Klaus Koch war mit dem Auto gekommen. Insofern sah der stellvertretende Landrat (Grüne) selbst ein, dass er nach der Siegerehrung der Aktion "Stadtradeln" am Donnerstagabend im Saal des Landratsamts eigentlich nicht mit aufs Gruppenbild gedurft hätte. Kochs Verhalten sei schon etwas verwunderlich, aber er sei nun mal kein Radfahrer, frotzelte Fritz Schnaller (SPD). "Meine Frau und ich waren auf dem E-Bike in Richtung Königsdorf unterwegs, da trafen wir ihn, wie er zu Fuß unterwegs war", sagt der Zweite Bürgermeister von Wolfratshausen.
Aber es gibt ja genug andere im Landkreis, die dem "Stadtradeln" zum Erfolg verhelfen. 385 Teilnehmer in 38 Teams zählten der Landkreis sowie die beiden Städte Wolfratshausen und Geretsried in diesem Jahr. Alle zusammen absolvierten eine Strecke von 104 081 Kilometern, das entspricht der 2,6-fachen Länge des Äquators. Dabei sparten sie etwa 15 Tonnen CO₂ ein. Die Aktion sei "keine Sportveranstaltung, sondern eine Klimaschutzkampagne, bei der es darum geht zu zeigen, inwieweit in der Region schon klimaneutrale Verkehrsmittel genutzt werden", sagte Andreas Süß, Klimamanager des Landkreises. Zusammen mit den städtischen Umwelt- und Energiemanagern Eva Kiel aus Wolfratshausen und Roswitha Foissner aus Geretsried hatte er das Stadtradeln organisiert. Das beste Team, was die Gesamtkilometer (absolute Wertung) betrifft, stellte standesgemäß der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) mit 9755 Kilometern vor der Loisachtaler Bauernbühne (8590 Kilometer) und der Klasse 7B der Isar-Loisach-Realschule Wolfratshausen (6712). In der relativen Wertung, wo die Kilometer pro Teilnehmer zählen, lag das Team "Die ultimative Würstlcrew rereloaded" (656,6) vor dem Team Stöcker (616,0) und der Waldramer Gruppe "Mia san d'Matthiasradler" (567,2). Die Realschule und die Matthiasradler waren auch die besten Schulteams in den zwei Kategorien. Bei den Firmen/Ämtern lag das Landratsamt in der absoluten Wertung mit 3594 Kilometern vor der Polizei Wolfratshausen (3454 Kilometer), in der relativen Wertung siegte das Fitness-Center "Aktiv & Relax" (525 Kilometer) vor dem Team Linde (384).
Für Landrat Koch ist das Stadtradeln "eine geniale Aktion", um die Energiewende bis 2035 voranzutreiben. Ziel dieser Kampagne des Klima-Bündnisses aus Städten, Gemeinden und Landkreisen sei es, "dieses große Klimaziel mit einer Fröhlichkeit und einer Motivation zu verfolgen, die andere mitreißt". Außerdem könnten sich die Teilnehmer mit solchen Aktionen im Landkreis auch "neue Radwege erradeln", weil sie damit den Handlungsdruck erhöhten. Dann verkündete Koch noch ein besonderes Ergebnis: Das Team "StadtRAD" mit Wolfrathauser Stadträten belegte im Ranking der bundesweit rund 250 000 Teilnehmer aus der Kommunalpolitik den zweiten Platz. Dafür gab es im Saal im Landratsamtes laute "Hey"-Rufe und Applaus.