KinoP. Penzberg:Lichtspiel unter freiem Himmel

KinoP. Penzberg: Fünfzig Liegestühle mit ihrem Logo haben Claudia und Markus Wenzl anfertigen lassen. Ansonsten muss das Publikum Sitzgelegenheiten mitbringen.

Fünfzig Liegestühle mit ihrem Logo haben Claudia und Markus Wenzl anfertigen lassen. Ansonsten muss das Publikum Sitzgelegenheiten mitbringen.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Claudia und Markus Wenzl kampieren neben ihrer neuen Location

Von Kathrin Müller-Lancé

Die erste Nacht haben Claudia und Markus Wenzl doch noch im heimischen Bett verbracht. Der Schlafbereich im Wohnwagen war komplett nass, nachdem es durch ein undichtes Fenster geregnet hatte. Jetzt haben die beiden eine Plane besorgt - und hoffen auf trockenere Nächte. Es ist eben das erste Mal, dass die Wenzls, Betreiber des KinoP. in Penzberg, ein Open-Air-Filmfest auf der Berghalde veranstalten. Um die Leinwand und Gerätschaften nicht alleine zu lassen, haben die beiden beschlossen, auf dem Gelände zu nächtigen - im Wohnwagen eines Mitarbeiters.

"Vielleicht wird das ein bisschen wie Urlaub", sagt Markus Wenzl lachend. Er und seine Frau sitzen auf orangefarbenen Liegestühlen mit der Aufschrift "KinoP.", die sie extra für die Freiluftveranstaltung haben anfertigen lassen. 50 Stück gibt es davon. Ansonsten müssen die Besucherinnen und Besucher ihre Sitzmöbel selbst mitbringen. Für etwa 300 Menschen ist hier oben Platz, schätzt Claudia Wenzl. "Aber auch wenn es mehr werden, bringen wir die schon unter."

So richtig wohnen die Wenzls hier oben natürlich nicht. Das Kino in der Stadt muss schließlich auch noch betrieben werden. Frühstück und Mittagessen gibt es zu Hause, dann beginnen die Aufbauarbeiten auf dem Gelände. Gerade einmal fünf Minuten und zwei elektronische Blasebälge braucht es, dann steht die aufblasbare Leinwand. Wie eine Hüpfburg ragt sie in den Himmel, zehn mal sechs Meter Platz für Kino. Ein acht Jahre alter Projektor, laut Markus Wenzl "in Japan handgefertigt", wirft die Filme an die Wand.

Das dreifach Oscar-preisgekrönte Roadmovie "Nomadland" ist im Programm, außerdem das "Kaiserschmarrndrama" und "Bohemian Rapsody". "Da müssen wir dann vielleicht ein bisschen lauter aufdrehen", sagt Claudia Wenzl. Sie und ihr Mann freuen sie aber am meisten auf die Dokumentarfilme, die Vorpremiere von "Walchensee forever" zum Beispiel.

"Das wollten wir eigentlich immer schon mal machen", sagt Markus Wenzl über das Projekt Freiluftkino. Damit sich das Ganze lohnt, brauche es mehr als ein paar Einzeltermine, "dann ist es auch nicht schlimm, wenn ein paar Abende verregnet sind." Das Equipment haben er und seine Frau vor allem mit Hilfe eines Corona-Sonderprogramms über die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) finanziert. Alles in allem hätten sie etwa 50 000 Euro investiert, schätzt Claudia Wenzl.

"Für uns ist Corona lang nicht vorbei"

Der zusätzliche Vorführraum unter freiem Himmel kommt den Wenzls nach der harten Phase der Pandemie gelegen. Zehn Monate war ihr Kino wegen Corona geschlossen, aktuell dürfen sie immer noch nur 40 Prozent der Plätze besetzen. "Für uns ist Corona noch lange nicht vorbei", sagt Claudia Wenzl. Auch beim Open-Air-Kino gelten die üblichen Hygienemaßnahmen, erst am Platz darf die Maske abgenommen werden. "Wir müssen gleich die Desinfektionsspender noch aufhängen", sagt Wenzl zu ihrem Mann.

Es gibt aber auch Bewährtes: die Popcornmaschine zum Beispiel. Für zusätzliche Getränke und Snacks sorgt das Organisationskomitee Penzberger Fasching. Von 20 Uhr an ist Einlass, die Filme beginnen erst bei Dunkelheit. Einen ersten scheuen Besucher haben die Wenzls schon früh an diesem Nachmittag: Ein Reh beobachtet vom Waldrand aus, was auf dem Gelände passiert. Markus Wenzl zückt sein Smartphone. Ganz schön viel los hier oben.

KinoP. Penzberg: Die Leinwand ist aufblasbar.

Die Leinwand ist aufblasbar.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Open-Air-Kino, Berghalde Penzberg, täglich bis 8. August, Einlass 20 Uhr, Karten zu 7 Euro an der Abendkasse, www.kinop.de/open-air-kino

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