Rhetorik-Wettbewerb:Fußball spielen und argumentieren

Rhetorik-Wettbewerb: Daheim am Fußballplatz: Die junge Paulina Ott hat aber auch Talent, was das Debattieren angeht.

Daheim am Fußballplatz: Die junge Paulina Ott hat aber auch Talent, was das Debattieren angeht.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Die 14-jährige Paulina Ott hat als erste Ickinger Schülerin den Regionalausscheid von "Jugend debattiert" gewonnen. Dabei hätte sie nie erwartet, an so einem Wettbewerb überhaupt teilzunehmen.

Von Veronika Ellecosta, Icking

Über ihre erste Leidenschaft, den Fußball, erzählt Paulina Ott gleich am Anfang. Beinahe jeden Tag kickt sie nach der Schule in verschiedenen Gruppen, beim TSV Schäftlarn trainiert sie die Kinder. Kein Zufall also, dass sie als Treffpunkt die Vereinseinkehr beim Sportplatz in Schäftlarn wählt. Hier sei sie eigentlich zuhause, erzählt sie mit einem Schmunzeln. Aber mittlerweile gibt es auch eine zweite Leidenschaft im Leben der Schülerin, und die hat mehr mit rhetorischem als mit Ballgefühl zu tun: Erst kürzlich hat Ott beim Regionalentscheid von "Jugend debattiert" punktgleich mit einem anderen Schüler gewonnen.

"Eigentlich hätte ich mir nie vorstellen können, an einem Debattierwettbewerb teilzunehmen", sagt Paulina Ott. Dass das Rainer-Maria-Rilke-Gymnasium Icking sie dennoch ins Rennen geschickt hat, hatte einen einfachen Grund: Sie und ein zweiter Schüler hatten beim Debattieren im Deutschunterricht die besten Noten. "Ich war mir anfangs gar nicht sicher, ob ich das überhaupt will", berichtet sie. "Aber meine Familie und meine Freunde haben mir gut zugeredet. Und ich hatte im Unterricht auch Spaß dabei."

Drei Themen werden den Teilnehmerinnen und Teilnehmern zehn Tage vor dem Wettbewerb zugeschickt, damit sie sich ausreichend vorbereiten können. Bei Paulina waren es die Fragen nach einer Obergrenze für den täglichen Wasserverbrauch, einer verpflichtenden Schülerzeitung und, ob öffentliche Grünflächen mit essbaren Pflanzen bestückt werden sollten.

"Ich kann mich besser in andere Positionen hineinfühlen"

Die Herausforderung besteht darin, Pro- und Contraargumente zu jedem Thema finden, weil beim Wettbewerb die Rollen zufällig zugeteilt werden. "Meine große Stärke ist es, dass ich gerne recherchiere. Wenn man das richtige Stichwort hat, fließt es richtig", sagt Paulina. So sei sie etwa beim Thema essbare Begrünung auf Urban Gardening gestoßen. Sie habe in der Vorbereitung Dokus angeschaut, im Internet recherchiert, viel gelesen. Und abends mit ihrem Vater die Ideen und Gedanken besprochen. Der heißt Patrick Ott und ist aktuell Bürgermeister der Gemeinde Baierbrunn. "Ich glaube, das Redetalent habe ich von ihm", sagt sie.

Beim Wettbewerb selbst habe es ihr geholfen, sich in der kurzen Vorbereitung mit dem Partner abzusprechen und Argumente zu sortieren. "Das gibt mir ein sicheres Gefühl, sich zu helfen." In der Finalrunde ging es dann um das Thema essbare Pflanzen auf Grünflächen, Paulina und ihr Partner hatten die Kontra-Rolle zugeteilt bekommen. "Ich hatte im Vorfeld recherchiert, dass da sehr hohe Kosten anfallen. Außerdem gibt es hygienische Bedenken", erklärt sie. Ob sie durch das Debattieren ihre eigene Meinung ändere? Sie überlegt kurz und sagt dann: "Ich kann mich besser hineinfühlen und habe mehr Verständnis für andere Positionen. Ich lerne beide Seiten kenne, das würde ich sonst nicht machen."

Am 24. April debattiert Paulina Ott im Plenarsaal im Maximilianeum

Auch Nervosität kennt sie mittlerweile beim Debattieren. "In der Finalrunde bin ich rumgehoppelt wie ein Häschen", lacht sie. "Aber mein Lehrer meinte, man hat es mir nicht angesehen." Die Nervosität verfliege ohnehin, sobald die Debatte beginne. "Dann ist da Fokus und man konzentriert sich nur noch auf die Inhalte."

Paulina Ott ist ohne Erwartungen zu "Jugend debattiert" gegangen. Dass sie gewonnen hat, hat sie überrascht. "Ich habe gelernt, dass ich mich oft unterschätze. Man denkt sich oft, so gut bin ich nicht, aber es funktioniert ja doch." Am 24. April wird die Schülerin im Plenarsaal im Münchner Maximilianeum beim Landesentscheid mit anderen Jugendlichen aus ganz Bayern debattieren. Auch diesmal werden die Themen erst zehn Tage vor dem Entscheid zugeschickt. Dann erst kann sie losrecherchieren.

Zur SZ-Startseite

SZ PlusBedrohte Tierarten
:Auerhahn im Sinkflug

Der Bestand der imposanten Raufußhühner geht stetig zurück. Bei einer Tour an der Hochalm erfahren Bergwanderer, wie sensibel die Tiere auf Störungen reagieren. Unterwegs mit Alpengebietsbetreuerin Margret Hütt.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: