Kinderliteraturpreis:"Leseratten" für das "Penzberger Urmel"

Vor fünf Jahren hat "Urmel"-Autor Max Kruse den Kinderliteraturpreis "Penzberger Urmel" ins Leben gerufen. Heuer gibt es erstmals eine Kinder-Jury.

Ingrid Hügenell

Das Gefühl, dass man gelesen hat und erfüllt ist von der Geschichte, kennt Gisela Geisler gut. "Ich war selbst eine Leseratte", sagt sie. Wer so hingegeben liest, möchte sich mitteilen, über das Gelesene sprechen und es teilen, weiß die Leiterin des Penzberger Stadtmuseums. Das Erlebnis des erfüllenden Lesens und das Teilen, beides möchte Geiger Kindern ermöglichen. Deshalb gibt es zur nächsten Verleihung des Kinderliteratur-Preises "Penzberger Urmel" im kommenden Jahr nicht nur eine Erwachsenen- sondern auch eine Kinderjury - die "Leseratten". Geiger organisiert die Urmel-Verleihung.

Kinderliteraturpreis: Das Urmel aus dem Ei(s) hat Wutz, Professor Habakuk Tibatong und alle anderen in Atem gehalten und steht Pate für einen Literaturpreis.

Das Urmel aus dem Ei(s) hat Wutz, Professor Habakuk Tibatong und alle anderen in Atem gehalten und steht Pate für einen Literaturpreis.

(Foto: Stadtmuseum Penzberg)

Der Preis wird seit 2005 alle zwei Jahre vergeben. Ins Leben gerufen hat ihn Max Kruse, der einst das Urmel aus dem Ei kriechen ließ. Kruse lebt seit vielen Jahren in Penzberg. Das Besondere: Bewertet wird nicht alleine der Text, sondern auch die Illustrationen. Denn es sollen nicht nur Kinder zum Lesen ermuntert werden, die ohnehin sprachlich begabt sind. "Über die visuelle Wahrnehmung, die praktische Umsetzung, eröffnet sich ein viel weiterer Zugang", heißt es im Internet-Profil des Preises.

Die ungefähr 25 Buben und Mädchen, die schon in der Jury mitarbeiten, seien zwischen acht und 16 Jahre alt, erklärt Geiger. Sie lesen möglichst viele der zehn Bücher der Auswahlliste und können im Internet auf "www.penzberger-urmel.de" eine Bewertung abgeben. Die Seite ist neu, Geiger hat sie am gestrigen Donnerstag offiziell vorgestellt. Es finden sich darauf bereits Bewertungen.

So schreibt die achtjährige Hannah, über das Buch "Törtel, die Schildkröte aus dem McGrün" von Wieland Freund und Kerstin Meyer: "Das Buch hat mir super gefallen; ich fand toll, dass viele Tiere mitgespielt haben; besonders lustig war, als Iwo unter dem Gartentor festklemmte (bei Maunzi)."

Und Lena, 16, schreibt zum selben Titel: "Ein sehr amüsantes Buch, bei dem das Schmunzeln nicht mehr aus den Mundwinkeln verschwindet! Überzeugend geschrieben und sehr liebenswert (vor allem Törtel!)."

Mitmachen können nicht nur Penzberger Kinder. Geiger hofft, dass durch die neue Homepage die Reichweite des "Urmels" größer wird und ein kleines Feuilleton für junge Leser entsteht. Die Kinderjury erstellt auch ein Quiz zu den Büchern, das Anfang 2011 fertig sein soll. Die Jury-Kinder können sich zudem persönlich auszutauschen: Bei "Bücherfrühstücken", die zwei bis dreimal stattfinden, können sie gemütlich zusammensitzen und über die Bücher reden. Geiger schätzt an diesen Zusammenkünften, dass die Buben und Mädchen unterschiedlich alt seien und "sehr geschwisterlich miteinander umgehen".

Kaufen braucht die Bücher in Penzberg keiner, um in der Jury mitarbeiten zu können. Alle Büchereien sowie die Schulen der Stadt haben jeweils ein Paket mit den zehn Titeln bekommen. Außerdem hat jedes der Bücher eine Patenklasse an einer der Penzberger Schulen. Diese Klasse erarbeitet für "ihr" Buch eine Präsentation, mit der sie es beim "Festival für Leseratten" am 16. Juli 2011 vorstellt. Das Festival dauert insgesamt drei Tage. Möglichst viele der Autoren und Illustratoren der Bücher von der Auswahlliste sollen dorthin kommen, aus ihren Büchern vorlesen und mit den Kindern auch praktisch arbeiten.

Nominiert sind für das "Penzberger Urmel" 2011: Wieland Freund/Kerstin Meyer: Törtel, die Schildkröte aus dem McGrün; Sabine Ludwig/Sabine Wilharm: Fee und Ferkel; Jeschke /Gehrmann: Flaschenpost; Timo Parvela/Sabine Wilharm: Ella auf Klassenfahrt; Zoran Drvenkar/Christine Schwarz: Die tollkühnen Abenteuer von JanBenMax; Ute Krause: Osman. Der Dschinn in der Klemme; Martina Wildner: Cora und Fred. Ein Zwilling kommt selten allein; Sherman Alexie: Das absolut wahre Tagebuch eines Teilzeit-Indianers; Anke Dörrzapf/Claudia Lieb: Die wunderbaren Reisen des Marco Polo; Shaun Tan: Ein anderes Land.

Bisherige Preisträger waren Kurt Bracharz (2005) für "Wie der Maulwurf beinahe in der Lotterie gewann"; Dagmar Geisler für "Wanda und die Mädchenhasserbande" (2007) sowie, voriges Jahr, Brian Selznick für "Die Entdeckung des Hugo Cabret".

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: