Freizeit in den BergenFünf Kammwanderungen für Konditionsstarke

Lesezeit: 6 Min.

Wer über ausreichend Kondition verfügt und trittsicher ist, der wird auf Kammwanderungen mit fantastischen Ausblicken in die Bergwelt belohnt. Wer Glück hat, kann auch Gämsen beobachten.
Wer über ausreichend Kondition verfügt und trittsicher ist, der wird auf Kammwanderungen mit fantastischen Ausblicken in die Bergwelt belohnt. Wer Glück hat, kann auch Gämsen beobachten. (Foto: Benjamin Engel)

Wer am Grat wandert, wird mit besonders schönen Ausblicken belohnt. Aber: Nur wer trittsicher, schwindelfrei und konditionsstark ist, sollte diese Touren machen. Fünf Vorschläge im Überblick.

Von Benjamin Engel, Bad Tölz-Wolfratshausen

Wer in den Alpen am Grat entlang wandert, wird mit abwechslungsreichen Panaroma-Ausblicken belohnt. Beiderseits des Weges lässt sich wohl kaum schöner ins Tal hinab- und zu so vielen Gipfeln hinüberschauen wie an einem Kamm oder Bergrücken. Oft sind solche Touren aber lang, die nur konditionsstarke Geher durchhalten. Und weil so manche Felsflanke teils steil abfallen kann, sind Trittsicherheit und Schwindelfreiheit absolute Voraussetzungen für den ungetrübte Naturgenuss. Ein Blick auf fünf reizvolle Gratunternehmungen vom Isarwinkel bis ins Mangfallgebirge mit einem Schlenker nach Tirol:

Vom Brauneck (1555 Meter) zur Benediktenwand (1800)

Der Lenggrieser Hausberg Brauneck ist wohl der bekannteste und am besten touristisch erschlossene Gipfel des Isarwinkels. Die Kabinenbahn hilft, um vom Tal aus rasch an Höhe zu gewinnen. So können sich die Wanderer den Aufstieg auf den langen von Nord nach Süd ziehenden Kamm sparen. Eine Kleinigkeit ist diese Tour allerdings kaum, dauert es doch drei Stunden, bis die Benediktenwand erreicht und damit der Weg zum Ziel geschafft ist. Dafür reicht der Blick gegen Osten über das Isartal bei Lenggries und Bad Tölz bis weit ins Mangfallgebirge, nach Westen ins Loisachtal und bis zum Starnberger und Ammersee, südlich ins Karwendel und sogar auf einzelne Hauptkammgipfel der Alpen.

Schnell in die Berge
:Sieben Touren, die von München aus gut zu erreichen sind

Manchmal will man einfach ohne lange Anfahrt schnell in die Berge. Speziell im Isarwinkel und rund um den Tegernsee bieten sich dann einige schöne Touren an. Eine Übersicht.

Von Benjamin Engel

An der Bergstation der Brauneckbahn beginnt die Tour mit einem leichten Anstieg zum Brauneck-Haus. Auf einem breiten Bergrücken geht es nun unschwer gegen Südwesten und auf schmaler werdendem Pfad am Schrödelstein vorbei und auf den Kamm bis zum Latschenkopf (1712 Meter) hinauf. Es folgt ein kurzer Abstieg durch Latschen bis in den Probstalmsattel. Wer lieber eine bequeme Runde haben will, kann auch hier schon umkehren, kommt linker Hand über den Lift am Idealhang und die Stie-Alm auf den Panoramaweg zur Bergstation.

Der teils mit Drahtseil und Leiter gesicherte Steig im felsigen Auf und Ab der Achselköpfe verlangt Trittsicherheit und Schwindelfreiheit. Das gilt auch für den weiteren Wegverlauf über die Ostflanke bis zum Gipfel der Benediktenwand. Dort lässt sich die Rundumschau besonders schön genießen.

  • Anfahrt von München mit dem Zug nach Lenggries und mit dem Bus zur Talstation der Braunecker Bergbahn oder per Auto über die A95, Ausfahrt Wolfratshausen, über Geretsried und Bad Tölz nach Lenggries
  • Gehzeit mit Hin- und Rückweg einschließlich der Benediktenwand um die fünfeinhalb Stunden; etwa drei Stunden bei Umkehr im Probstalmsattel
  • Höhenunterschied: 950 Meter
  • Am Brauneck gibt es zahlreiche bewirtschaftete Hütten.

