Dreieinhalb Jahre ist es her, dass Bad Tölz den Kindergarten an der Jahnstraße eröffnet hat, nun wird schon der nächste geplant: Vorgesehen ist eine Kindertagesstätte für etwa 140 Mädchen und Jungen in vier Kindergarten- und drei Krippengruppen. In einer Standortanalyse, die Stadtbaumeister Florian Ernst am Dienstagabend dem Tölzer Stadtrat vorlegte, wird für den Neubau die Wiese neben dem Garten der Asklepios-Klinik an der Arzbacher Straße empfohlen, die direkt am baumbestandenen Hang zur Bundesstraße 472 liegt. Mit 17 zu sieben Stimmen vertagte das Gremium jedoch eine Entscheidung. Das dreieckförmige Areal soll zunächst besichtigt werden.
Für die neue Kita hat die Stadt gut 4,8 Millionen Euro bis 2028 in ihr Investitionsprogramm aufgenommen. Als mögliche Standorte habe man sieben Flächen bewertet, sagte Stadtbaumeister Ernst: den Parkplatz P1 an der Arzbacher Straße, ein Areal südlich des Franziskanergartens, die „Türkwiese“ an der Ludwigstraße, den Maxlweiher, eine Fläche am Oberen Griesfeld, eine zwischen Königsdorfer Straße und Stausee – und eben das Dreieck an der Arzbacher Straße. Kriterien waren unter anderem ein grundsätzlicher Platzbedarf von 4000 Quadratmetern, Lage und verkehrliche Anbindung, Synergien und Infrastruktur, Planbarkeit, Stadtentwicklungsaspekte und Nutzungskonflikte. Zudem sollte es sich um ein Grundstück der Stadt handeln.
Christof Botzenhart (CSU) führte noch eine andere Kategorie ein. Eine unprofessionelle, wie er einräumte: „Mein Bauchgefühl als Tölzer.“ Und das sage ihm, dass das favorisierte Dreieck-Grundstück „schlicht und einfach kein attraktiver Standort“ sei. Botzenhart plädierte dafür, die Kita auf dem Parkplatz P1 auf der gegenüberliegenden Seite der Arzbacher Straße zu bauen. Damit setzte Botzenhart den Ton der Debatte, denn auch andere Stadträte beriefen sich fortan in ihrer Argumentation auf ihr „Bauchgefühl“.

Zu den Gegnern des bestbenoteten Standorts zählten auch Johanna Pfund (Grüne) und Matthias Winter (CSU), die ihn für zu schattig halten, wegen der hohen Bäume zur Bundesstraße hin. Toni Kollmeier (Grüne) missfiel die Nähe zur Klinik. Zwar hätten Beschäftigte des Krankenhauses den Vorteil, ihren Nachwuchs in der neuen Kita abzugeben, auch einige Patienten dürften sich über spielende Kinder freuen. Aber, so Kollmeier: „Es gibt eben auch nicht wenige Patienten, die das nicht brauchen können.“ Seinen Vorschlag, die neue Kita am Maxlweiher zu errichten, wo sie auch erweitert werden könne, erteilte Bürgermeister Ingo Mehner (CSU) eine Absage. 2026 beginne dort der Bau der Nordumfahrung so richtig, da könne man keine zusätzliche Baustelle schaffen.
Willi Streicher (SPD) bezeichnete die Lage als problematisch. Das sei zum einen weit weg vom Schuss. Zum anderen werde es Schwierigkeiten mit der Anlieferung und den nötigen Parkplätzen vor dem Haus geben, prophezeite er. Ablehnend äußerte sich auch Anton Mayer (CSU). „Wir dürfen das Haus nicht nur für die Kinder bauen, sondern müssen auch Wohnraum für Mitarbeiter anbieten.“ Dafür sei das Dreieck-Areal nicht geeignet. Karsten Bauer (CSU) verwies auf den nahen Hubschrauber-Landeplatz der Klinik. Der Lärm von Helikoptern, die dort fünf-, sechsmal am Tag starten und landen, sei unerträglich, befand er. Damit dürfe man nicht Kindergartenkinder belästigen, die raus in die Natur müssten.
„Am Hang können sie buddeln und sich verstecken. Und ein Helikopter-Landeplatz? Juchhu.“
Das sah Bürgermeister Mehner anders. Für ihn als Kind seien Hubschrauber eine Attraktion gewesen, sagte er. Ähnlich äußerte sich Ulrich Fottner (FWG): „Das hat man als Kind gerne gesehen, das war das Höchste.“ Zu den Befürwortern des Standorts neben dem Klinik-Garten zählte ferner Bärbel Weixner (Grüne). Aus pädagogischer Sicht sei er gar nicht schlecht, weil er nicht an der Straße liege und die Kinder dort laufen könnten, sagte die Leiterin der Grundschule am Lettenholz. „Am Hang können sie buddeln und sich verstecken. Und ein Helikopter-Landeplatz? Juchhu.“
Weg vom Schuss – das ist für Michael Lindmair (FWG) nach pädagogischen Aspekten ideal. Eine Zufahrt für Eltern und Lieferanten werde es dort geben, widersprach er den Bedenken Streichers. Und Schatten auf dem Grundstück finde er „gar nicht so schiach“. Das unterstrich Doris Bogis (Grüne). „Wir werden heißere Sommer haben, und da kriegen wir den Schatten frei geliefert.“ Auch der Verkehrslärm der B472 gehe über das Grundstück hinweg, weil es tiefer liege als die Straße.
Überrascht zeigte sich Richard Hoch (Grüne), dass dem Stadtrat mit der Präsentation der Standortanalyse gleich eine Entscheidung abverlangt werden sollte. Dazu sahen sich am Ende nur sieben Stadträte in der Lage. Alle anderen nahmen das Angebot von Bürgermeister Mehner an, das Dreieck-Grundstück und den Parkplatz P1 zunächst einmal zu besichtigen.