Kirchenglocken für den CD-Player:"Die CD hat richtig eingeschlagen"

Pfarrer Gerhard Beham aus Egling hat das Geläut der Kirchenglocken seines Pfarrverbands aufgenommen und eine CD produziert. Ein Gespräch über die meditative Kraft des Glockengeläuts.

Bernhard Lohr

Da ist der mächtige Turm in Neufahrn, und dort sind die schlanken Türme in Thanning und Deining. Pfarrer Gerhard Beham betreut ein weites Gebiet mit vielen Dörfern und ebenso vielen Kirchen und Kapellen. Und überall im Pfarrverband Egling, Deining und Thanning klingt es anders, wenn die Glocken schlagen. Pfarrer Beham hat das Läuten aufgenommen und daraus eine CD produziert.

Kirchenglocken für den CD-Player: Pfarrer Gerhard Beham hat das Geläut aller Kirchen aus seinem Pfarrverband aufgenommen und eine CD produziert - ein wenig Text ist auf der Scheibe aber auch zu hören.

Pfarrer Gerhard Beham hat das Geläut aller Kirchen aus seinem Pfarrverband aufgenommen und eine CD produziert - ein wenig Text ist auf der Scheibe aber auch zu hören.

(Foto: Hartmut Pöstges)

SZ: Sie haben eine CD mit dem Glockenläuten Ihrer Kirchen aufgenommen. Das ist ungewöhnlich.

Gerhard Beham: Ich bin im Herbst 2005 im Pfarrverband Egling Pfarrer geworden. Es ist eine sehr dezentrale Gemeinde, in der wir viele Dörfer haben mit vielen Kirchen. Diese stammen aus verschiedenen Zeiten und spiegeln auch etwas wieder von der Geschichte der Orte und auch dem Leben der Menschen.

SZ: Aber mussten Sie deshalb eine CD produzieren?

Beham: Der Ausgangspunkt war, dass ich mit einem Freund, Pfarrer Mannhardt aus Hausham, der sich viel mit Glocken beschäftigt, die zwölf Türme der Kirchen mit allen Filialkirchen im Pfarrverband Egling, Thanning und Deining bestiegen habe. Immer wenn Zeit war, haben wir hobbymäßig einen Glockenturm besichtigt und die Glocken inspiziert, Daten aufgenommen und Chroniken auf Nachrichten über die Glocken durchstöbert. Klaus Bendel aus Wolfratshausen hat dann die Roh-CD erstellt.

SZ: Was haben Sie da herausgefunden?

Beham: In Reichertshausen zum Beispiel haben wir die ältesten Glocken aus gotischer Zeit aus dem Jahr 1520, wir haben verschiedene Barockglocken aus dem 17. und 18. Jahrhundert. In den Weltkriegen mussten viele Glocken abgenommen werden, sie wurden eingeschmolzen. Nur eine Glocke blieb dann in der Regel zurück, um im Notfall die Menschen warnen zu können. Erst im Zweiten Weltkrieg sind in Reichertshausen die Glocken abgenommen worden, und auch in Puppling. Sie wurden aber mangels Masse nicht eingeschmolzen. Gott sei Dank.

SZ: Aber zu einer CD ist es ja nochmal ein großer Schritt.

Beham: Ja, da gilt es zu inspizieren, auch Geschichten zu sammeln, etwa über die Anschaffung der Glocken. Ich habe immer wieder unter der älteren Bevölkerung nachgefragt, und da wussten einige Interessantes zu erzählen, zum Beispiel in Neufahrn. Die haben einen großen Glockenturm. Vor der Elektrifizierung gab es einen Läutedienst und einige Läutebuben, da hat man an der Tonabfolge gehört, wer am Seil hängt. Die CD ist sowas wie eine Glockenreise durch den Pfarrverband. Ich habe das einigermaßen chronologisch aufgezogen. Das beginnt in Reichertshausen und hört auf in den 80er Jahren mit der Sebaldkirche.

SZ: Da ist also nicht nur Läuten zu hören, sondern auch Text?

Beham: Die CD besteht bei 60 Minuten zur Hälfte aus Geläut und zur anderen Hälfte aus Text.

SZ: Ist das Geläut nicht auf Dauer langweilig anzuhören?

Beham: Es sind abwechselnd einzelne Anschläge zu hören, dann das Läuten und dann ist das teilweise auch mit Text unterlegt. Die Leute sagen, das ist meditativ und wunderbar zum Entspannen. Das ist so ähnlich wie auf Bayern 1 das Zwölfuhrläuten am Sonntag. Das kenne ich schon, seit ich ein Kind bin. Da wird eine Kirche vorgestellt und der Radiosprecher bringt die Informationen über das Geläut der Kirchen.

SZ: Erkennen Sie jetzt am Läuten, wie alt eine Glocke ist?

Beham: Nein, das kann man nicht raushören, es gibt hohe oder tiefe Glocken, sie sind nach Tonlagen gestimmt. In Thanning gibt es die Glocke mit dem tiefsten Ton im Pfarrverband; und es gibt ganz hell klingende, wie die Glocken in Puppling, ein hell zwitscherndes Duett.

SZ: Jetzt muss ich Sie aber nach Ihrer Lieblingsglocke fragen?

Beham: Das kann ich eigentlich gar nicht sagen. Der frei stehende Glockenstuhl in Sankt Sebald hat ein volles und harmonisches und wohlklingend einhüllendes Geläut, aber ich höre die anderen Glocken auch sehr gerne.

SZ: Wenn Sie das so erzählen, hat die Vorstellung von einer Glocken-CD gar nichts Ungewöhnliches mehr, das klingt fast schon naheliegend.

Beham: Die CD hat richtig eingeschlagen bei uns. Ich habe das den Pfarrgemeinderäten erzählt, dann haben wir die produzieren lassen. Die erste hat Erzbischof Reinhard Marx bekommen. 370 CDs wurden mittlerweile verkauft, 60 sind noch über. Die sind im Pfarramt zu bekommen. Der Erlös aus dem Verkauf kommt der Reparatur der Glocken zugute.

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