Jubiläum:Damenstift und Pflegeheim

Wurzeln des Rupert-Mayer-Heims in Tölz reichen ins 19. Jahrhundert

Eine nachmittägliche Kutschfahrt für die Bewohner, ein früher Gottesdienst, den ganzen Tag über Rundgänge durchs Haus, eine Ausstellung mit Presseartikeln und Vorführungen der Therapiehunde-Gruppe "Wunjo-Projekt", am Abend dann beschwingte Musik der Big Band vom Tölzer Gymnasium und der Tölzer Musikschule: Das Pater-Rupert-Mayer-Heim in Bad Tölz hat sein 50-jähriges Bestehen gefeiert. "Die Senioren sollen Wertschätzung erfahren und Zufriedenheit erleben, damit Leben und Sterben gelingen kann - das ist das Selbstverständnis des Geburtstagskindes", sagte stellvertretender Vorsitzender Erwin Dürr vom Stiftungsrat des Marienstifts München, der das Tölzer Seniorenheim trägt, beim Festakt am Donnerstag.

Das Haus an der Königsdorfer Straße wurde am 1. November 1968 eröffnet. Damals zogen dort 110 Bewohner ein. Das Gebäude wurde 2002 und dann noch einmal 2009 bis 2011 generalsaniert, wofür das Marienstift München insgesamt rund 9,5 Millionen Euro ausgab. Derzeit verbringen 96 Seniorinnen und Senioren ihren Lebensabend in dem Heim. Betreut werden sie von 65 hauptamtlichen Mitarbeitern, die aus nicht weniger als 19 Nationen stammen. Hinzu kommen eine Reihe an ehrenamtlichen Kräften.

Die Wurzeln des Seniorenheims reichen jedoch weit ins 19. Jahrhundert zurück. Denn sein Vorläufer war das Heim Mariä Opferung. Die Tölzer Optiker- und Professorenwitwe Anna Barbara Merz hatte 1879 ihr Erbe - das Kruglederhaus am Kapellengasteig - als Zustiftung der Stiftung Marienstift zugeführt, die von Mathilde Jörres ein Jahr zuvor in München gegründet worden war.

Dieses Gebäude und fünf benachbarte Häuser wurden zu einem Altenheim umgebaut und erhielten den Namen "Mariä Opferung". Das 1892 eröffnete Heim war für "alleinstehende, besonders kränkliche Damen katholischer Konfession mit unbescholtenem Charakter" gedacht, sagte Dürr.

Warum der Neubau vor 50 Jahren nach dem Jesuiten und Nazi-Gegner Rupert Mayer benannt wurde, ist hingegen unklar. "Ich habe keinen Hinweis in den Unterlagen gefunden, warum Pater Rupert Mayer als Namenspatron ausgesucht wurde", bekannte der stellvertretende Stiftungsvorsitzende.

Der Geistliche, der 1987 seliggesprochen wurde, gehörte dem katholischen Widerstand gegen den Nationalsozialismus an, saß im Gefängnis in Landsberg am Lech und später im Konzentrationslager Sachsenhausen, am Ende wurde er im Kloster Ettal interniert. Seine Situation in der Internierungszelle sei "fast vergleichbar mit der eines schwerst pflegebedürftigen Menschen", meinte Dürr.

Entspannt gab sich Heimleiter Richard Stoll. Justament an diesem Geburtstag habe man im Haus keine freie Arbeitsstelle, keinen freien Platz. "So was erleben zu dürfen, ist großartig."

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