Tourismus und FreizeitDie Auferstehung des Klosters Beuerberg

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Der Johanna-Franziska-Saal erstrahlt in neuem Glanz. Ihn hatten die Salesianerinnen in mehrere kleine Zimmer aufgeteilt.
Der Johanna-Franziska-Saal erstrahlt in neuem Glanz. Ihn hatten die Salesianerinnen in mehrere kleine Zimmer aufgeteilt. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Nach der 41 Millionen Euro teuren Generalsanierung ist das Seminar- und Tagungszentrum in der Klosteranlage nun offiziell eröffnet. Übernachtungen im Josefstrakt sind wegen Baumängeln erst später möglich.

Von Benjamin Engel, Eurasburg

Wer Christoph Kürzeder auf einem Rundgang durch das Kloster Beuerberg folgt, kann tief in die fast 300 Jahre lange Entwicklungsgeschichte der sakralen Anlage aus der Barockzeit eintauchen. Beispielhaft stehen dafür der Josefstrakt mit der modernen, die historische Stil- und Formensprache des Klosters aufgreifenden Inneneinrichtung oder auch die freigelegte Wandzeichnung einer Dogge samt stattlichem roten Halsband und Hundehütte. Gleichzeitig wirkt das umfangreich sanierte Klostergebäude, das einst Augustiner Chorherren und später Salesianerinnen beherbergte, organisch gewachsen.

Das Kloster Beuerberg soll kurz vor Pfingsten zumindest als Seminar- und Tagungszentrum wieder in Betrieb gehen, die Ausstellungsräume und das Refektorium im Erdgeschoss werden als Gaststätte wieder eröffnet. Zu verdanken ist dies vor allem Kürzeder und seinem Team. Der Leiter des Freisinger Diözesanmuseums sei der „Visionär und Macher“ für die Weiterentwicklung der Beuerberger Klosteranlage, sagt Daniel Helmecke, der als Tourismus-Fachwirt die betriebswirtschaftlichen Abläufe am Domberg leitet und der Kloster Beuerberg Tagung und Beherbergung GmbH & Co. KG  kommissarisch vorsteht.

Bei den Sanierungsarbeiten wurde die Wandzeichnung eines Hundes mit rotem Halsband freigelegt.
Bei den Sanierungsarbeiten wurde die Wandzeichnung eines Hundes mit rotem Halsband freigelegt. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Ehe die Erzdiözese München und Freising vor vier Jahren mit der Generalsanierung des weitläufigen Sakralbaus begann, hatten Kürzeder und sein Team dort mehrere Ausstellungen zu verschiedenen Aspekten des Klosterlebens kuratiert, die Bestände inventarisiert und das neue Konzept wesentlich vorangetrieben. Nun weihte Kardinal Reinhard Marx die neu gestaltete Klosteranlage in Beuerberg am Feiertag Christi Himmelfahrt offiziell ein. Für die Öffentlichkeit bedeutet dies jedoch erst einmal eine Teileröffnung - eine Art „Soft Opening“, wie Kürzeder sagt. Denn zugänglich sind zunächst nur der Seminar- und Tagungsbetrieb mit 25 Zimmern in der Kernanlage, die dortigen Ausstellungs- und Gasträume. Der westlich angrenzende Josefstrakt mit Übernachtungszimmern und Bewirtungsräumen bleibt noch geschlossen.

Der Josefstrakt bleibt für Christoph Kürzeder, den Leiter des Diözesanmuseums, „unser besonderes Sorgenkind“

„Der Josefstrakt ist unser besonderes Sorgenkind“, so Kürzeder. Denn als bereits alles fertiggestellt schien, entdeckte man, dass das Abwasserleitungssystem leckte. Das muss nun umfassend saniert werden, dafür müssen Leitungen aus den Wänden entfernt und erneuert werden. Bis zum Herbst hofft Kürzeder den Josefstrakt dann aufzusperren. Bis dahin werden die 23 Zimmer - neun Doppel- und 14 Familienzimmer - sowie das Appartement geschlossen bleiben. Das gilt auch für die Gastronomie im Erdgeschoss des Josefstrakts, der als Ferien- und Freizeitdomizil vor allem auf Familien zugeschnitten sein soll. Wer übernachtet, kann dann auch eine Gemeinschaftsküche nutzen.

