Wenn alles so klappt, wie es sich die Energieallianz Bayern vorstellt, dann geht das Pumpspeicherwerk am Jochberg im Jahr 2023, ein Jahr nach dem vereinbarten Atomausstieg, ans Netz, höchstens ein oder zwei Jahre später. Bis dahin sind allerdings einige Hürden zu nehmen und am Ende könnte der Verbund aus 32 kommunalen Stadtwerken in Bayern doch noch sagen: Wir bauen nicht, weil sich das Mammutprojekt nicht rechnet. "Nach unseren Voruntersuchungen sehen wir jedoch keine K.o.-Kriterien", sagte Joachim Martini, Geschäftsführer der Energieallianz Bayern, am Donnerstag vor der Presse, wo im Schützenhaus Jachenau erstmals die Pläne zu dem geplanten Projekt öffentlich vorgestellt wurden.
Die Energieallianz Bayern rechnet mit einer Planungszeit von mindestens fünf Jahren, weitere fünf Jahre werden für den Bau angesetzt: Für das drei Millionen Kubikmeter Wasser fassende Speicherbecken auf 1300 Meter Höhe im Bereich der Jocher Alm, für die Stollen, in denen das Wasser vom Walchensee zum Oberbecken fließt, den Druckschacht hinunter zu den Turbinen des Kraftwerks, die unterirdischen Kraftwerks-Kavernen, den Stollen zum Walchensee und schließlich den Stollen für die Stromzu- und ableitung über das Walchenseekraftwerk. Dieses wird unabhängig vom geplanten Pumpspeicherwerk am Jochberg von Eon betrieben.
Eon hat laut Martini bisher eine neutrale Haltung zu dem Energieallianz-Projekt eingenommen. Beide müssen sich allerdings über Rechte am Walchensee-Wasser einigen. Dazu hätten bisher noch keine Gespräche stattgefunden; Martini erwartet eine gemeinsame Lösung.
In den nächsten Monaten will die Energieallianz Bayern die technische Planung weiter verfeinern, um in einem Jahr das Raumordnungsverfahren einleiten zu können. Dazu gehören Umweltverträglichkeitsprüfungen, Netz- und Trassenstudien sowie hydrologische und geologische Betrachtungen. Teure Bohrungen und geologische Detailuntersuchungen sind erst für das Jahr 2015, nach Abschluss der Umweltverträglichkeitsprüfungen, vorgesehen. Auf den ersten Blick hat sich für die Energieallianz der Jochberg als die am besten geeignete unter mehreren Möglichleiten im Alpenvorland herauskristallisiert. Ein wesentlicher Vorteil sei, dass der Walchensee als Unterbecken bereits vorhanden sei. Dazu stimmen die Fallhöhe des Wassers, die Nähe des Speicherwerks zum Walchensee sowie zur Energieanbindung an das Walchenseekraftwerk. Ein Oberbecken in einer natürlichen Mulde am Jochberg berge aus naturschutzfachlicher Sicht die geringsten Konflikte.
Dennoch müssten Ausgleichsflächen zur Verfügung gestellt werden. Das Biotop Rot-Moos, das an die Mulde im Bereich der Jocher Alm angrenzt, werde erhalten. Mit den Grundstückseigentümern, drei Jachenauer Almbauern, hat sich die Energieallianz bereits geeinigt. Der fertige Speicherwerksbau soll für Anwohner und Touristen nicht sichtbar sein, vom Herzogstand aus ist der See allerdings gut zu sehen.
Laut Landrat Josef Niedermaier könnte sich beim Raumordnungsverfahren auch herausstellen, dass sich der Standort etwas verschiebe, "einen Kilometer rechts oder links", verdeutlichte er. Das Landratsamt ist staatliche Genehmigungsbehörde für das Projekt. Niedermaier steht dem Projekt positiv-kritisch gegenüber. Im Landkreis habe man seit 100 Jahren Erfahrung mit Wasserkraftprojekten, sagte er.
Unter dem Bau des Speicherbeckens wird vor allem die Jachenauer Bevölkerung zuleiden haben. Zwar wird der Aushub beim Bau des Beckens so weit wie möglich wieder in Damm und Oberbecken eingebaut. "Material, das am Berg anfällt, wird so weit wie möglich am Berg verwendet", sagte Martini. Die Zufahrt zur Baustelle erfolgt aber über vorhandenen Forstwege von der Jachenau aus. Bürgermeister Georg Riesch befürchtet deshalb "Riesenbeeinträchtigungen", auch des Tourismus. "Wir werden das kritisch begleiten und sachlich durchziehen." Bislang existiert noch kein Verkehrswegekonzept. Kochels Bürgermeister Thomas Holz hat vor allem auf die Stromableitungen ein Auge. "Die werden uns noch intensiv beschäftigen", sagte er.