Sie können einen Song komponieren, den Text dazu schreiben, das Ganze in einem Tonstudio aufnehmen, in einem Konzert auftreten: Dies bietet das Projekt „Juca-Sound“ in Bad Tölz jenen Jugendlichen, die nicht in eine Musikschule gehen und die benachteiligt sind, sei es wegen ihrer familiären Situation, sei es wegen ihrer Herkunft. Sie sollen in Workshops einen niederschwelligen Zugang zu künstlerischem Schaffen bekommen. Außerdem diene Juca-Sound der Prävention, sagte der kommunale Sozialplaner Franz Späth im Haupt- und Finanzausschuss des Stadtrats: Die jungen Leute seien dann „nicht anfällig für eine negative Form der Aufmerksamkeit“. Seit dem Start vor drei Jahren haben mehr als 100 Jugendliche an dem Programm teilgenommen. Die Stadträte bewilligten dafür jetzt einstimmig einen Zuschuss von 10 000 Euro für 2025.
Juca-Sound wird von Solomon Solgit, Artist des „Cirque du Soleil“, geleitet. Das Projekt funktioniere nur, „wenn da eine gewisse Qualität in der Betreuung ist, da kann sich nicht jeder hinstellen“, sagte Späth. Zwei bis drei Workshops finden pro Woche im Jugendcafé statt. Dabei lernen die Teilnehmenden, wie man einen Song schreibt und aufnimmt, wofür ein einfaches Tonstudio und ein Medienraum zur Verfügung stehen. Weitere Inhalte sind etwa Beatboxing mit der Loopmaschine, die Fortschreibung von Akkorden, Musiktheorie – und wie man auf einen selbstbewussten Auftritt auf der Bühne hinlegt. Die Jugendlichen können sich dabei auch zu Duos oder zu Bands formieren, unter anderem gibt es mittlerweile eine ukrainische Rockgruppe. Bei den Workshops bestehe aber auch die Möglichkeit, „dass sie mal ein familiäres Problem besprechen können, mit Solgit oder einem ehemaligen Teilnehmer von Juca-Sound“, sagte der kommunale Sozialplaner.

Ihre Songs – ohne Sexismus, Rassismus oder Gewaltverherrlichung – sind nicht bloß im Tonstudio zu hören. Die Juca-Sound-Musiker gaben in den vergangenen drei Jahren etliche Konzerte, die von mehr als tausend Jugendlichen besucht worden seien, so Späth. In den sozialen Medien hätten sich mehrere Tausend Follower die Auftritte angesehen. Manchmal verlangten andere Kinder und Jugendliche sogar Autogramme von den Künstlern, wenn sie in die Schule kommen, berichtet Späth. Diese Aufmerksamkeit sei wichtig, auch wenn man ein wenig aufpassen müsse, dass sie ihnen nicht zu Kopf steige. Alles in allem sei Juca-Sound prägend für die Jugendkultur in Bad Tölz, sagte Späth.
Stadträte preisen das Projekt als wichtig für die Prävention
Finanziert wurde das Programm seit 2021 vorwiegend vom Amt für Jugend und Familie im Landratsamt. Die jährlichen Fördermittel betragen 10 000 Euro. Hinzu kommen 5200 Euro vom Bezirk Oberbayern, 5000 Euro von Privatspendern oder über Strafgelder aus Fällen der Jugendgerichtshilfe. Die Eintrittsgelder umfassen etwa 2800 Euro. Gebraucht werden diese Einkünfte hauptsächlich für Honorarkosten der Workshops und das Bespielen der Social-Media-Kanäle (30 000 Euro), außerdem für Ausgaben bei den Konzerten, unter anderem für die Technik (5000 Euro). Ihren Zuschuss von 10 000 Euro will die Stadt nicht aus dem Haushalt, sondern aus dem „Liquidationserlös ehemaliger Rothmund’scher Unterstützungsverein“ bestreiten.
Die Stadträte priesen das Projekt unisono. Das sei viel mehr als Kultur und Musik, befand Willi Streicher (SPD). Es diene unter anderem der Prävention, der Persönlichkeitsentwicklung, dem Selbstbewusstsein, der Teamarbeit, den Sprachkenntnissen. „Es ist ein Alleinstellungsmerkmal“, sagte Streicher. Bei Konzerten hat Julia Dostthaler (CSU) bemerkt, dass auch viele Väter und Mütter im Publikum waren. „Man sieht den Stolz in den Elternaugen.“ Karsten Bauer (CSU) dankte Späth und dem Team des Jugendcafés. Juca-Sound sei eine „sinnvolle Freizeitbeschäftigung, die jungen Leute wissen, warum sie was machen“. Ulrike Bomhard (FWG) bezeichnete das Programm als „super im Präventionsbereich“ und wollte wissen, ob Solomon Solgit ab und zu dabei sei. „Nicht ab und zu“, erwiderte Späth. „Er ist mindestens dreimal pro Woche da.“