Jazz deluxe:In Tölz ist was los in der Nacht

Peter Zoelch & Friends nehmen das Publikum im Kleinen Kursaal mit auf einen kurzweiligen, bisweilen artistischen Streifzug durch ihre Lieblingssongs

Von Arnold Zimprich, Bad Tölz

Gerade noch am Schlagzeug, greift Stefan Eppinger plötzlich mit in die Saiten von Harald Scharfs Kontrabass. Beide bespielen das Instrument eine Zeit lang zu zweit - das Publikum goutiert diese artistische Showeinlage mit Applaus. Solche Momente gibt es gleich mehrere an diesem Abend. Die drei Musiker um Peter Zoelch haben sich zudem zur Aufgabe gemacht, selbst zu singen. "Wer heute wegen einer Sängerin in den Kleinen Kursaal gekommen ist, den müssen wir enttäuschen", sagt Zoelch verschmitzt, der gleich das erste Stück, den "Kursaalblues", mit seiner eigenen Stimme bereichert. Alle vier haben heute ihre Lieblingssongs mitgebracht.

Jazz mit Peter Zoelch & Friends

Einen virtuosen Auftritt boten Peter Zoelch (rechts) und seine drei Musikerfreunde im Kleinen Kursaal. Links Harald Scharf am Kontrabass.

(Foto: Manfred Neubauer)

"In Tölz is nix los auf'd Nacht": So begrüßte Zoelch die Zuhörer in den voll besetzten Stuhlreihen, "da geh'ma innan Kursaal, da spielt der Zoelch und seine Friends." Stefan Schmied war eigens aus Spanien angereist, um das Piano zu übernehmen; mit Harald Scharf und Stefan Eppinger ist das Quartett komplett. Zoelch und seine Freunde lassen von Beginn an keine Langeweile aufkommen. Mit Freddy Hubbards "Up Jumped Spring" bringen sie gleich das passende Stück zur Jahreszeit, zu Creedence Clearwater Revivals "Proud Mary" übernimmt Stefan Schmied das Mikrofon.

Jazz mit Peter Zoelch & Friends

Stefan Eppinger am Schlagzeug.

(Foto: Manfred Neubauer)

Auf die Frage, woher sich die vier Musiker kennen, muss Zoelch kurz überlegen. "Eigentlich habe ich alle drei empfohlen bekommen", sagt er. "Wir haben schnell gemerkt, dass wir gut miteinander können." Für diesen Abend habe man nur einmal geprobt. "Zudem haben wir uns die von den anderen ausgewählten Stücke auf Youtube angehört und wussten so, was wir spielen müssen." Das ist kaum zu glauben, wirkt der Abend doch sorgfältig durchchoreografiert, und bis auf einen kurzen Textpatzer geben sich die vier Musiker keine Blöße. Sieht man einmal davon ab, dass das gesangliche Können variiert - aber das ist eben auch Teil des Programms und verleiht den Stücken einen besonderen Charme und eine sehr persönliche Note.

Jazz mit Peter Zoelch & Friends

Peter Zoelch & Friends geben ihre Lieblingssongs zum Besten.

(Foto: Manfred Neubauer)

Zoelch und seine drei Freunde haben ihre Lieblingsstücke mitgebracht, und so wird mit Antonio Carlos Jobims "Meditation" als nächstes ein "schneller Bossanova oder langsamer Samba" angestimmt. Zu diesem und anderen Stücken wünscht man sich eine Tanzfläche, doch der Kleine Kursaal ist so eng bestuhlt und gut besucht, dass dafür kein Platz ist. Der Bandleader sinniert zwischendurch über seinen Werdegang. "Meine erste Band waren die Fifty Fingers, wir haben lange Zeit keinen Bassisten gefunden" - ganz im Gegenteil zu diesem Abend, denn Harald Scharf lässt sich zu Bass-Soli hinreißen, die das Publikum mit Szenenapplaus goutiert. Schließlich wird sich auch vor Udo Lindenberg verneigt. Peter Zoelch versetzt den "Bel Ami" in die Kurstadt: "Alle küsst Du und bleibst keiner treu" - wenn diese Liedzeile nicht in das Kurviertel passt, was dann?

Die Band lässt keine Langeweile aufkommen, auf Hannes Waders "Heute hier, morgen dort" folgt Joe Dassins "Les Champs Elysées", mit "Mantra Melody" wird nach der Pause ein Stück eingewoben, zu dem es sich ausgezeichnet meditieren lässt. Später wird das Publikum beim Gospel-Song "This little light of mine" dazu aufgefordert, mitzusingen - und so schallt ein "I've gotta let it shine" durch den Kleinen Kursaal; manch einer ist kurzzeitig ganz ergriffen von der Atmosphäre. Zwischendurch beweist Schlagzeuger Stefan Eppinger seine Klasse, indem er mit seinen Drum Brushes einen Prospekt des Tölzer Tourismusverbandes bearbeitet - und das so laut und virtuos, dass man es durch den ganzen Saal hört.

Im Publikum sitzt auch Willi Kreppenhofer. Der sportliche Mittsechziger ist vor Kurzem erst nach Bad Tölz gezogen, war Musiklehrer am Münchner Luitpold-Gymnasium. Mit Peter Zoelch ist er auf Du und Du, spielt selbst in einer Rockband. "Mir hat es sehr gut gefallen", sagt Kreppenhofer auf dem Weg zur Garderobe. Er wird wiederkommen zu Zoelchs Konzertreihe, einmal im Monat tritt er mit wechselnder Besetzung im Kleinen Kursaal auf.

Zwei Zugaben werden noch gefordert, die zweite davon Duke Ellingtons "Perdido", dann geht das Licht an und die musikalische Rundreise ist um Viertel vor Elf zu Ende. Schade, man wäre Peter Zoelch und seinen Freunden gerne noch länger durch die Tölzer Nacht gereist.

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