Süddeutsche Zeitung

Kloster Benediktbeuern:Ein attraktives Wissenschaftszentrum

Der siegreiche Entwurf des Architekturbüros Auer + Weber vermittelt einen ersten Eindruck, wie das Projekt der Fraunhofer-Gesellschaft im Kloster Benediktbeuern aussehen könnte. Aber nicht alles findet Gefallen.

Von Ingrid Hügenell

Pater Claudius Amann geht vor dem Modell in die Hocke und erklärt mit Handbewegungen, warum auch ihn der Siegerentwurf überzeugt hat. Im Süden des Klosters Benediktbeuern will die Fraunhofer-Gesellschaft ein "Netzwert-Zentrum" errichten - ein Haus, in dem Wissenschaftler interdisziplinär zusammen kommen und sich austauschen können. Vor allem sollen die Tagungsgäste in dem Gebäude auch übernachten können. 17 Beiträge gingen bei dem entsprechenden Architekten-Wettbewerb ein. Ende Februar wurde er entschieden. "Wenn alles gut läuft, wäre im Herbst 2015 Baubeginn", teilt Beate Koch, Pressesprecherin der Fraunhofer-Gesellschaft, mit.

Die Jury, der neben Architekten, Denkmalpflegern und Vertretern der Fraunhofer-Gesellschaft sowie Pater Amann, dem Klosterdirektor, auch Bürgermeister Georg Rauchenberger angehörte, hat den Entwurf des Stuttgarter und Münchner Büros Auer+Weber auf den ersten Platz gewählt. Das Modell dieses Entwurfs ist in ein Modell der gesamten Klosteranlage eingefügt, und vor diesem hockt der Klosterdirektor nun und erklärt die Vorzüge des erstplatzierten Entwurfs: Das zweistöckige Hauptgebäude ist nach Süden gerückt, also von der Mauer an der Straße abgesetzt. Dadurch wurde vermieden, dass sich ein Gassen- oder Tunneleffekt einstellt. Denn auf der anderen Seite der schmalen Don-Bosco-Straße stehen die Fraunhofer-Glashütte und ein Gästehaus des Klosters.

Vor das Hauptgebäude haben die Architekten einen einstöckigen Flachbau gesetzt. Dessen Dach wird begrünt und weist überdies Öffnungen auf, durch die einzelne Bäume wachsen könnten. "Eine interessante Lösung", kommentiert Bürgermeister Rauchenberger dieses bauliche Detail. Was die Jury auch überzeugte, ist das Satteldach des Hauptgebäudes und dessen lang gestreckte Form, die den Baukörpern der Klostergebäude entspricht.

Über die Gestaltung werde man noch sprechen müssen, sagt Rauchenberger. Denn der Bau, der komplett in Holzständer-Bauweise konzipiert ist, solle mit einer Senkrecht-Lattung verschalt werden - eine Gestaltung, die sich Rauchenberger nicht recht vorstellen kann. Skeptisch ist er vor allem, weil sich die Lattung auch über das Dach ziehen soll.

"Ich als Bauherr würde so ein Dach nicht haben wollen", sagt er. Er bevorzuge ein Ziegeldach. "Über diese Details muss man reden." Der Gemeinderat werde nun den bisher sehr vagen Bebauungsplan konkretisieren. "Was wir in den hineinschreiben, muss die Fraunhofer-Gesellschaft machen", sagt Rauchenberger. Noch im April soll der Gemeinderat über den Plan abstimmen.

Diskussionen gab es im Vorfeld auch über die Situierung des Neubaus. Das Landesdenkmalamt und eine Bürgerinitiative hatten Bedenken, das Tagungshaus in den südlich des Klosters gelegenen Garten zu bauen. Pater Amann kann diese Bedenken nachvollziehen. Aber alle möglichen Plätze in der Nähe des Klosters hätten auch Nachteile, sagt er - manche mehr, manche weniger. "Wir müssen die 30 Prozent in Kauf nehmen, die hier dagegen sprechen."

Die ersten drei Entwürfe sollten am Donnerstag der Vergabeordnung für freiberufliche Dienstleistungen geprüft werden. Das sei ein durchaus übliches Verfahren, sagt Koch. "Wenn dieses Verfahren positiv verläuft, liegt die Wahrscheinlichkeit ausgesprochen hoch, dass der Wettbewerbsgewinner, also das Büro Auer + Weber, beauftragt wird." Ob der angepeilte Zeitplan eingehalten werden könne, stehe nicht fest, denn nicht alle Abläufe lägen in der Hand der Fraunhofer-Gesellschaft.

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SZ vom 04.04.2014
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