Am Stierjoch-Kamm (1908 Meter)

Auf dem Weg zum Stierjoch werden die Wege immer einsamer, je weiter es dem Karwendel zugeht.
Auf dem Weg zum Stierjoch werden die Wege immer einsamer, je weiter es dem Karwendel zugeht. (Foto: Benjamin Engel)

Südlich des Sylvensteinspeichers werden die Wege bis zu den Gipfelhöhen länger und einsamer, die Landschaft alpiner und urwüchsiger, je weiter es Richtung Karwendel hineingeht. Um bis zum Kamm zwischen dem östlichen Tor- und dem Stierjoch im Gebiet der Lerchkogelalmen zu kommen, bietet es sich daher an, zunächst das Mountainbike zu nehmen. Damit geht es von Fall aus erst auf asphaltierter Straße ins Dürrachtal hinein, ehe bei einer Schranke nach rechts die Forststraße abzweigt, die in weiten Kehren zu den Almen am Lerchkogel-Niederleger hinaufführt. Hier öffnet sich die freie Wiesenlandschaft unterhalb der sogenannten Ludernwände. Im Rücken liegt der Sylvensteinspeicher.

Auf dem Forstweg geht es bis zum Klausgraben und an die Waldgrenze, wo das Mountainbike abgestellt wird. Von hier führt ein Steig zu den Almen am Lerchkogel-Hochleger weiter. Wandernde halten sich zwischen den Almen und auf die steile Grasflanke des östlichen Torjochs zu, gehen hinauf und folgen dem Kammverlauf zum Stierjoch. Der Weg ist unschwer, solange sich alle von den nach Norden abfallenden Felsflanken fernhalten. Doch verlangt die lange Tour Kondition.

Wer sich still verhält und früh genug dran ist, kann in den steilen Grat- und Wiesenflanken die Kletterkünste der Gämsen beobachten. Vom Stierjoch geht es südwestlich den Hang bis zum Delpsee hinunter. Im Westen steht die nach dieser Seite steil abbrechende Felsflanke des Schafreuter direkt vor den Wandernden. Über die Delpsalm geht es am Südhang des Bergkamms auf breiterem Weg wieder zum Lerchkogel-Hochleger und zum Abstellpunkt des Mountainbikes zurück.

  • Anfahrt mit der Regiobahn nach Lenggries und mit dem Auto bis Fall oder per Auto über die A95 sowie auf der Landstraße über Bad Tölz und Lenggries bis Fall am Sylvensteinspeicher
  • Dauer der Tour mit dem Rad zum Abstellpunkt in etwas mehr als einer Stunde. Dann über den Kamm in etwa zweieinhalb Stunden bis zum idyllischen Delpsee und wieder zurück über die Südflanke.
  • Höhendifferenz: circa 1150 Meter
  • Unbedingt Proviant einpacken, da es unterwegs keine Verpflegungsmöglichkeiten gibt.

Über Grammersberg (1471 Meter) und Grasköpfl (1753 Meter) zur Tölzer Hütte (1835 Meter) am Schafreuter

Auf der Tour über den Grammersberg bis zur Tölzer Hütte am Schafreuter gilt es, 1100 Höhenmeter zu überwinden.
Auf der Tour über den Grammersberg bis zur Tölzer Hütte am Schafreuter gilt es, 1100 Höhenmeter zu überwinden. (Foto: Benjamin Engel)

Wenig spektakulär wirkt der bewaldete Rücken, der südwestlich von Fall am Sylvensteinspeicher aufragt. Einst war der Grammersberg königliches Jagdgebiet der Wittelsbacher. Wer noch über die Pürschschneid und das Grasköpfl weitergeht, wird mit einer wilden Kulisse an steil abfallenden Hängen belohnt. Im Süden zeichnet sich das wuchtige Massiv des Schafreuter ab.

Wer eine sechs Stunden lange Tour nicht scheut, kann über die Moosenalm und das Kälbereck bis zur Tölzer Hütte an dessen Südwestflanke laufen. Das bietet eine prächtige Aussicht auf Gipfel des Karwendelgebirges. Im Haus der Tölzer Alpenvereinssektion lässt sich auch übernachten.

