Kandidatin für den Tassilo 2018:Wohnzimmer für die Kultur

Kandidatin für den Tassilo 2018: Cäcilia Kohn betreibt in Münsing das Café-Bistro Freiraum. Dort gibt es nicht nur Frühstück, Mittagsgerichte und Kuchen, sondern monatlich auch Kulturveranstaltungen.

Cäcilia Kohn betreibt in Münsing das Café-Bistro Freiraum. Dort gibt es nicht nur Frühstück, Mittagsgerichte und Kuchen, sondern monatlich auch Kulturveranstaltungen.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Dank Cäcilia Kohn wird das Münsinger Café-Bistro Freiraum regelmäßig zur Bühne.

Von Benjamin Engel, Münsing

Als Anlaufpunkt für Künstler hat sich das Café-Bistro Freiraum im Dorfzentrum etabliert. Betreiberin Cäcilia Kohn ist trotzdem überrascht, dass die monatlichen Kulturveranstaltungen bis Ende 2019 ausgebucht sind, für 2020 sogar jetzt schon zwei weitere vereinbart sind. "Es ist eine tolle Bestätigung, dass sie in einen Raum mit nur 50 Plätzen gerne wiederkommen", sagt sie. Jede Woche kämen neue Anfragen für Auftritte, sagt Kohn. So viele, dass sie auch öfter als einmal im Monat eine Kulturveranstaltung organisieren könnte. Doch das Programm mit Konzerten, Lesungen und Kabarett, will die Café-Betreiberin ganz bewusst nicht ausweiten. Das wäre ihr zusätzlich zum laufenden Tagesgeschäft zu viel. "Außerdem sollen die Auftritte etwas besonderes bleiben", fügt die junge Frau hinzu. Wichtig ist es ihr, sowohl unbekannten als auch bekannten Künstlern eine Bühne zu bieten.

Wer das Lokal betritt, bemerkt schon im Eingangsbereich einen Mosaikstein der breit gefächerten kulturellen Affinität der Familie Kohn. Im Windanfang stehen zwei mit gebrauchten Büchern gefüllte Regale. Jeder Gast kann ein Exemplar mitnehmen oder vorbeibringen. Diese Büchertauschstelle hat die Münsinger Agenda Kultur eingerichtet. Cäcilia Kohn betreut sie, verkauft im Freiraum zudem Bücher aus dem Diogenes-Verlag, kleine Geschenke und Designobjekte.

Mit ihrem Café-Bistro wollte Kohn vor fast vier Jahren eine Art Wohnzimmer für Münsing schaffen. Und das, so findet die gelernte Restaurantfachfrau und ausgebildete Opernsängerin, ist ihr gelungen. Vor allem in den Morgenstunden kämen viele Gäste, etwa für einen Kaffee auf dem Weg zur Arbeit, erzählt sie. Für die frühen Kunden hat sie eine Frühstückskarte mit Angeboten von Rührei bis zu Croissants. Mittags serviere sie kleine warme Gerichte wie Suppen. Die Gäste könnten sich selbst gebackenen Kuchen, Müslis oder Semmeln aussuchen. Geöffnet hat sie den Freiraum nur unter der Woche von Montag bis Freitag jeweils zwischen 8 und 17 Uhr. Zusätzlich vermietet sie den Raum für private Feiern, beispielsweise zum Geburtstag.

Die künstlerische Ader der Gastgeberin stammt aus der Familie. Ihr Opa war Kammersänger, ihr Onkel Opernsänger. Da lag es nahe, dass es sie ebenfalls auf die Bühne zog. Cäcilia Kohn studierte am Mozarteum in Salzburg und wurde Mezzosopranistin. Schnell merkte sie aber, dass der Beruf in seiner heutigen Ausprägung nicht zu ihr passen wollte. Das Marketing stehe ihr bei alldem zu sehr im Vordergrund. "Ich fände es schwierig mich verbiegen zu lassen", sagt sie. "Ich will singen, weil es mir Spaß macht." Und der ist ihr auch im Freiraum in Münsing wichtiger als der bloße Profit.

Vorschläge für den Tassilo-Preis können per Post an die Lokalredaktion der SZ Bad Tölz-Wolfratshausen geschickt werden: Untermarkt 2, 82515 Wolfratshausen; oder per E-Mail unter tassilo@sueddeutsche.de. Einsendeschluss ist Mittwoch, 28. Februar.

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