Im Klammerweiher in Bad Tölz haben schon die Kinder von Thomas Mann geplanscht, als die Familie die Sommermonate von 1909 bis 1917 in der Villa an der Heißstraße verbrachte. Das Gewässer war damals noch jung: Es wurde vor rund 120 Jahren angelegt, um Eis für die Keller der Tölzer Brauereien zu gewinnen – allerdings als Schwarzbau, sprich: ohne wasserrechtliche Genehmigung. Damit der Weiher bei Starkregen nicht über die Ufer tritt und dann vor allem die südwestlich gelegenen Grundstücke überschwemmt, wird jetzt der Damm ertüchtigt. Die Arbeiten dauern bis März kommenden Jahres.
Der Klammerweiher ist als Biotop kartiert. Eine wasserrechtliche Genehmigung war allerdings nie beantragt worden, bis das Tölzer Landratsamt die Stadt vor sechs Jahren schließlich aufforderte, dies nachzuholen. Das Plazet war mit Auflagen verknüpft: „Voruntersuchungen haben ergeben, dass bei einem 100-jährlichen Hochwasser das Rückhaltevolumen nicht ausreicht und der Weiher überläuft“, erklärt Birte Stahl, Pressesprecherin der Stadt. Um Fördermittel zu bekommen, müssten jedoch „die Werte eines möglichen 100-jährlichen Hochwassers angelegt werden“. Deshalb müsse der Damm auf der wasserabgewandten Seite um 60 Zentimeter aufgeschüttet werden.
Außerdem ist südlich der Leseoase, die südwestlich des Klammerweihers liegt, eine Überlaufschwelle mit befestigtem Ablaufgerinne nötig. Und auch das Ablaufwerk muss neu gebaut werden. „Hier erfolgt bei Hochwasser die Ableitung über ein neues Tosbecken, das dem ablaufenden Wasser die Energie nimmt, bevor es in die Verrohrung und schlussendlich in den Ellbach fließt“, teilt Pressesprecherin Stahl mit. Die Baukosten, inklusive Planung, liegen bei circa 450 000 Euro brutto. Eine Förderung von bis zu 50 Prozent der zuwendungsfähigen Ausgaben sei bewilligt, so Stahl.
In einem ersten Schritt wurden bereits Bäume und Büsche entfernt, die auf dem Areal des künftigen Ablaufbauwerks und auf dem Damm wuchsen. Die Stämme werden auf zwei nahegelegenen Flächen als Totholz gelagert, um Insekten und Tieren einen neuen Lebensraum zu bieten. Dies sei mit der Unteren Naturschutzbehörde so abgesprochen, teilt Stahl mit. Wenn die Arbeiten im nächsten Frühjahr beendet sind, will die Stadt zur Wohnbebauung hin nachpflanzen.
Während der Bauphase ist der Thomas-Mann-Weg zwischen der Alleestraße und der Leseoase gesperrt. Wenn im April 2025 die Asphaltwerke wieder öffnen, werde der beliebte Spazierweg wieder hergerichtet, so die Pressesprecherin.