Los geht es am Wanderparkplatz an der Dürrachtalstraße in Fall. Der folgen die Wandernden ein kurzes Stück, ehe der Weg Richtung Grammersberg abzweigt. Auf breitem Forstweg führt die Route hinauf zur Lichtung der Wiesalm und schließlich in Serpentinen bis zur Grammersbergalm. Vor allem nach Süden tun sich immer wieder schöne Blicke auf das Krottenbachtal und den Schafreuter auf.

Die kleine Grammersbergalm liegt idyllisch in einer Almwiesensenke. Gegen Südwesten führt der Weg weiter, gibt Blicke ins Isartal frei, biegt um eine Linkskehre und führt auf ein Plateau, von dem die Grammersbergalm nun darunter im Nordosten zu sehen ist. Bis dahin ist die Tour leicht zu bewältigen. Von dort an sind in der steilen Südostflanke der Pürschschneid auf dem schmalen Steig Schwindelfreiheit und Trittsicherheit gefragt. Es gibt auch eine Drahtseilstelle. Ein kurzer Abzweig führt steil bis zum Aussichtsgipfel des Grasköpfls.

Wieder herunter geht es weiter über das Grünlahnereck zum Wiesbauern-Hochleger. Etwa vier Stunden Gehzeit sind es bis dorthin. Kurz danach gelangen Wandernde in einer Variante auf dem Reitsteig ins Risstal und dort in Richtung Vorderriß zur Haltestelle des Busses, der nach Fall zurückfährt. Oder es geht weiter aussichtsreich über Moosenalm und Kälbereck bis zur Tölzer Hütte am Schafreuter.

  • Anfahrt mit der Regiobahn nach Lenggries und dem Bus nach Fall oder mit dem Auto über die A95, Ausfahrt Wolfratshausen über Geretsried und Bad Tölz an den Sylvensteinspeicher
  • Gehzeit von Fall bis zur Tölzer Hütte um die sechs Stunden
  • Höhendifferenz: um die 1100 Meter
  • Einkehrmöglichkeit nur in Fall und auf der Tölzer Hütte

Auf den Demeljoch-Kamm (1924 Meter)

Einen Blick auf den Sylvensteinspeicher haben Wandernde auf dem Weg zum Demeljoch.
Einen Blick auf den Sylvensteinspeicher haben Wandernde auf dem Weg zum Demeljoch. (Foto: Benjamin Engel)

Acht Stunden reine Gehzeit warten auf die Wanderer auf der Tour vom Parkplatz an der Walchenklamm am Ostende des Sylvensteinspeichers über den Hühnersberg und das Dürrnbergjoch  zum Demeljoch sowie zurück. Dafür ist das Panorama mit Tiefblicken auf die Staumauer und Brücke des Sylvensteinspeichers, ins Isartal, das wilde Hühnersbachtal bis ins Karwendel und an den Alpenhauptkamm grandios. Die Tour ist eher wenig begangen, was an der Länge, aber auch daran liegen mag, dass es unterwegs keine Einkehrmöglichkeit gibt. Zu heiß sollte es auch nicht sein, da die Sonne auf die Latschengassen ganz schön herab brennen kann.

Ausgangspunkt der langen Kammwanderung ist der westliche der beiden Parkplätze an der Walchenklamm. Über eine Brücke geht es ans andere Ufer und nach einem kurzen Stück westwärts nach links Richtung Demeljoch. Ab hier geht es nur noch auf Steigen voran. Nach etwa einer Stunde ist die verfallene Alm des Kirchmair-Niederleger erreicht. Ab dort geht es weniger steil ansteigend erst kurz durch Wald, dann über die steile Wiese der Kirchmair-Hochalm weiter südwestlich bis zum Schürpfeneck. Die steil ins Hühnersbachtal abfallenden Nordflanken von Dürrenbergjoch und Demeljoch stehen nun markant in südlicher Richtung. Östlich ist das mächtige Felsmassiv des Guffert auszumachen. Nach Westen gibt es immer wieder Blicke ins Isartal und bis zum Wettersteingebirge.

Steil geht es schließlich zum Dürrenbergjoch hinauf. Eine kurze Stelle, wo der Weg in den Nordabbruch hinüberleitet, ist etwas ausgesetzt. Anschließend geht es in eine Senke hinab und durch Latschengelände zum Demeljoch hinauf. Im Süden stehen die Karwendelfelszacken und im Osten der Juifen, der von Achenkirch im Winter auch als Skitour begangen wird. Auf dem Rückweg können Wandernde in der Senke zwischen Demel- und Dürrenbergjoch auf dem Weg zum Dürrnberg in die Südwesthänge wechseln und gelangen dort wieder auf den Anstiegsweg zurück.

  • Anfahrt mit dem Auto über die A95, Ausfahrt Wolfratshausen, über Bad Tölz, an der Staumauer des Sylvensteinspeichers nach Osten Richtung Kaiserwacht bis zum östlichen Wanderparkplatz an der Walchenklamm
  • Gehzeit: Hin- und Rückweg dauern acht Stunden
  • Höhendifferenz: um die 1450 Meter
  • Ausreichend zum Essen und Trinken einpacken, da es unterwegs keine Einkehrmöglichkeit gibt.

Die Runde am Veitsberg (1787 Meter)

Sehr nahe am Inntal liegt der Veitsberg, der sich bereits im österreichen Bundesland Tirol befindet. Von dort aus gibt es einen ersten Blick hinüber zum Kaisergebirge.
Sehr nahe am Inntal liegt der Veitsberg, der sich bereits im österreichen Bundesland Tirol befindet. Von dort aus gibt es einen ersten Blick hinüber zum Kaisergebirge. (Foto: Benjamin Engel)

Der Veitsberg wird von einigen noch zum Mangfallgebirge gezählt, liegt aber im österreichischen Bundesland Tirol bereits nah am Inntal. Das Panorama bis zum Alpenhauptkamm ist entsprechend. Die Tour beginnt am Wanderparkplatz Fürschlacht bei Riedenberg. Das ist ein Ortsteil der Gemeinde Thiersee. Vom Ursprungtal zweigt eine schmale Bergstraße dorthin ab.

Die Route folgt nach einer Brücke rechts der Beschilderung zur Veitsbergalm. Dort ist die Waldzone verlassen. Richtung Osten gibt es den ersten charmanten Blick zum Kaisergebirge.

Weiter bergan geht es auf einem Steig. Die Aussicht reicht mit jedem Schritt am steilen Südwesthang aufwärts weiter, bis der Veitsberg-Gipfel über den mit Latschen bewachsenen Grat erreicht ist. Gegen Norden erstreckt sich der lange Bergkamm mit dem Hinteren Sonnwendjoch als Hauptgipfel. Wendelstein, Schinder und Guffert sind auszumachen, ebenso wie Großglockner und Großvenediger am Alpenhauptkamm: eine prächtige Panoramakulisse.

Weiter geht es am Kamm gegen Westen über das Frech- zum Thalerjoch. Im Sattel zwischen Frech- und Thalerjoch geht es hinunter zu den Thaleralmen. An den untersten Almgebäuden weist die Beschilderung wieder zurück durch einen wildromantischen Graben zur Riedebenalm und durch Buchenwald ins Tal und zurück zum Ausgangspunkt.

  • Anfahrt über die A8, Ausfahrt Weyarn, über Schliersee, Bayrischzell und das Ursprungtal bis kurz vor Riedenberg zum Wanderparkplatz Fürschlacht
  • Gehzeit: sechs Stunden
  • Höhendifferenz: 800 Meter
  • keine Einkehrmöglichkeit unterwegs, Bergasthaus Wastler in Riedenberg mit schöner Sonnenterrasse
© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Vandalismus in den Bergen
:Vermüllte Zimmer, abgefackelte Möbel, Fäkalien überall

Die Knorrhütte an der Zugspitze wurde im Winter von Unbekannten verwüstet. Und sie ist kein Einzelfall. Können sich die Menschen denn nicht mal in den Bergen benehmen?

SZ PlusVon Nadine Regel

Lesen Sie mehr zum Thema

  • Medizin, Gesundheit & Soziales
  • Tech. Entwicklung & Konstruktion
  • Consulting & Beratung
  • Marketing, PR & Werbung
  • Fahrzeugbau & Zulieferer
  • IT/TK Softwareentwicklung
  • Tech. Management & Projektplanung
  • Vertrieb, Verkauf & Handel
  • Forschung & Entwicklung
Jetzt entdecken

Gutscheine: