Jubiläum:"Das Grünwald von Geretsried"

Jubiläum: Sie organisieren das Dorffest: Ilka Dietrich-Naumann, Sigrid Stumvoll, Claudia Thut, Franz Wirtensohn und Anita Zwicknagl (v.l.).

Sie organisieren das Dorffest: Ilka Dietrich-Naumann, Sigrid Stumvoll, Claudia Thut, Franz Wirtensohn und Anita Zwicknagl (v.l.).

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Gelting feiert 40 Jahre Eingemeindung. Dorfladen-Vorstand Wirtensohn lobt den dörflichen Charakter

Von Felicitas Amler

Die Geltinger haben es so gewollt: Vor 40 Jahren ist ihr damals eigenständiges Dorf nach Geretsried eingemeindet worden. "I gfrei mi, dass' so nausganga is'", sagt Franz Wirtensohn, CSU-Stadtrat und in seinem Heimatdorf gern als "Bürgermeister von Gelting" apostrophiert. 64 Prozent der Geltinger hätten damals für Geretsried gestimmt, die Alternative einer Verwaltungsgemeinschaft mit Eurasburg habe gar keinen Anklang gefunden und ein Anschluss an Wolfratshausen eben keine Mehrheit. Das Jubiläum wird im September gefeiert und ein zweites gleich dazu: Der Geltinger Dorfladen ist zehn Jahre alt.

Der genossenschaftliche Laden ist für Wirtensohn, Mitinitiator und Vorstand, ein wesentliches Element des dörflichen Charakters, den Gelting sich bewahrt habe. Der Zusammenhalt der 1800 Einwohner gehöre außerdem dazu, und dass Neubürger sich bestens integrierten: "Die wollen alle Geltinger sein." Wer möchte, kann sich in einem von neun Vereinen engagieren, von den Burschen über die Feuerwehr bis zu den Schützen. Ein teures Pflaster sei der Ort schon, sagt Wirtensohn, weil er halt so schön sei: "Ich sag immer, Gelting ist das Grünwald von Geretsried."

Den Vergleich mit der Stadt brauche das Dorf ohnehin nicht zu scheuen, scherzt er. Geretsried schaffe sich jetzt erst einen zentralen Platz: "Da hinkt die Stadt hinter uns her." Denn Gelting habe schon seit 20 Jahren einen Dorfplatz. An diesem liegt der Dorfladen, der nicht nur wegen der Nahversorgung wichtig sei, sondern auch als Treffpunkt.

Es gibt 250 Genossen

Schon bei einer Veranstaltung "Unser Dorf hat Zukunft" vor elf Jahren seien sich die Teilnehmer einig gewesen, dass der Ort beides brauche. Die Gelegenheit bot sich in einem Neubau, der vom ersten Tag an leer gestanden hatte: Kein Laden wollte im Erdgeschoss einziehen. Die Dorfladen-Genossenschaft habe dann günstige Pachtbedingungen bekommen. Einlagen in Höhe von 50 000 Euro sind das Kapital des Dorfladens, den 250 Genossen tragen und derzeit 15 Mitarbeiterinnen und ein Mitarbeiter am Laufen halten. Alle, auch die Leiterinnen Sigrid Stumvoll und Claudia Thut, arbeiten als 450-Euro-Jobber - und weitere Helfer werden dringend gesucht.

Regionale Produkte bestimmen das Sortiment, Wurst kommt etwa vom Geretsrieder Metzger Knöbl und vom Königsdorfer Thomahof, Käse von der Penzberger Käs-Hüttn und dem Tegernseerland, Kuchen von Uschi Schmotz in Weidach. Etwa 300 Kunden zähle man jetzt, in diesem besonders guten Sommer, sagt Thut. Ihre Kollegin Stumvoll erklärt: "Von den Geltingern allein kann man nicht leben." Handwerker, die morgens uns mittags Brotzeit holen, und das Biergartengeschäft brächten mehr. Wirtensohn wünscht sich daher Kunden, die mehr im Laden einkaufen, "nicht bloß, was sie beim Aldi vergessen haben". Ob das Dorf noch eines bleibt, wenn es eines Tages eine Station an der S-Bahnlinie Geretsried ist? Wirtensohn sagt: "Da muss man richtig aufpassen."

10. Dorffest Gelting, Sonntag, 9. September, 12 bis 19 Uhr, Dorfplatz, Festansprache von Staatsministerin Ilse Aigner, Schmiede- und Kirchenführungen, Präsentation der Vereine

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