Bürgermeisterkandidaten im Porträt:Gekommen, um zu bleiben

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In Wolfratshausen schlummere viel Potenzial, das man herausholen müsse, sagt Klaus Heilinglechner. Das habe ihn 2014 dazu bewogen, das Amt anzunehmen, nun will er angestoßene Projekte weitere sechs Jahre begleiten. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Der Wolfratshauser Bürgermeister Klaus Heilinglechner wirbt für Kontinuität und tritt an der Spitze der Bürgervereinigung für eine zweite Amtszeit an. Der Ton im Stadtrat ficht ihn genauso wenig an wie seine vier Herausforderer. Denn es sei ihm einfach wichtig, für die Stadt arbeiten zu können

Von Konstantin Kaip, Wolfratshausen

Dass er für eine zweite Amtszeit als Bürgermeister kandidiert, hatte Klaus Heilinglechner (Bürgervereinigung, kurz BVW) schon vor fast zwei Jahren verkündet. Die Voraussetzungen, unter denen der Wahlkampf nun begonnen hat, standen damals freilich noch nicht fest. Sein Vorgänger und politischer Ziehvater Helmut Forster stand in der Bürgervereinigung noch fest an seiner Seite, inzwischen hat er die "Wolfratshauser Liste" gegründet, die Richard Kugler als Gegenkandidaten berufen hat. Er ist, nach Günther Eibl (CSU), Annette Heinloth (Grüne) und Manfred Menke (SPD), der vierte Herausforderer, der sich Heilinglechner entgegenstellt.

An seinem Willen, Rathauschef zu bleiben, habe der heftige politische Gegenwind aber nichts geändert, betont der 52-Jährige in seinem Amtszimmer im Rathaus. Die Gründe für seine erneute Kandidatur seien im Prinzip dieselben, die ihn bewogen hätten, das Amt 2014 anzunehmen: "Mir liegt Wolfratshausen unheimlich am Herzen", sagt Heilinglechner. In der Stadt schlummere viel Potenzial, das man herausholen müsse. Dafür seien in seiner Amtszeit viele langfristige Projekte angestoßen worden, "die ich gerne fertig begleiten möchte".

Damit meint er zum Beispiel die Umgestaltung der Marktstraße, deren Fahrplan bei der Bürgerbeteiligung entworfen wurde. "Man kann die Stadt nur attraktiver machen, wenn man sie für die Bürger gestaltet und weiß, was ihnen wichtig ist", sagt er. Oder die von BVW, SPD und Grünen angestoßene Wohnbauinitiative, dessen erstes Projekt mit den 52 geförderten Stäwo-Wohnungen an der Schlesierstraße gerade abgeschlossen wurde. "Man braucht eine gewisse Zeit, um Duftmarken zu setzen und Dinge umzusetzen." Sechs Jahre seien dafür einfach zu kurz.

In Wolfratshausen schlummere viel Potenzial, das man herausholen müsse, sagt Klaus Heilinglechner. Das habe ihn 2014 dazu bewogen, das Amt anzunehmen, nun will er angestoßene Projekte weitere sechs Jahre begleiten. (Foto: Harry Wolfsbauer)

"Ich bin hier in dem Beruf angekommen", sagt der gelernte Landwirt - erklärt aber auch, dass das eine ganze Weile gedauert habe. "Wenn man als Bürgermeister neu anfängt, braucht man ein- bis eineinhalb Jahre, bis man sich eingearbeitet hat." In dieser Zeit musste Heilinglechner auch herbe Niederlagen einstecken. Schon nach wenigen Wochen im Amt lehnte die große Mehrheit der Wolfratshauser einen Archivneubau am Loisachufer per Bürgerentscheid ab. Im Jahr darauf scheiterte mit dem Bürgerladen im Untermarkt 10 ein Herzensprojekt am zweiten Bürgerentscheid seiner Karriere. Er glaube immer noch, dass ein genossenschaftlicher Laden dort funktionieren würde, sagt Heilinglechner.

In seiner Zeit als Bürgermeister habe er "definitiv einiges dazulernen müssen", sagt der ehemalige Bio-Milchbauer. Zum Beispiel, dass die anderen Fraktionen im Stadtrat nicht mit Kritik sparen. Die bekam er auch als Chef der Verwaltung zu spüren. Als ihm der CSU-Ortsverband einen Rücktritt nahelegte, nachdem seine langjährige Sekretärin im Frühjahr dieses Jahres wegen Unterschlagung zu einer Bewährungsstrafe verurteilt wurde, blieb Heilinglechner cool. Den Vorwurf, er habe seine Verwaltung nicht im Griff, ließ er nicht gelten. "Wenn einer eine kriminelle Energie hat, kann man so etwas nicht verhindern", sagt er dazu. Das habe auch die Rechtsaufsicht im Landratsamt bestätigt.

