Junge Sporttalente:Die Ausnahmemannschaft

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Der alte und der neue Trainer der Aufsteiger-Mannschaft: Gzim Lajqi (links) und Cem Acikbas. (Foto: Hartmut Pöstges)

Die Fußball A-Jugend des TuS Geretsried steigt in die Bayernliga auf. Trainer Gzim Lajqi hat "seine Jungs" über Jahre hinweg aufgebaut

Von Sebastian d'Huc, Geretsried

Das legendentaugliche alles entscheidende Spiel hat es nicht gegeben. Momente des Hinfieberns auf den Aufstieg fielen aus. Die Fußball A-Jugend des TuS Geretsried ist in die Bayernliga aufgestiegen - aber ohne Kampf. Sie war einfach zum Zeitpunkt des coronabedingten Saisonabbruchs auf Tabellenplatz eins der Landesliga Bayern-Süd. "Allerdings wären wir auch ohne Saisonabbruch aufgestiegen", ist sich Gzim Lajqi sicher, der zusammen mit Alban Zinsou die letztjährige A-Jugend trainiert hat. "Wir hatten nicht nur Glück, unsere Mannschaft war wirklich sehr stark."

Dass die Geretsrieder TuS-Fußballer künftig in der höchsten bayerischen Jugendliga spielen, ist das Ergebnis jahrelangen Trainings, Zusammenwachsens und Vertrauens. Cem Acikbas, der sie von der kommenden Saison an gemeinsam mit Gzim Lajqi trainieren wird, lobt diesen: "Gzim ist seit vielen Jahren mit ganz viel Herzblut dabei. Er hat diese Mannschaft aufgebaut." Lajqi - Ende vierzig, seit 2006 in Geretsried als Trainer tätig, ruhig, entschlossen - freut sich über das Lob. "Wir haben uns immer bemüht, neue Spieler anzuwerben, und jahrelang daran gearbeitet, dass die Mannschaft zusammenwächst."

Wenn Lajqi von "der Mannschaft" spricht, meint er nicht die jährlich in anderer Konstellation zusammengestellte A-Jugend, sondern "seine Jungs". Er trainiert seit Jahren immer die Mannschaft seines Sohnes Leonardo, in stets höheren Altersklassen. Der Sohn war in der vergangenen Saison auch Kapitän der Mannschaft, sein Vater ist sichtlich stolz auf ihn, zeigt Bilder am Handy. Durch dieses ungewöhnliche Trainerkonzept kennt Lajqi die Mannschaft in- und auswendig, hat ein Vertrauensverhältnis aufbauen können.

"Erfüllung eines Traums"

Der Aufstieg in die Bayernliga sei "sicherlich die Erfüllung eines Traums", sagt Acikbas. Der 29-Jährige trainiert seit 2015 verschiedene Mannschaften in Geretsried. Er weiß, dass auf Lajqi und ihn viel Arbeit bei der Kaderbildung wartet. "Die alte Mannschaft war so ein Ausnahmejahrgang, weil sie seit Jahren miteinander gespielt haben. Es gab einen harten Kern, der Neuzugänge sofort in das Team integriert hat. Dieses Miteinander macht ein hartes und fleißiges Training erst möglich." Mit der neuen Saison müsse diese Stärke des Teams wiederhergestellt werden.

Fünf der A-Jugend-Spieler werden künftig in der Herrenmannschaft des TuS Geretsrieds auflaufen. Drei weitere sind zur Konkurrenz nach Garching gewechselt. Mindestens fünf Spieler der Aufstiegsmannschaft stehen weiterhin zu Verfügung; sie sollen durch Nachrücker aus der A2-Jugend, B1-Jugend und externe Zugängen verstärkt werden. "Unsere Aufgabe ist es jetzt, dafür zu sorgen, dass der neue Kader zusammenwächst", stellt Lajqi fest. Gleichzeitig hoffen die Trainer auf weitere Zugänge speziell aus der Region Oberland. "Viele Spieler, die bei uns vorstellig werden, kommen den ganzen weiten Weg aus München. Dabei gibt es auch vor Ort in niedrigeren Ligen immer wieder hervorragende Spieler, die sich bei einem Probetraining bestimmt beweisen könnten", meint Acikbas.

Dass das Spielerdasein jedoch harte Arbeit sei, macht Acikbas klar, indem er den Trainings- und Spielplan skizziert. Neben drei bis vier Trainings pro Woche, bei denen künftig auch Videoanalysen eingesetzt werden sollen, müssen Jugendliche mit einem zwischen sechs- und zehnstündigen Spieltag rechnen - schließlich sind in der Bayernliga die gegnerischen Mannschaften rein geografisch weit entfernt. Auch für Lajqi und Acikbas - der eine ist als Inhaber einer Reinigungsfirma berufstätig, der andere als Konzernbuchhalter - ist die ehrenamtliche Trainerarbeit ein erheblicher Zeitaufwand. "Aber das ist nun mal unsere Leidenschaft", sagt Lajqi.

Ihr Ziel in der Bayernliga? Acikbas überlegt kurz, bevor er antwortet: "Wir möchten uns etablieren. Als Aufsteiger sind wir natürlich die Underdogs, aber das bedeutet für die Jungs auch, dass sie nichts zu verlieren haben und Niederlagen psychologisch besser wegstecken. Unser Wunsch wäre, dass wir in der neuen Saison mit dem Abstiegskampf nichts zu tun haben."

© SZ vom 30.06.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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