Kino:Starnberg und die Welt

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Das 16. Fünfseen-Festival ist so politisch wie selten zuvor. In Diskussionen und Filmen geht es um Folgen des Ukraine-Kriegs, die Lage in Taiwan, Klimakatastrophen und den Aufstieg von Despoten.

Von Gerhard Summer, Starnberg

Programmvorstellung mit Gästen: Festivalleiter Matthias Helwig (Mitte) mit seinen Mitarbeiterinnen Vanessa Mayer, Diana Dickmann (2. und 3. v. li.) und Veronika Osterauer (3. v. re.), Produzent Ingo Fliess (li.), Schhauspielerin Johann Bittenbinder (4. v.li.) und dem Ehepaar Anne und Alex Eichberger (re). (Foto: Arlet Ulfers)

So nah am Puls der Zeit dürfte das Fünfseen-Filmfestival noch nie gewesen sein. Von 24. August bis 4. September geht es um die Folgen des Kriegs in der Ukraine und die chinesischen Drohgebärden gegenüber Taiwan genauso wie um die Gletscherschmelze in Grönland, um Vertreibung, Flucht und den Aufstieg von Despoten. "Ich versuche, da hinzudeuten, wo ich finde, dass man politisch hinschauen sollte", sagt Leiter Matthias Helwig bei der Programmvorstellung in Starnberg mit den Initiatoren der Reihe "Kino & Klima", Anne und Alex Eichberger, Schauspielerin Johanna Bittenbinder, Produzent Ingo Fliess und Kurt Tykwer, dem Leiter des Filmforums Landsberg und Vater von Tom Tykwer.

Der Landkreis Starnberg pflegt seit drei Jahrzehnten eine Freundschaft mit der Stadt New Taipei City. Der Generaldirektor der Taipeh-Vertretung in der Bundesrepublik, Ian-Tsing Dieu, kommt am 30. August ins Kino Starnberg, der Abend sei "ein kleines Statement hier im Landkreis", so Helwig. Die Ukraine-Diskussion geht am 3. September in Gauting über die Bühne. Generalkonsul Yuriy Yarmilko, Produzent Mehmet Bahadir Er und die Regisseurin Maryna Er Gorbach haben ihr Kommen zugesagt. Hinterher läuft Gorbachs Familiendrama "Klondike", das 2014 an der russisch-ukrainischen Grenze im Gebiet Donezk spielt.

Hat die Dokumentation zur Aufführung von Brechts Parabel auf den Aufstieg von Despoten initiiert: Kurt Tykwer, Chef des Filmforums Landsberg. (Foto: Arlet Ulfers)

Für den politischen Anspruch steht das neue Diskussionsformat "Meet the Festival", bei dem Regisseure über ihre Arbeit, aber auch über Themen wie die "Fridays for Future"-Proteste sprechen; außerdem etliche andere Produktionen: die Doku "Sons of Caine" zur albanischen Geschichte, das Drama "Darkling" über die Vertreibung von Serben im Kosovo und die Weltpremiere "Das Arturo-Projekt". Kurt Tykwer hatte die ungewöhnliche Aufführung von Brechts Parabel "Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui"mit Wanderzirkus, zwei Schauspielgruppen und Band in Landsberg gesehen und "alles daran gesetzt", sie mit der Kamera festzuhalten. Er konnte Regisseur Robert Fischer dafür begeistern. Die Dokumentation zeige: "Arturo Ui ist überall in der Welt."

Spielt im Oberpfalz-Krimi "Schwiegend steht der Wald" mit: Johanna Bittenbinder und der Co-Produzent des Films, Ingo Fliess. (Foto: Arlet Ulfers)

Vier Welt- und 16 Deutschlandpremieren stehen diesmal an, viele Produktionen seien Wochen oder Monate vor dem Kinostart in Starnberg, Gauting und Seefeld und auf den Open-Airs zu sehen, sagt Festivalsprecher Dominik Petzold. Ihm zufolge werden 80 Regisseure, Schauspieler und Produzenten zu dem Filmmarathon mit Ehrengast Iris Berben und Sandra Hüller erwartet, die nach Birgit Minichmayr und Nina Hoss den Hannelore-Elsner-Schauspielpreis erhält. Schon zum Freilicht-Auftakt am 24. August mit schätzungsweise 500 Besuchern in Starnberg haben sich Katharina Wolf, die Regisseurin des Eröffnungsfilms "Alle wollen geliebt werden", und ihre Hauptdarstellerinnen Anne Ratte-Polle und Ulrike Willenbacher angekündigt. Und: Das Cinemamobile, das 2021 abgebrannt war, feiert wieder Auferstehung. Wolf Gaudlitz kommt mit seinem neuen Gefährt zu den Open-Air-Vorstellungen am Pfarrstadel Weßling.

Infos und Karten unter www.fsff.de

© SZ vom 20.08.2022 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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