Süddeutsche Zeitung

Junge Ehrenamtliche in Geretsried:Zeit für Soziales

Geretsrieder Trägerverein stellt die Neuen im Freiwilligen Sozialen Jahr vor

Von Sophia Ulrich, Geretsried

Pünktlich zum neuen Schuljahr haben drei Jugendliche ihr Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) begonnen. Sie leisten damit einen wichtigen Dienst an der Gesellschaft. Nachwuchsprobleme gibt es nämlich nicht nur in der Pflege. Durch die veränderte Betreuungssituation werde es diese Herausforderungen auch in anderen sozialen Bereichen geben, prophezeit Rudi Mühlhans, Geschäftsführer des Trägervereins Jugendarbeit Geretsried (TVJA). Denn von 2026 an ist das Angebot einer Ganztagesbetreuung an Grundschulen verpflichtend. Umso wichtiger, dass sich junge Menschen genau dort engagieren. Schließlich profitieren auch sie von einem FSJ - es dient als Jahr der Orientierung und nebenbei entwickeln sich die Jugendlichen durch neue Erfahrungen weiter. "Wir hatten schon alles. Von FSJlern, die dann später Lehrer geworden sind, über Jugendliche, für die es nicht das richtige war", erinnert sich Kerstin Halba, Vorstandsvorsitzende des Trägervereins.

Martina Bäumle, Rektorin der Isardammschule Geretsried, freut sich, dass Luciana Gomez, 15, die Einrichtung administrativ und pädagogisch unterstützt. Insbesondere bei der Organisation der Pool-Tests sei Luciana eine wichtige Stütze gewesen. "Es ist eine absolute Win-win-Situation", findet Bäumle. Die junge FSJlerin kann das nur bestätigen. Ihr bereite der Umgang mit den Schülern Freude, sagt sie. Und sogar ihre Leidenschaft für das Tanzen darf sie in ihr Engagement integrieren - geplant ist eine Tanz-AG für die Schüler als Zusatzangebot am Nachmittag. "Ich bin praktisch tanzend auf die Welt gekommen. Meine Eltern sind beide Tangolehrer und meine Mutter ist auch Sozialpädagogin. Ich habe von beidem etwas abbekommen", erzählt Luciana. Das FSJ sieht die 15-Jährige als "wichtigen Grundbaustein". Nach dem Jahr möchte sie eine Ausbildung absolvieren und später Sozialarbeit studieren.

Olga Kaliakina leistet ihr Freiwilliges Soziales Jahr an der Karl-Lederer-Grundschule. Sie ist vor zwei Jahren von der Ukraine nach Deutschland gezogen. "Durch das FSJ hat man viele Möglichkeiten. Ich verbessere meine Deutschkenntnisse und arbeite mit den Kindern. Es hilft mir", sagt Olga. Die 17-Jährige unterstützt die Schule bei der "Aktion Brotzeit" und der Hausaufgabenförderung. Außerdem begleitet sie Ausflüge und Klassenfahrten. "Olga hat eine Vermittlerfunktion zwischen Lehrern und Kindern", erklärt Janina Langsteiner, Lehrerin an der Karl-Lederer-Grundschule. Da die Kinder Olga duzen dürften, trauten sie sich auch, mehr anzusprechen, berichtet Langsteiner. Für Olga sind das wertvolle Erfahrungen. Schließlich möchte sie Kinderpsychologie studieren.

Der Trägerverein und die Offene Ganztagsschule der Realschule Geretsried werden von Kathi Mayer unterstützt. "Ich bin viel im Jugendzentrum Saftladen und bei Begegnungsfesten. Ich lerne auch viel hinter den Kulissen, wie zum Beispiel bei der Young Music Night", erzählt Kathi. Außerdem digitalisiert die 16-Jährige das Pressearchiv des TVJA. "Da kriegt man auch mit, was hier früher so los war", sagt Mühlhans.

Diese Woche steht das erste fünftägige Seminar für die drei Jugendlichen an. Sie lernen dort, welche Rechte und Pflichten sie im Freiwilligendienst haben, und können sich außerdem mit FSJlern aus anderen Bereichen vernetzen.

Doppelspitze

Der Trägerverein Jugend- und Sozialarbeit Geretsried hat Personalverstärkung in der Geschäftsstelle bekommen. Angela Heim, ehemals Schulsozialarbeiterin der Realschule Geretsried, unterstützt Geschäftsführer Rudi Mühlhans mit 25 Stunden pro Woche als Stellvertretung. Wegen des Wachstums des Vereins in allen Bereichen sei eine personelle Erweiterung unabdingbar gewesen, so heißt es. Heim hat im Trägerverein schon seit 2017 mit fünf Wochenstunden in der Geschäftsstelle im Bereich "Schule" mitgearbeitet. Dabei hat sie sich unter anderem um die Schulbegleitung gekümmert. Vom kommenden Frühjahr an wird zudem eine zweite Bürokraft gesucht. Die Sozialpädagogin Dana Weidner hat die Stelle in der Schulsozialarbeit der Realschule übernommen. Zuvor war Weidner für die Deutschklasse der Karl-Lederer-Mittelschule zuständig, welche seit 2018 vom Trägerverein betreut wird.

Obwohl es auch für dieses Jahr einen Zuschlag für die Deutschklasse gab, musste die Stadt die Ausschreibung aufheben. Durch die Coronakrise hat es nämlich weniger Zuzug und Migration gegeben. Die Deutschklasse kam nicht zustande. Stattdessen werden die Kinder auf die Regelklassen verteilt. sou

Mühlhans freut sich über frühzeitige Bewerbungen für das nächste Jahr: "Grundsätzlich wird niemand abgelehnt, außer wir haben starke Bauchschmerzen dabei. Wir wollen ja auch niemanden überfordern." Erstgespräche finden mit dem Trägerverein statt. Danach dürfen sich Bewerber gegebenenfalls bei den Schulen vorstellen. Die Stadt Geretsried finanziert in diesem Jahr an beiden Grundschulen je eine Stelle. Die Jugendlichen stehen nicht in einem Beschäftigungsverhältnis; ihre Leistung wird durch Taschengeld, Übernachtungs- und Verpflegungspauschale honoriert. Interessenten müssen mindestens 15 Jahre alt sein und die Vollzeit-Schulpflicht erfüllt haben. Die Altersgrenze liegt bei 26 Jahren. Unabdinglich ist auf jeden Fall der Spaß am Umgang mit Menschen.

www.jugendarbeit-geretsried.de/

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.5443495
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 20.10.2021
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.