Kinderhaus und Wohnungsbau:Mangelware Holz

Lesezeit: 2 min

Aufgrund der schwierigen Marktlage plant Penzberg zwei große Bauvorhaben um

Von Alexandra Vecchiato, Penzberg

Ob zum Herstellen von Möbeln, Bauen von Häusern oder einfach nur zum Verbrennen im Ofen: Holz hat viele Anwendungsgebiete. Die Nachfrage ist während der Corona-Pandemie gestiegen und somit auch der Preis. Das hat vor allem für Bauherren Konsequenzen - auch für die Stadt Penzberg. Sie verabschiedete sich kürzlich bei zwei großen Bauprojekten von einer Massivholzbauweise. Stattdessen sollen das neue Kinderhaus an der Nonnenwaldstraße und das geplante Wohnhaus am Daserweg in sogenannter Hybridbauweise realisiert werden, einem Mix aus Stahlbeton- und Holzelementen.

Als Anfang dieses Jahres Architekt Christian Holzer seine Idee vom neuen Kinderhaus an der Nonnenwaldstraße vorstellte, waren die Stadträte höchst angetan. Holz als Baustoff gefiel dem Penzberger Bauausschuss. Schließlich sollte das Vorhaben eine Vorbildfunktion in Sachen ressourcenschonendes Bauen werden. Um noch eins draufzusetzen, sollte der energetische Kriterienkatalog für städtische Neubauten bei der Planung zugrundegelegt werden, was einen strengen Energiestandard (15 Kilowattstunden pro Quadratmeter im Jahr) bedeuten würde. Ferner sollte der Architekt eine Aufstockung des lang gestreckten Hauses mit Innenhöfen im Müllerholz prüfen.

Nun sah sich Holzer gezwungen, bei diesen Vorgaben auf die Bremse zu treten - vor allem deshalb, weil der nachwachsende Rohstoff Holz momentan Mangelware ist. Der Wolfratshauser Architekt warnte davor, dass es nicht nur zu Lieferengpässen kommen könnte. Weil der begehrte Baustoff so teuer sei, müsse auch mit erheblichen Mehrkosten gerechnet werden. Deshalb schlug Holzer vor, auf die Hybridbauweise umzuschwenken. Holz sei uneingeschränkt zu empfehlen, sagte Holzer, doch niemand könne eine Prognose zu den Marktpreisen machen. "Das muss sich der Bauherr bewusst machen", sagte der Planer. Die Hybridbauweise sei ein vernünftiger Kompromiss.

Abschied von der Massivholzbauweise wollten indes Martin Janner (Penzberg Miteinander), Sebastian Fügener (Grüne) und Hardi Lenk nicht nehmen. Lenk, selbst Zimmerermeister und Bautechniker, gab zu bedenken, dass derzeit so gut wie alles, was an Material auf Baustellen gebraucht wird, knapp sei. "Das Risiko hängt nicht nur am Holz", betonte er. Die Mehrheit entschied sich letztlich aber gegen die Stimmen von Janner, Fügener und Lenk für die empfohlene Hybridbauweise.

Einig war sich der Ausschuss nah längerer Diskussion indes, vom Passivhausstandard Abschied zu nehmen. Der sei für das Haus mit 36 Wohneinheiten nicht sinnvoll, erklärten die Experten. Nun soll es der bestmögliche Energiestandard werden, beschloss der Bauausschuss.

Vom Tisch ist auch eine Aufstockung des geplanten Kinderhauses. Nach jetzigem Planungsstand ist die Betreuungseinrichtung für sieben Gruppen ausgelegt. Mehr könne ein Betreiber nicht stemmen, sagte Holzer. Das dritte Geschoss müsste demnach von einem anderen Träger genutzt werden. Das schien den Stadträten nicht praktikabel.

Zurückgestellt hat das Gremium den Vorschlag des Architekten, statt einer Teilunterkellerung eine Vollunterkellerung zu realisieren. Zuerst müssten die Kosten geklärt werden, so die Räte. Holzer wollte keine Schätzung abgeben, weil dies unseriös wäre, wie er sagte. "Ein Keller ist teuer", warf Ludwig Schmuck (CSU) ein. Lenk konnte sich nicht mit Holzers Aussage anfreunden: "So geht es nicht, wir können keine Entscheidung ohne Zahlen treffen." Bis zur Bauausschusssitzung im Juli will Holzer die Kosten nun nachliefern.

Die Ursachen für den steigenden Holzpreis sind vielseitig. Zum einen weckt der Rohstoff momentan große Begehrlichkeiten. Die USA etwa haben immer wieder mit großen Waldbränden zu kämpfen und importieren daher große Mengen Schnittholz aus Deutschland. Auch China und Indien kaufen den Markt leer. Derweil haben Handwerker hierzulande Probleme, ihre Aufträge abzuarbeiten. Denn auch für sie wird es schwerer, an Holz zu kommen. Die Lieferzeiten sind zum Teil extrem lang. Bei Neubauten kommt es vermehrt zu Baustopps.

Damit das nicht bei der geplanten Wohnbebauung am Daserweg passiert, soll auch bei dieser die Hybridbauweise zum Tragen kommen. Tiefgarage und Treppenhauskerne werden in Stahlbeton, die Wohnbereiche in Holzbau ausgeführt. Diskussionen gab es wie beim Kinderhaus wegen des Energiestandards. Auch beim "Wohnen am Daserweg" sprachen sich die Fachleute für einen etwas niedrigeren Standard aus. Dieser Empfehlung folgte die Mehrheit. Janner und Fügener stimmten dagegen.

© SZ vom 19.06.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: