Abschiedsfeier im Tölzer Stadtrat:Sozialpolitiker statt Zahlenschubser

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Mit einem Zauberspiel und viel Lob ist Kämmerer Hermann Forster (li.) nach 32 Jahren Dienstjahren bei der Stadt Bad Tölz von Bürgermeister Ingo Mehner in den Ruhestand verabschiedet worden. (Foto: Klaus Schieder/oh)

Kämmerer Hermann Forster geht nach 32 Dienstjahren bei der Stadt in den Ruhestand. Bürgermeister Ingo Mehner würdigt die Verdienste des 63-Jährigen - nicht nur um die Stabilität der Finanzen, sondern um die Entwicklung von Bad Tölz.

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

Eine Befürchtung von Hermann Forster hat sich nicht bewahrheitet. Er sei froh, "nicht als Gröschkaz in die Geschichtsbücher der Stadt einzugehen", sagte der Kämmerer, als er in der jüngsten Sitzung des Tölzer Stadtrats in den Ruhestand verabschiedet wurde. Das Akronym, das für den "Größte Schuldenkämmerer aller Zeiten" steht, hatte er von seinem Vorgänger Hugo Zimmert übernommen. Nach 32 Dienstjahren im Tölzer Rathaus hinterlässt er die städtischen Finanzen im Gegenteil in solidem Zustand, wie ihm Bürgermeister Ingo Mehner (CSU) und die Sprecher aller Fraktionen bescheinigten. Forster sei es "gelungen, quasi Geld herbeizuzaubern", sagte Mehner. Als Zeichen dafür überreichte er dem scheidenden Kämmerer das Zauberspiel "Magic".

Mehner hatte die regnerischen Tage Ende März genutzt, um sich die Haushaltsreden von Forster noch einmal zum Gemüte zu führen, die oft auch in die Bundes- und Europapolitik ausschlugen. Dabei fiel dem Bürgermeister auf, dass sich manche Themen seit 1991 nie geändert haben: Gewerbesteuerreform, Neuordnung der Grundsteuer, Sozialhilfen der Bezirke. Die städtischen Finanzen hingegen hätten sich im Laufe der Jahre stetig verbessert, "zwar nicht linear, aber in Wellen", sagte Mehner. Und dies trotz Immobilienkrise, Bankenkrise, Staatsschuldenkrise, Corona-Krise, Rezession, Inflation.

"Viel mehr entstanden, als unsere Steuereinnahmen erwarten ließen"

Forster, der seit 2005 als Kämmerer und seit 2009 auch als berufsmäßiger Stadtrat tätig war, habe nicht bloß "Zahlen geschubst", sondern Ideen entwickelt und vorangetrieben, sagte Mehner. "Er denkt politisch, aber in städtischem Zusammenhang, nicht parteipolitisch." Ein großer Schwerpunkt sei für den scheidenden Kämmerer die stetige Investition ins Ehrenamt, in Sport, in Kultur, in den sozialen Bereich gewesen. In den vergangenen beiden Jahrzehnten, so der Bürgermeister, sei so "viel mehr entstanden, als unsere Steuereinnahmen erwarten ließen". Forster habe einen großen Beitrag zur Entwicklung der Stadtverwaltung, der Finanzen und der Stadt selbst geleistet.

In seiner Abschiedsrede ging der scheidende Kämmerer nochmals auf die wichtigen Wegmarken der Stadtpolitik seit 1991 ein: die Entwicklung der Flinthöhe, den Neubau des Eisstadions, den Sportpark, das Franziskuszentrum, die Neue Tölzer Hotelkultur, die Gründung der kommunalen Sozialplanung, der Um- und Neubau des Rathauses, und und... Die 32 Jahre bei der Stadt hätten bei ihm Spuren hinterlassen, scherzte er: "Äußerlich vom Langhaardackel zum Glatzi, innerlich vom Lehrbub zum Stadtmanager."

Nachdrücklich bat er die Stadträte darum, seine Nachfolgerin Silke Furmanek zu unterstützen, die 18 Jahre lang seine Stellvertreterin war. Sie sei ein Glücksfall für die Stadt, sagte er. "Loyal, kompetent, gewissenhaft, genau." Sein Appell zum Schluss: "Ich würde mir wünschen, dass die Entwicklungen vom Ende her gesehen werden, vorausgedacht werden, strategisch angegangen werden, mit langem Atem auch umgesetzt werden."

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Interview von Klaus Schieder

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