Jochberg:"Die Jocher-Alm wird als Ausflugsziel nicht wegfallen"

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Welche Auswirkungen hätte ein Pumpspeicherwerk auf den Tourismus in der Jachenau? Bürgermeister Georg Riesch zeigt sich optimistisch.

Klaus Schieder

Georg Riesch (Freie Wählergemeinschaft) ist seit 2008 Bürgermeister der Gemeinde Jachenau. Von den Plänen für ein Pumpspeicherwerk am Jochberg erfuhr er vor knapp einem Jahr. (Foto: Manfred Neubauer)

Wenn das Pumpspeicherwerk auf der Jocher-Alm gebaut wird, ist vor allem die Gemeinde Jachenau betroffen. Proteste gegen das Großprojekt wurden dort bisher nicht laut. Welche Folgen die von der Energieallianz Bayern geplante Anlage vor allem für den Tourismus und den Verkehr mit sich bringt, dazu äußerte sich Bürgermeister Georg Riesch im Gespräch mit der SZ.

SZ: Wann haben Sie als Bürgermeister der Gemeinde Jachenau von den Plänen für ein Pumpspeicherwerk am Jochberg erfahren?

Georg Riesch: Von der Idee habe ich im Frühjahr 2012 erfahren. Dann gab es erste Skizzen im weiteren Jahresverlauf.

Sind für das Projekt schon Grundstücke am Jochberg verkauft?

Es wird am Jochberg kein Quadratmeter Grund verkauft. Das ist definitiv, da sind sich die Grundstücksbesitzer einig. Verhandelt wird über Erbpachtverträge, aber auch diese Verhandlungen sind noch nicht abgeschlossen. Wie mir die Grundbesitzer gesagt haben, geht es dabei um verschiedener Themen, darunter auch um das Thema eines späteren Rückbaus des Pumpspeicherwerks. Die Gemeinde kann und darf sich nicht in die Vertragsverhandlungen einmischen.

Was bedeutet es für eine Tourismus-Ge meinde wie Jachenau, wenn die Jocher-Alm als Ausflugsziel wegfällt?

Die Jocher-Alm wird als Ausflugsziel nicht wegfallen. Die Bewirtschaftung der Alm wird nach wie vor gesichert sein, auch für den Tourismus. Und auf der Alm wird mit hundertprozentiger Sicherheit weiter Almwirtschaft betrieben. Wenn es so kommt, dass die Almhütte verschwindet, dann verschwindet das alte Gebäude erst, wenn ein neues dasteht.

Aber wo soll dann das Speicherbecken errichtet werden?

Die Jocher-Alm hat eine Weiderechtsffläche von 100 Hektar. Das Becken würde 22 Hektar ausmachen. Es ist schade, dass noch kein Foto veröffentlicht ist, das die genaue Lage des Beckens zeigt.

Wenn das Pumpspeicherwerk gebaut wird, sind erhebliche Baumaßnahmen erforderlich. Welche Folgen befürchten Sie für die Gemeinde?

Es ist klar, dass die Baustelle für uns erhebliche Belastungen bringen würde. Welche Belastungen genau, kann man zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht konkret abschätzen. Unsere Aufgabe ist es, uns damit zu befassen, was auf uns zukommt. Wenn wir der Meinung sind, dass für die Gemeinde Jachenau etwas nicht verträglich ist, dann werden wir uns im Raumordnungsverfahren massiv einbringen und uns entsprechend positionieren.

Jachenau ist nur über zwei Straßenverbindungen zu erreichen. Müssen während der Bauzeit neue Straßen errichtet werden?

Neue Straßen können in der Jachenau sicher nicht gebaut werden. Die Gemeinde kämpft seit Jahren für den Ausbau der bestehenden Staatsstraße. Die Forderung, dass sie repariert und ausgebaut gehört, gibt es nicht erst, seit das Pumpspeicherwerk geboren ist. Die ganze Thematik, Straße und Radweg, sehen wir als dringendst notwendig an.

Wie soll die künftige Baustelle vom Tal aus erschlossen werden?

Bis jetzt waren wir in der Vorplanung, nun wird in die Detailplanung gegangen. Dann kann man erst sagen, wie wir uns eine Erschließung vorstellen. Es muss ein Wegekonzept geben, das noch nicht auf dem Tisch liegt und zu einem späteren Zeitpunkt erstellt werden muss.

Der Gemeinderat arbeitet an einem Fragenkatalog an die Energie-Allianz Bayern. Was sind die wichtigsten Punkte?

Jeder Punkt ist wichtig. Für den Fragenkatalog tauchen täglich neue Fragen auf. Wir sehen es als unsere Aufgabe, in den nächsten Wochen und Monaten diesen Katalog auszuarbeiten.

Können Sie nicht ein paar Beispiele nennen?

Da sind schon einige Fragen, zum Beispiel die Zuwegung, die Verkehrsbelastung, die Baustellenbelastung. Was kommt auf uns zu? Mit was muss man rechnen? Was kann vermieden werden? Was wird getan, um die Belastung so gering wie möglich zu halten? Aber dazu ist es zu früh. Das kommt erst in den nächsten Abschnitten der Planungen.

Sehen Sie auch Vorteile für die Gemeinde durch das Projekt?

Wenn am Ende des Projektes keine Vorteile für die Gemeinde Jachenau, die Gemeinde Kochel und die Region herausschauen, haben wir etwas falsch gemacht. Wenn die Gemeinde oder die Region nur Nachteile hat, dann haben wir gravierende Fehler gemacht.

Haben Sie die Befürchtung, dass das Pumpspeicherwerk gebaut, aber dann nicht mehr gebraucht wird?

Das ist schwierig zu beantworten. Bereits in die Grundstücksverhandlungen ist aber die Festschreibung eines Rückbaus mit einbezogen. Das ist auch einer der wesentlichen Punkte im Raumordnungsverfahren und im Planfeststellungsverfahren, dass keine Folgelasten da sind. Ein Rückbau ist sicher möglich, da muss ich mir keine Gedanken um ein Endlager und um eine Belastung auf Jahrzehnte hin machen. Wenn das Pumpspeicherwerk nicht mehr gebraucht wird, kann man es ohne eine Belastung für unsere Nachkommen zurückbauen. Es besteht aus natürlichen Baustoffen, die man entsorgen kann.

© SZ vom 15.03.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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