Bad Tölz stellt Aktionsplan vor:Elf Ziele für den Klimaschutz

Bad Tölz stellt Aktionsplan vor: Auf dem Gelände der ehemaligen Deponie im Gewerbegebiet Farchet hat Bad Tölz vor neun Jahren einen drei Fußballfelder großen Solarpark in Betrieb genommen.

Auf dem Gelände der ehemaligen Deponie im Gewerbegebiet Farchet hat Bad Tölz vor neun Jahren einen drei Fußballfelder großen Solarpark in Betrieb genommen.

(Foto: Manfred Neubauer)

In einer Matrix hat der Fachbeirat Klima die Handlungsfelder der Stadt abgesteckt. Sie reichen von einer jährlichen Energieanalyse der öffentlichen Gebäude über Wasserkraft und Sanierungspläne bis zur Vorsorge vor Starkregen und dem Umbau des Stadtwalds.

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

Mit einem Aktionsplan will die Stadt Bad Tölz ihren Beitrag zum Klimaschutz leisten. Elf Maßnahmen hat der 2020 gegründete Fachbeirat Klima unter der Moderation von Stefan Drexlmeier, Geschäftsführer der Energiewende Oberland, dazu in fünf Sitzungen herausgefiltert. Diese Matrix sei nun "nicht der große Wurf, damit werden wir nicht Erster bei der Einhaltung des Pariser Klimaschutzabkommens sein", sagte Drexlmeier in der Sitzung des Tölzer Stadtrats am Dienstagabend. Sie sei jedoch ein Kompromiss zwischen hohen Ambitionen und dem, was momentan in Bad Tölz an Ressourcen zur Verfügung stehe. "Es gibt keine Universallösung." Der Aktionsplan sei nicht bloß ein politisches Signal, sondern müsse auch "von allen mitgetragen werden."

Der Fachbeirat Klima besteht aus Bürgermeister Ingo Mehner (CSU), 15 Stadträten aus allen Fraktionen, den Referatsleitern der Stadtverwaltung, Stadtförster Florian Weber und Stadtwerke-Chef Walter Huber. Als Grundlagen in den Sitzungen dienten dem Gremium unter anderem der Energienutzungsplan, der Verkehrsentwicklungsplan und das Integrierte Stadtentwicklungskonzept der Stadt. "Das kann ja nicht im luftleeren Raum entstehen", sagte Falko Wiesenhütter, Geschäftsleiter des Rathauses. Der Aktionsplan umfasse insgesamt 36 Maßnahmen, die Bad Tölz aber "nicht alle gleichzeitig aufnehmen" könne. Auch die elf Handlungsfelder, die priorisiert wurden, haben Zeitfenster: kurzfristig, mittelfristig, fortlaufend.

Die Stadt will jedes Jahr einen Energiebericht für ihre eigenen Gebäude erstellen

Jedes Jahr will die Stadt künftig einen Energiebericht für ihre eigenen Gebäude vorlegen. Dabei sollen die Energieverbräuche von Schulen, Turnhallen, Rathaus, Bauhof, Kindertagesstätten, Bibliotheken oder Feuerwehren festgestellt, Schwachstellen analysiert und Optimierungspotenziale gefunden werden. Eine Art Benchmarking, wie Wiesenhütter sagte. Kurzfristig soll auch das Beratungsangebot im Landkreis zum Thema Energiesparen für die Bürgerinnen und Bürger gebündelt dargestellt werden.

Bad Tölz stellt Aktionsplan vor: Seit 1961 ist das Isarkraftwerk bei Bad Tölz in Betrieb. Die Anlage liefert jährlich rund zehn Millionen Kilowattstunden Strom.

Seit 1961 ist das Isarkraftwerk bei Bad Tölz in Betrieb. Die Anlage liefert jährlich rund zehn Millionen Kilowattstunden Strom.

(Foto: Manfred Neubauer)

Die größte Quelle an erneuerbarer Energie in Bad Tölz ist die Wasserkraft - vor allem wegen des Isarkraftwerks. "Ich habe eigentlich gedacht, das läuft von alleine", sagte der Geschäftsleiter im Rathaus. Aber es gehe auch um Themen wie die Neukonzessionierung, ebenso um den Ausbau der Wasserkraft, etwa mit dem geplanten Kraftwerk in Wolfratshausen. Zudem soll die Öffentlichkeitsarbeit für die Angebote des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) ausgebaut werden. "Wir haben festgestellt, dass neben aller inhaltlicher Arbeit ein großer Hebel in der Wahrnehmung und Bekanntheit der Angebote liegt", sagte Wiesenhütter. Als Beispiel nannte er den Express-Bus X970. "Den X-Bus kennen viele Leute nicht."

Vorsorge vor Starkregen und ein klimafitter Stadtwald

Die Matrix umfasst auf der mittelfristigen Zeitschiene einen Sanierungs-Fahrplan für kommunale Liegenschaften, die Potenzial-Analyse für Photovoltaikanlagen auf öffentlichen Gebäuden, die lokale Einsparung von CO₂-Emissionen. "Und dies nicht durch den Kauf von Zertifikaten am Ende der Welt", sagte Wiesenhütter. Vielmehr gehe es um "Möglichkeiten in Bad Tölz, zu klimarelevanter CO₂-Neutralität beizutragen".

Langfristig geht es auch um den Ausbau des Wärmeverbundnetzes im Stadtgebiet und eine attraktive Gestaltung des Fahrradverkehrs. Eine Besonderheit: Die Stadt will sich auf Starkregen-Ereignisse vorbereiten. "Da ist vor allem die Bauleitplanung gefragt", sagte der Geschäftsleiter im Rathaus. Schlussendlich soll auch der Stadtwald für den Klimawandel fit gemacht werden, etwa durch weiteren Waldumbau, durch den Dialog mit Waldbesitzern und Jagdpächtern.

Die Arbeit des Fachbeirats Klima zeige, "dass wir nicht allgemein philosophisch-abstrakt sind, sondern sehr konstruktiv", sagte Bürgermeister Mehner. Für Grünen-Sprecherin Johanna Pfund kann der Aktionsplan indes nur "ein erster Schritt" sein. "Wir müssen beherzt weitermachen", sagte sie.

Zur SZ-Startseite

Klimapolitik in Bad Tölz
:Eisspeicher, Solarpark und ein Nahwärmenetz

Die Stadt setzt seit Jahren auf erneuerbare Energien. Auf einer Radtour erklären Bürgermeister Mehner und Vertreter der Stadtwerke, was damit erreicht wurde - und was noch geplant ist.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: