Süddeutsche Zeitung

Klärwerk Weidach:Totalschaden

Die Explosion hat an der Entgasungsstation doch mehr deutlich mehr Schaden angerichtet als zunächst angenommen. Bei der Ursache tappt die Kripo immer noch im Dunkeln.

Wolfgang Schäl

Der Schaden, der bei der Explosion im Wolfratshauser Klärwerk am Sonntag, 3. Juni, entstanden ist, fällt deutlich höher aus als angenommen. War zunächst die Rede von 150 000 bis 200 000 Euro, so gehen aktuelle Schätzung mittlerweile von rund 300 000 Euro aus. Diese Zahl nannte die Kriminalpolizei Weilheim am Dienstag. Die Kripo kann aber nach wie vor keine konkreten Aussagen über die Ursache des Unglücks in der Entgasungsstation nennen.

Das in Auftrag gegebene Gutachten sei noch nicht abgeschlossen, es könne sich grundsätzlich um einen technischen Defekt, aber auch um Fehlverhalten eines Mitarbeiters handeln, hieß es. Sobald die Expertise vorliegt, wird der Fall an die Staatsanwaltschaft weitergeleitet, die dann zu entscheiden hat, ob ein fahrlässiges oder strafwürdiges Verhalten vorliegt.

Manfred Fleischer, der Vorsitzende des Abwasserzweckverbands Isar-Loisachgruppe, gewinnt dem Vorfall zumindest eine positive Seite ab: "Sind wir froh, dass niemand verletzt worden ist." Was die materiellen Konsequenzen betrifft, bestätigt Fleischer, "dass wir da wohl von einem Totalschaden ausgehen müssen", allerdings seien die Einrichtungen der Abwassergruppe gut versichert. Auch ein Experte der Versicherung sei derzeit noch mit der Ursachenforschung befasst.

Als zweiten positiven Aspekt merkt Fleischer an, dass der laufende Betrieb der Kläranlage insgesamt nicht beeinträchtigt wurde. Die Gasentsorgungsanlage ist nicht für den Klärprozess notwendig, sondern soll ökologisch sinnvoll das Speichern von Energie ermöglichen. Man warte somit die Ermittlungen der Polizei mit Ruhe ab. Fleischer vermutet, dass der Unfall eine Folge elektromagnetischer Aufladung gewesen sein könnte. Einflüsse von außen wie Blitzschlag sind bei den Ermittlungen bereits ausgeschlossen worden.

Weit weniger entspannt war der Abwasserzweckverband bei einem Schadensfall im Jahr 2005, zu dem ebenfalls Wetterkapriolen beigetragen hatten. Fleischer hat den Vorfall noch gut in Erinnerung: "Es war am 23. August, als ich mitten in der Nacht angerufen worden bin." Aufgrund starker Regenfälle war der Sylvensteinspeicher geöffnet worden, es drang Hochwasser aus der Isar in die Weidacher Anlage ein und vermischte sich nach einem Ausfall der Pumpen mit dem Abwasser. "Das hat uns damals wirklich erschüttert", entsinnt sich Fleischer, "zumal damals auch das Grundwasser mit betroffen war."

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Quelle:
SZ vom 04.07.2012
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