Jochberg:Probleme mit Pumpspeicherwerk

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Die Grüne zeigen sich beim Informationsabend in Bad Tölz unschlüssig über das Projekt am Jochberg. Kritik äußern vor allem die Zuhörer.

Von Suse Bucher-Pinell

Am Jochberg könnte ein Pumpspeicherwerk entstehen. Die Jochbergalm müsste dann dem See weichen. (Foto: Manfred Neubauer)

Das geplante Pumpspeicherwerk am Jochberg zählt Markus Aufleger von der Universität Innsbruck zu jenen Projekten, die sich "eher rechnen werden als andere". Ganz einfach deshalb, weil der Aufwand an diesem von ihm als günstig eingestuften Standort relativ gering sei: der Walchensee als großes Wasserreservoir, die natürliche Geländemulde bei der knapp 600 Meter höher gelegenen Jocher Alm, wo das Oberbecken betoniert werden soll, die Nähe zu den Stromleitungen am Walchenseekraftwerk, das eigentliche Kraftwerk im Bauch des Jochbergs versteckt. Trotz dieser Vorteile sei aber noch lange nicht sicher, dass das 600 Millionen Euro teure Vorhaben der Energieallianz Bayern tatsächlich realisiert werde.

"Zurzeit werden viele Pumpspeicherwerke geplant, ihr Bau rechnet sich heute aber nicht", sagte der Professor für Wasserbau beim Infoabend der Landkreis-Grünen am Mittwoch im Posthotel Kolberbräu. Aber: "Brauchen werden wir sie dennoch." Wie viele davon, das könne derzeit keiner beantworten. Manche sähen den Rahmen in einer Verdoppelung der derzeitigen Leistung von 6,5 Gigawatt durch Pumpspeicherwerke erfüllt. Je besser aber das Stromnetz ausgebaut sei, desto weniger Speicher würden gebraucht.

Generell pro Pumpspeicherwerk äußerte sich auch der energiepolitische Sprecher der Landtags-Grünen: "Wir stehen zu Pumpspeicherwerken in Bayern", sagte Ludwig Hartmann. Den Jochberg hält er nicht für "alternativlos", aber auch nicht für "komplett daneben". Standortfragen könnten allerdings erst geklärt werden, wenn die Staatsregierung das lange überfällige Stromspeicherkataster vorgelegt habe. Obwohl grundsätzlich ein Pumpspeicherwerk-Befürworter, hat Professor Aufleger persönlich Probleme mit dem Jochbergprojekt. "Ich sehe, dass das an die Lebensqualität gehen kann", sagte er. Der Eingriff sei gewaltig. Er lebt im Landkreis und kennt den Jochberg von Kindheit an.

Im Hinblick auf rege Planungstätigkeit in Österreich und der Schweiz, wo insgesamt Anlagen mit zweistelliger Gigawattzahl Leistung in der Pipeline seien, warnte er vor Konkurrenzdruck. Beide Länder hätten Deutschland im Blick als Stromabnehmer. Gerade zwischen Österreich und Deutschland bestünden langfristige Lieferverträge, viele Anlagen im Nachbarland seien sogar mit deutschem Geld gebaut.

Aufleger stellte alternative Konzepte vor, die das Landschaftsbild schonen und weniger Fläche verbrauchen. So könnte Wasser statt in einem großen Becken in einem Schacht gespeichert werden. Oder in einem künstlich errichteten Turm, der gleich in der Nähe der Windkraftanlagen gebaut werden könnte. Der Nachteil: Diese Lösungen seien teurer.

Achim Rücker, Diplom-Biologe und Grünen-Kreisrat, rückte Landschaft und Naturschutz in den Mittelpunkt. Im Bereich der Jocher Alm siedelten etliche geschützte Arten des Pflanzen- und Tierreichs. "Da oben ist schon was, das kaputt geht", sagte er. Es sei auch nicht auszuschließen, dass sich Grundwasserströme veränderten.

Eine Zuhörerin vermisste Weitblick in der Diskussion. "Bevor ich zu so was Ja sage, ist es nötiger, Energie einzusparen", meinte sie. Ein Teilnehmer mahnte, dass Wirtschaftlichkeit nicht das einzige Kriterium sein dürfe und forderte, dass eine Bürgerbeteiligung staatlich organisiert werden müsse, nicht von der Energieallianz Bayern. Ein anderer Gast warnte vor dem Verbrauch der Fläche, die der Erholung diene und Grundlage des Tourismus sei. "Der bricht über Jahre weg, da kommen höchstens ein paar Schaulustige", sagte er.

© SZ vom 08.03.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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