Jugend musiziert:Kraftakt mit starker Resonanz

Die Musikwerkstatt Jugend feiert in diesem Jahr ihr 15-jähriges Bestehen. Die "Sinfonietta" und die "Neue Philharmonie München" gestalten die ersten Jubiläumskonzerte

Von Valerie Gleisner

Alleine im stillen Kämmerchen zu üben kann manchmal richtig anstrengend sein. Katharina Jellema kennt dieses Gefühl und freut sich jedes Mal, wenn sie dann in der gemeinsamen Orchesterprobe erleben kann, wie sich die einzelnen Stimmen zusammenfügen. "Da bekommt man ein ganz anderes Verständnis für die Musik", erzählt sie begeistert. Die Fünfzehnjährige stellt sich in den kommenden Wochen der nächsten musikalischen Herausforderung. Als Mitglied des Jugendorchesters Sinfonietta Isartal probt sie für das Jubiläumsprojekt der Musikwerkstatt Jugend das Violinkonzert von Johannes Brahms und die 4. Sinfonie von Robert Schumann. Gefeiert wird das 15-jährige Bestehen des Vereins, dessen erklärtes Ziel es ist, junge musikalische Talente umfassend zu fördern.

Drei Orchester für unterschiedliche Altersgruppen vereint die Musikwerkstatt unter ihrem Dach. Wie viele andere Mitglieder der Sinfonietta hat Katharina Jellema zuvor bereits im Kinderochester Isartal gespielt. Die Mädchen und Buben seien außerordentlich engagiert, freut sich Barbara Hubbert, Leiterin des Kinderorchesters und Geigenlehrerin. "Da hat sich mit den Jahren ein richtiger Orchestergeist gebildet." Begonnen habe sie einst mit fünf Kindern. Mittlerweile erstrecke sich das Einzugsgebiet von München Süd über Bad Tölz bis Penzberg. Auch was das musikalische Niveau betreffe, habe sie in den vergangenen 15 Jahren gelernt, "die Grenzen viel weiter zu stecken". Schon die Jüngsten spielen bei ihren Konzerten anspruchsvolle Literatur.

"Keiner hätte geahnt, dass das alles nach 15 Jahren so ein Apparat werden würde", sagt Hubberts Ehemann Franz Deutsch. Als er mit einigen Mitstreitern die Musikwerkstatt im Jahr 2005 gründete, seien sie noch Vorreiter im Bereich der Jugendorchesterarbeit gewesen. Seither habe sich nicht nur die Sinfonietta zu einem "eigenständigen sinfonischen Apparat" entwickelt. Gleichzeitig habe sich das dritte Orchester der Musikwerkstatt Jugend, die Neue Philharmonie München von einem reinen Jugendorchester zu einem internationalen Studentenorchester gemausert, das mittlerweile Musiker aus aller Welt anlocke. "Die Anfragen kommen von Asien bis Südamerika." Die Orchester zu managen sei mit einem großen logistischen Aufwand verbunden, sagt Deutsch. "Ohne ein Team aus tatkräftigen ehrenamtlichen Helfer wäre das nicht zu stemmen." Aktuell läuft die Suche nach Quartieren für die Musiker der Neuen Philharmonie, die Anfang März in den Landkreis kommen, um mit Werken von Schostakowitsch, Tschaikowski und Strawinski das Jubiläum der Musikwerkstatt zu feiern.

Alle drei Orchester arbeiten hauptsächliche projektbezogen und treffen sich zu intensiven Probewochenenden. Neben jeweils einem festen Chefdirigenten haben die Sinfonietta und die Neue Philharmonie zudem regelmäßig Gastdirigenten. Bei den Proben der Neuen Philharmonie wird Englisch gesprochen. Das Orchester leiste auch einen Beitrag zur Völkerverständigung, sagt Deutsch. In einem Projekt hätten etwa junge Leute mit Wurzeln im ehemaligen Jugoslawien miteinander musiziert, deren Eltern sich im Krieg feindlich gegenübergestanden hatten. Er selbst reise leidenschaftlich gerne, erzählt er. Die Liebe zu fremden Kulturen und die Freude am interkulturellen Austausch sei für ihn nun gerade durch die enorme Radiuserweiterung der Neuen Philharmonie eine große Motivation für die Orchesterarbeit.

Von Brahms bis Strawinsky

Den Auftakt macht die "Sinfonietta" am Dienstag, 25. Februar, im Münchner Gasteig. Unter der Leitung von Simon Edelmann erklingen Werke von Johannes Brahms (Violinkonzert in D-Dur op. 77) und Robert Schumann (4. Sinfonie d-Moll op. 120). Solistin ist Sophia Herbig (Violine). Tags darauf, am Mittwoch, 26. Februar, gibt es das gleiche Programm in der Loisachhalle Wolfratshausen. Beginn ist jeweils um 20 Uhr, zuvor bietet Edelmann eine Einführung an (19.15 Uhr).

Die "Neue Philharmonie München" spielt am Samstag, 7. März, 20 Uhr, in der Loisachhalle Werke von Schostakowitsch (Festliche Ouvertüre), Tschaikowsky (1. Klavierkonzert) und Strawinski (Le Sacre du Printemps), Solistin ist Kristina Miller (Klavier), die Leitung hat Fuad Ibrahimov. Ein zweites Konzert steht am Sonntag, 8. März, 19 Uhr, im Herkulessaal der Residenz München auf dem Programm. Das Kinderorchester zeigt im Sommer sein Können. Karten über München Ticket. SZ

Die Idee, die hinter der Musikwerkstatt steht, fasst Deutsch so zusammen: Mit einer soliden Ausbildung sollen junge Musiker lernen, in die Tiefe zu gehen. Die Musik dürfe nicht professionell, dabei aber lieblos runtergespielt werden, sondern müsse ein Seelenleben entfalten. Bevor das Orchester zusammentrifft, gibt es immer zwei volle Tage Stimmproben. Und dann gehe es darum, "zur Musik zu kommen".

Und was plant Deutsch für die kommenden 15 Jahre? "Die Arbeit in der Musikwerkstatt ist immer wieder ein Kraftakt und wesentlich davon abhängig, dass es genug ehrenamtliche Mitarbeiter gibt", antwortet er. Der Wille zum Weitermachen sei noch vorhanden. Und dazu komme der Wunsch der eigenen Tochter. Sie würde zum 20. Jubiläum der Musikwerkstatt gerne Mahlers 2. Sinfonie auf die Bühne bringen. Wenn das kein Ansporn ist.

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