Gruppe, die gegen das Erzbischöfliche Ordinariat und um den Erhalt des Konvents kämpft, veranstaltete im Altwirt Sachsenkam eine Info-Abend. Die ersten Redner waren Klosterspiritual Josef Beheim und Bürgermeister Hans Schneil.

Die Sachsenkamer Gruppe, die gegen das Erzbischöfliche Ordinariat und um den Erhalt des Konvents kämpft, veranstaltete im Altwirt Sachsenkam eine Info-Abend. Die ersten Redner waren Klosterspiritual Josef Beheim und Bürgermeister Hans Schneil.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Die drohende Schließung des Konvents im Kloster Reutberg mobilisiert die Menschen. Der Zorn auf das Ordinariat ist groß, die Vorwürfe heftig: Von "Wortbrüchigkeit", "rücksichtslosem Vorgehen", einer "reinen Machtdemonstration von Kardinal Reinhard Marx" war am Sonntag die Rede. "Wir sind Kirche" - diese Losung wurde bei der Infoveranstaltung der Sachsenkamer Gruppe des Öfteren geäußert, zu der rund 300 Bürger in den überfüllten "Altwirt" gekommen waren. Die Spannungen haben sich verstärkt, seit das Ordinariat die "Entpflichtung" des Ruhestandsgeistlichen Josef Beheim bekannt gegeben hat, der zehn Jahre lang unentgeltlich Trauungen, Taufen und Gottesdienste auf dem Reutberg vorgenommen hat.

Die "Sachsenkamer Gruppe", der Mitglieder des Pfarrgemeinderats, des Vereins "Freunde des Klosters Reutberg" und die politische Gemeinde Sachsenkam angehört, sieht nun nicht nur den Konvent in Gefahr, sondern die Seelsorge in der Gemeinde allgemein. Die Informationen und Hintergründe wurden im Saal teils von empörten Ausrufen und ungläubigem Raunen begleitet. Dies gipfelte in der übereinstimmenden Meinung: Man will die Schließung des Konvents nicht hinnehmen und mit Protestaktionen die Öffentlichkeit aufmerksam machen. Diverse Vorschläge wurden gesammelt: Mahnwachen, Lichterketten, eine Fahrt zum Ordinariat nach München, um mit einem Rosenkranz, Blasmusik und Gebirgsschützen medienwirksam "Rabbatz" zu machen, wie ein Teilnehmer sagte. Auch Kirchenaustritte wurden vorgeschlagen, um den Druck auf das Ordinariat zu erhöhen. Die laufende Unterschriftenaktion, mit derzeit 3000 Unterzeichnern, soll vorangetrieben und weitere Mitstreiter gesucht werden.

Einstimmig wurde in der Versammlung der Vorschlag angenommen, die Politik einzubinden: So will man die Landtags- und Bundestagsabgeordneten Martin Bachhuber und Alexander Radwan um Unterstützung bitten und eine Petition an den Landtag verfassen. Schützenhilfe bekamen die Anwesenden von Heidi Hoffmann, ehemalige Elternbeiratsvorsitzende, die vor zwei Jahren mit ihren Mitstreitern die vom Ordinariat beschlossene Schließung der damaligen Mädchenrealschule in Schlehdorf verhindert hat. "Hätten wir uns nicht gewehrt, dann wären wir nicht so weit gekommen", sagte Hoffmann. Auch Claudia Schwarz, ehemalige Postulantin im Kloster Altomünster, hatten die Veranstalter eingeladen. Sie sehe Parallelen zur derzeitigen Situation am Reutberg, sagte Schwarz. Der Konvent in Altomünster sei letzten Endes aufgelöst worden, weil es das Ordinariat geschafft habe, "die Bevölkerung ruhig zu halten".

Dies will man am Reutberg verhindern, zumal das Ordinariat nach Ansicht der "Sachsenkamer Gruppe" keine nachvollziehbare Begründung für die Auflösung geliefert habe. Das befördert Spekulationen, die auch am Sonntag geäußert wurden: Man wolle das Kloster um jeden Preis schließen, um sich dessen Vermögen, es handle sich um 200 Tagwerk Grund, wie ein Anwesender sagte, "unter den Nagel zu reißen." Dass die Zukunft des Konvents nicht gesichert sei, weil nur noch zwei Franziskanerinnen auf dem Reutberg leben, hält die "Sachsenkamer Gruppe" für einen vorgeschobenen Grund. Denn in den vergangenen fünf Jahren hätten sich sechs Interessentinnen für einen Eintritt ins Kloster Reutberg interessiert. Auch Gastschwestern und fünf Nonnen vom Kapuzinerinnenorden aus Salzburg wären auf den Reutberg gekommen.

"Es könnten viel mehr Schwestern sein, wenn das Ordinariat das Kloster bei der Nachwuchssuche unterstützt hätte", sagte Ulrich Rührmair, der bereits ein 25-seitiges Konzeptpapier verfasst hat und am Sonntag einen Kompromissvorschlag vorlegte, der von den Anwesenden mit großer Zustimmung aufgenommen wurde: Demnach soll der Konvent gestärkt werden, indem Neuzugänge, Gastschwestern oder Übertritte von anderen Konventen gefördert oder erlaubt werden.

Rührmair schlägt einen Zusammenschluss mit dem Kloster Bethlehem in Koblenz vor, das bereits eine "schriftliche Stellungnahme" übermittelt habe. Auch eine externe Ausbildung der Schwestern müsse möglich gemacht werden. Diese Regelungen sollen für eine Laufzeit von zehn bis 15 Jahren gelten. Sein Vorschlag sieht außerdem vor, dass Spiritual Beheim solange auf dem Reutberg bleiben und wirken soll, wie er selbst es wünscht. Auch das vom Ordinariat geplante Seelsorgezentrum findet im Kompromissvorschlag Eingang. Laut Rührmair könnte es parallel zum Konvent eingerichtet werden.

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