Dies ist der nächste von zahlreichen Funktionswechseln in einem Gebäudeteil mit laut Kürzeder „bewegter Geschichte“. Denn der Josefstrakt war Wirtschaftsgebäude der historischen Klosteranlage, später Internat, Müttergenesungsheim und Unterkunft für sogenannte Spätaussiedler. Für das Konzept der Neugestaltung in diesem Teil der Anlage beauftragte die Erzdiözese das Grünwalder Innenarchitekturbüro Formstelle. Im großen Gastraumbereich greifen Raumteiler aus Schwarzstahl die hölzernen Gitterstrukturen auf, die einst die Klausur der Salesianerinnen von der Außenwelt abtrennten. Das auf Designmöbel spezialisierte Wolfratshauser Unternehmen Zeitraum entwarf eine eigene Beuerberger Linie mit klarer und reduzierter, an der Klostereinrichtung orientierter Formensprache.

Der Marienhof verbindet den Josefstrakt mit dem östlich angrenzenden Kerngeviert des Klosters. Für Besucher machte die Erzdiözese diese Außenanlage wieder im Originalzustand von Mitte des 19. Jahrhunderts erlebbar. Die eher für Schlösser üblichen, kugelrund geschnittenen Ahornbäume sind verschwunden. An ihre Stelle traten etwa Spalierbäume an den Wärme auf- und abgebenden Außenfassaden der Gebäude. Wiederherstellen ließ die Erzdiözese auch die historische Brunnengestaltung um 1860 mit der integrierten Marienfigur sowie die Farbgestaltung der Fassaden im typischen Beuerberger Ziegelrot anstelle des in den vergangenen Jahrzehnten vorherrschenden Violett-Lila.

Insbesondere im Westtrakt des Kernklosters ließ die Erzdiözese Einbauten des vergangenen halben Jahrhunderts entfernen, etwa eingezogene Zwischendecken und -wände, um die historischen Raumstrukturen wiederherzustellen. Im Ausstellungstrakt des Erdgeschosses vermitteln Aufnahmen des Münchner Fotografen Thomas Dashuber Eindrücke vom Alltagsleben der Salesianerinnen, die das Beuerberger Kloster im Jahr 2014 aufgaben, ehe die Erzdiözese den Gebäudekomplex kaufte und für 43 Millionen Euro sanierte.

Für Trauungen ist der Festsaal mit seiner prächtigen Stuckdecke nutzbar

Zu den Preziosen der Klosteranlage zählt der Festsaal im zweiten Obergeschoss. Für Hochzeitsgäste steht der Raum mit der prachtvollen Stuckdecke, die Thassilo Zöpf (1723 bis 1807) und Franz Edmund Doll (1744 bis 1824) aus dem Kreis der Wessobrunner Schule gestaltet haben sollen, als Trauungszimmer der Gemeinde Eurasburg offen. Den Blick auf die Benediktenwand und das Karwendel gibt es an sonnigen Tagen als Zugabe gratis. Passend zum Konzept der Kloster-Erbauer, die Natur ins Gebäude zu integrieren, so Kürzeder. Das spiegeln auch Pflanzenranken an der Decke wider.

In der Klosterbäckerei ist Konrad Stelmaszek schon bei der Arbeit.
In der Klosterbäckerei ist Konrad Stelmaszek schon bei der Arbeit. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Soweit Besucher den Betrieb in den elf thematisch unterschiedlich gestalteten Tagungsräumen nicht stören, wird die Erzdiözese auch Führungen durch die Anlage anbieten. Geöffnet ist zunächst von Donnerstag bis Sonntag tagsüber außerhalb des Seminar- und Tagungsbetriebs. Laut Helmecke arbeiten derzeit 24 Beschäftigte für die Betreiber-GmbH, eine hundertprozentige Tochtergesellschaft der Erzdiözese. Wenn der Josefstrakt öffnet, könnte das Personalteam auf 60 Kräfte wachsen. Stellenangebote sind online geschaltet. Bislang produziert schon die ins Konzept integrierte Klosterbäckerei für die Gastronomie. Ob eine ebenfalls diskutierte Brauerei hinzukommt, ist derzeit noch offen.

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Klare Formensprache und natürliche Materialien prägen den künftigen Gast- und Übernachtungsbetrieb im Josefstrakt von Kloster Beuerberg. Eröffnet wird aber erst im zweiten Halbjahr 2024.

Von Benjamin Engel

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