Süddeutsche Zeitung

"Keltenlodges":Pläne für "Hobbit-Häuser" zu den Akten gelegt

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Das Vorhaben, am Kochelsee eine Hotelanlage mit Erdhäusern zu bauen, wird laut Bürgermeister nicht mehr verfolgt

Von Petra Schneider, Kochel am See

Die Idee des Münchner Immobilienunternehmers Rainer Beck, im Ortsteil Altjoch am Ostufer des Kochelsees eine Hotelanlage mit etwa 20 Erdhäusern zu bauen, ist offenbar vom Tisch: Wie Bürgermeister Thomas Holz (CSU) kürzlich sagte, seien die "Keltenlodges" nicht über den Status von Skizzen hinausgekommen, "geschweige denn in den Bereich von bauleitplanerischen Überlegungen." Trotz mehrmaliger Nachfrage habe er keine Antwort des Immobilienunternehmens erhalten, das Projekt sei "komplett" im Sande verlaufen.

Im Sommer hatte das Thema für Wirbel gesorgt: Anwohner reagierten bestürzt auf Überlegungen, dass die bisher landwirtschaftlich genutzte Kapellenwiese am Seeufer einem touristischen Großprojekt geopfert werden könnte. Ein Natur- und Erholungsraum werde zerstört und die Verkehrsbelastung steigen, hieß es. Kritik gab es auch an der Informationspolitik: Bei einer Bürgerversammlung seien vom Investor nur vage Ideen skizziert worden, in der anschließenden nicht-öffentlichen Gemeinderatssitzung dagegen eine ausgearbeitete Powerpoint-Präsentation gezeigt worden, die ein millionenschweres Vorhaben nahe legte. Demnach wollte die Münchner Immobilienfirma "Haus von Beck" auf dem rund 26 000 Quadratmeter großen Grundstück zwischen der denkmalgeschützten Anastasia-Kapelle und dem Seeufer sogenannte Kelten-Lodges, von den Kochlern "Hobbit-Häuser" genannt, bauen. Von rund 20 eingeschossigen, begrünten Lodges mit einem zentralen Gebäude für Rezeption und Gastronomie war die Rede, auch Sauna, Kiosk und Tiefgarage waren angedacht. Dass das Projekt von Rainer Beck geplant war, sorgte für weitere Verunsicherung; denn der Münchner Immobilienmogul, dem Häuser in Schwabing, Neuhausen, Giesing und im Glockenbachviertel gehören, ist umstritten: Der Mieterverein München nennt ihn einen der größten "Entmieter der Stadt". In einer Anfang Oktober ausgestrahlten RTL-Reportage wurden Praktiken des Hauses von Beck aufgedeckt, wonach durch Luxussanierungen Mieten in die Höhe getrieben werden. Das Grundstück im Kochler Ortsteil Altjoch hatte Beck vor rund zehn Jahren vom Energieerzeuger Eon gekauft. Es ist als Fläche für die Landwirtschaft festgesetzt und liegt im Außenbereich. Für das Hotelprojekt hätte der Gemeinderat einen Bebauungsplan aufstellen müssen. Darüber muss nun nicht beraten werden. Denn wie Bürgermeister Holz sagte, habe er im Herbst mehrfach bei dem Münchner Immobilieninvestor nachgefragt, welche weiteren Schritte geplant seien und wann die Nachbarn umfassend informiert würden. "Da ich hierauf nicht einmal eine Antwort erhalten habe, hatte sich das Thema für mich auch schnell erledigt", sagte Holz. Der ohnehin "recht schmale Ordner" stehe bereits im Keller.

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Quelle:
SZ vom 23.01.2019
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