Als Bürgermeister muss Heilinglechner auch Mehrheitsentscheidungen tragen, bei denen er überstimmt wurde. Zum Beispiel beim Untermarkt 10. Er hätte die städtische Immobilie gerne an einen Investor vergeben. Den Stadtratsbeschluss, die Stäwo mit der Sanierung zu beauftragen, bezeichnet er heute jedoch als Konsens, mit dem er gut leben könne. "Es ist ein demokratischer Prozess. Ich sehe, es findet sich eine Mehrheit, und es geht etwas voran. Warum sollte ich mich dem verschließen?" Ähnlich verhält es sich mit dem Parkhaus am Paradiesweg, das er anfangs als zu teuer abgelehnt hatte.

(Foto: oh)

Bitter für ihn ist indes die mehrheitliche Entscheidung des Stadtrats, am Kostendeckel für die Surfwelle festzuhalten. So steht kurz vor Ende seiner Amtszeit wieder einmal ein ambitioniertes Bürgerprojekt vor dem Aus. Schwer zu ertragen ist für ihn auch der Stillstand gegenüber seinem Arbeitsplatz. Dass das ehemalige Isar-Kaufhaus wegen eines laufenden Rechtsstreits mit den Nachbarn seit Monaten als halb abgerissene Ruine dasteht, sei "ein großer Dämpfer für die Innenstadt und alle Geschäftsleute", sagt Heilinglechner. Vorwürfe, er hätte die Eskalation durch Gespräche mit den Anliegern verhindern können, wehrt er jedoch ab. Auf die Parteien zuzugehen, das sei in erster Linie Aufgabe des Bauherrn gewesen, sagt er. Auch habe er "nicht mit solchen Widerständen gerechnet". Inzwischen führe er Schlichtungsgespräche mit einem Nachbarn und habe dem Investor auch seine Hilfe als Mediator angeboten. Der "gordische Knoten" sei aber noch nicht geplatzt.

Dass einige in der Ruine ein Symbol für den allgemeinen Stillstand in der Stadt sehen, ärgert Heilinglechner allerdings. "Man darf nicht immer alles an einem Projekt festmachen und nur das Negative sehen." Schließlich sei in Wolfratshausen auch "einiges weitergegangen". Dazu gehöre nicht zuletzt die erstarkte Geburtenstation an der Kreisklinik, für die er sich mit einer Resolution eingesetzt habe.

Das Zerwürfnis mit seinem Vorgänger will er nicht als Dämpfer bezeichnen. Zwar habe es ihn überrascht, dass Forster als Gründungsmitglied die BVW verlasse, weil er mit seinem Führungsstil Probleme habe, sagt Heilinglechner. "Aber die Bürgervereinigung hat sich nicht verändert", betont er. "Wir sind politisch neutral und nach allen Seiten offen. Wir denken ökologisch und trotzdem wirtschaftlich, und wir sind sozial eingestellt." Das zeige auch die "hervorragende Stadtratsliste mit einer sehr guten Mischung", mit der er nun in den Wahlkampf geht. Dabei wird Heilinglechner für eine Kontinuität werben, um die eingeschlagenen Wege weiterzugehen. Dazu gehört für ihn auch, die Aufwertung der Innenstadt konsequent umzusetzen und sich weiterhin für bezahlbaren Wohnraum einzusetzen. "Es ist mir eine Herzensangelegenheit, für Wolfratshausen arbeiten zu können", sagt Heilinglechner - "auch wenn es nicht immer leicht ist."

Der dreifache Vater trägt das Wappen mit dem Wolf aus Überzeugung am Revers. Das zeigt sein Lebenslauf: Heilinglechner wurde in Wolfratshausen geboren und hatte immer seinen Lebensmittelpunkt in der Stadt. Er lebt auf seinem Hof in Weidach, den seine Familie in dritter Generation betreibt - inzwischen "sehr extensiv", wie er sagt. Und auch wenn er amtsbedingt viel mehr Zeit im Rathaus verbringt, füttert er im Winter jeden Morgen sein Vieh im Stall. "Das gibt mir eine gewisse Bodenständigkeit. Mit der Natur und mit Tieren zu arbeiten, lässt mich auf das Wesentliche besinnen." Den Bezug zur Landwirtschaft will er auch in einer zweiten Amtsperiode nicht verlieren. Und sollte es mit der Wiederwahl nicht klappen, will er seinen Hof zwar nicht erweitern, aber "landwirtschaftsnah" tätig werden. "Ich bin sehr gerne Bürgermeister", sagt Heilinglechner. "Aber ich klebe nicht an diesem Amt."

© SZ vom 08.01.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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