Waldumbauoffensive2030:Ein Nadelbaum mit Zukunft

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Die ersten drei von 500 Tannen haben die bayerische Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber und der Finanz- und Heimatminister Albert Füracker im Forstenrieder Wald bei Neufahrn gepflanzt. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Die bayerische Staatsregierung will den Wald für die Klimakrise rüsten und setzt dazu auf Mischwald - und auf Tannen. 500 davon schlagen nun im Revier Baierbrunn ihre Wurzeln.

Von Veronika Ellecosta, Schäftlarn

"Die Tanne ist ein Zukunftsbaum", sagt Martin Neumeyer, Vorstandsvorsitzender der Bayerischen Staatsforsten. 500 Stück dieser Nadelbaumart hat sein Forstbetrieb, der den Wald des Freistaats bewirtschaftet, für eine Pflanzaktion des bayerischen Finanz- und Heimatministeriums im Forstenrieder Wald bei Neufahrn nahe Schäftlarn ausgewählt. Staatsminister Albert Füracker (CSU) dankt am Mittwoch damit auch den ersten tausend Teilnehmenden an der Online-Umfrage "Heimatspiegel Bayern", bei der sie ihre Einschätzungen zur Zukunft Bayerns abgegeben hatten. Nachdem die ersten 500 Bäume bereits im Garatshauser Wald am Starnberger See gepflanzt worden waren, ist nun der zweite Schwung im Forstenrieder Wald dran.

Den bayerischen Wald klimaresistenter machen, hat sich die bayerische Regierung im Rahmen der Waldumbauoffensive zum Ziel gesetzt. Das bedeutet, den fichtendominierten Wald in einen Mischwald mit heimischen Arten wie Buchen, Eichen - und eben auch Tannen umzuwandeln. Denn dieser Baum kann als Tiefwurzler etwa Stürmen besser standhalten, die sich Prognosen zufolge in Zeiten der Klimakrise häufen werden. Außerdem ist er resistenter gegenüber höheren Temperaturen und Trockenheit, auch der Borkenkäfer befällt lieber Fichten. Und gerade davon stehen im Forstenrieder Wald noch viele. Deshalb strebt auch der Eigentümer, die Bayerischen Staatsforsten, einen Umbau hin zum Mischwald an. "Durch Initiativen wie die von Heimatminister Füracker beschleunigen wir den Umbau und lenken den Blick auf die vielfältigen Funktionen wie Erholung, Klima- und Naturschutz, sowie Holzproduktion", sagt Vorstandsvorsitzender Neumeyer.

Die Tanne gilt als resistent gegen Stürme und gegen Trockenheit. Sie wird auch nicht so oft vom Borkenkäfer befallen wie die Fichte. (Foto: Harry Wolfsbauer)

"Wir haben einen schönen Wald in Bayern", sagt Füracker, der gemeinsam mit Landwirtschafts- und Forstministerin Michaela Kaniber (CSU) in den Forstenrieder Wald bei Neufahrn gekommen ist, um die ersten Tannen der Aktion zu pflanzen. "Aber wenn man den Wald umbauen will, muss man ihn nutzen. Das müssen wir immer wieder erklären." In seiner Ansprache verbindet er den Heimatgedanken mit dem Klimaschutz: Tannen seien in Bayern schon seit der Eiszeit ansässig, sie seien sehr trockenheits- und sturmresistent. Die Pflanzaktion leiste somit ein Beitrag zum klimaresistenten Waldumbau, sagt er. "Vielen Dank an alle, die sich für den Klimaschutz und unsere Heimat Bayern einsetzen."

Michaela Kaniber hebt die gute Zusammenarbeit mit Finanz- und Heimatminister Füracker hervor. "Ohne ein Finanzministerium, das Verständnis hat, die grüne Lunge Bayern zu erhalten, würde es nicht gehen", sagt die Landwirtschafts- und Forstministerin. Für Waldumbauoffensive 2030, die vor fünf Jahren beschlossen worden ist, wurden bisher 200 Millionen Euro zusätzlicher Fördermittel und 200 neue Stellen für die Beratung von Waldbesitzern genehmigt.

Kaniber betont auch die Gemeinschaftsleistung von privaten Waldbesitzern, Kommunen und den Bayerischen Staatsforsten, um den Wald zu erhalten. So hätten die Staatsforsten im vergangenen Jahr 164 000 Stunden damit zugebracht, den Borkenkäfer im Wald aufzuspüren, befallene Bäume zu fällen und den Käfer daran zu hindern, sich weiter auszubreiten, sagt sie. Der bayerische Wald habe in die Folgen des Klimawandels schon zu spüren bekommen. 2015 habe Sturm Niklas hektarweise Fichten umgestürzt, aber auch Trockenheit und Hitze setzten dem Wald derzeit vor allem im Norden des Freistaats zu. "Der Klimawandel hat erst begonnen, der nächste Sturm oder die nächste Trockenheit kommt bestimmt. Wir müssen deshalb schneller sein als der Klimawandel", mahnt sie. "Wir müssen mit aller Kraft daran arbeiten, unseren Wald als entscheidende Lebensgrundlage für unsere Kinder zu erhalten und ihn fit für die Zukunft zu machen."

Die restlichen 497 Tannen-Pflänzchen haben Forstwirt Rudolf Gutjahr und zwei Auszubildende der Staatsforsten in zwei Tagen in den Waldboden eingesetzt. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Nachdem Kaniber und Füracker die ersten drei Tannen in den Waldboden eingepflanzt haben, setzt Forstwirt Rudolf Gutjahr mit zwei Lehrlingen von den Bayerischen Staatsforsten noch die restlichen 497, vier Jahre alten Pflänzchen. Innerhalb von zwei Tagen werde die Pflanzaktion abgeschlossen sein, sagt er. Dann ist der Forstenrieder Wald um 500 Tannen reicher.

Weitere Pflanzungen nördlich von Tutzing

Im Revier Baierbrunn haben die Minister Albert Füracker und Michaela Kaniber (beide CSU) nun 500 Bäume in die Erde gesetzt. Die Wurzeln des Projekts der "Heimatbaum-Patenschaften" liegen jedoch im Landkreis Starnberg: Denn im Garatshauser Wald nördlich von Tutzing gedeihen bereits die ersten Setzlinge. Hier hat die Staatsregierung die erste Hälfte der insgesamt 1000 Bäume angesiedelt. Neben dem Erhalt der "grünen Lunge" Münchens, wie die Wälder rund um die Landeshauptstadt gerne genannt werden, kommt der Standort auch der Region zwischen Tutzing und Feldafing zugute. Wie in Schäftlarn haben die Bäume am Westufer des Starnberger Sees ihr Dasein auch den Teilnehmern der Heimatspiegel-Umfrage zu verdanken. Denn als Gegenleistung für ihre Antworten bei der Befragung dürfen sich 500 von ihnen nun Baumpaten nennen.

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