Japanische Kampfkunst:Der Samurai von Achmühle

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Oliver Bischoff leitet einen Iaido-Verein, in dem die Kunst des Schwertkampfs geübt wird. Der Sport kultiviert traditionelle Werte wie Respekt und Höflichkeit. Zu Schaden kommt niemand, denn die Waffen sind stumpf.

Julia Abendschön

Oliver Bischoff (Mitte) hat die Schwertkampfkunst in Japan erlernt. Jedes Jahr versucht er dort Zeit mit seinem alten Lehrer zu verbringen, um selbst ein besserer Sensei zu werden. (Foto: Hartmut Pöstges)

Mit wenigen japanischen Worten durchschneidet der Sensei die Stille. Dann zischen die Schwerter mit schnellen und perfektionierten Bewegungen durch die Luft. Im Training des Iaido-Vereins Achmühle herrscht in der sechsköpfigen Gruppe höchste Konzentration. Der Sensei, zu Deutsch der Lehrer, ist Oliver Bischoff. Er unterrichtet die japanische Schwertkampfkunst seit fast fünf Jahren im Bürgerhaus Achmühle.

"Iaido ist die Kunst, das Schwert zu ziehen und zu bewegen", erklärt der mehrfache Europameister. Dabei komme es vor allem auf die Einheit von Körper, Geist und Schwert und somit auf die Gesamtkörperentwicklung an. 1996 begann Bischoff mit der traditionellen japanischen Samuraikunst. Erfahrung im Kampfsport hatte er als Judoka bereits. Während seines Studiums verbrachte der Produktmanager viel Zeit in Japan und trainierte zum Teil täglich mit seinem japanischen Sensei.

Heute spricht er die Landessprache fließend. Besonders faszinierend findet Bischoff "die traditionellen Werte wie Respekt und Höflichkeit, die auch im deutschen Iaido-Training übernommen und praktiziert werden". Auf Förmlichkeiten wie die traditionelle Begrüßungszeremonie oder die Ehrung des Schwerts wird im Iaido sehr großer Wert gelegt. Bischoff betont jedoch mehrmals, dass es ihm bei der Ausführung der Schwertkunst nicht um spirituelle Selbstfindung gehe, sondern um eine Lebenseinstellung und den Zusammenhalt der Iaido-Gemeinschaft.

Bei den jährlichen nationalen und internationalen Wettkämpfen komme es vor allem auf die Technik und den Ausdruck an, sagt der 39-Jährige. "Man kämpft nicht gegen jemand anderen, sondern gegen seinen eigenen inneren Gegner." Durch diese Virtualität entstehe kein Kontakt zur anderen Person und es bestehe keine Verletzungsgefahr. Die im Training verwendeten Samurai-Schwerter sind außerdem stumpfe Duplikationen aus Zink und Aluminium. "Nur in ganz besonderen Fällen wird ein echtes traditionelles japanisches Schwert eingesetzt, das bis zu 7000 Euro kosten kann", sagt Bischoff.

Im Iaido-Verein Achmühle wird jedoch in japanischer Samuraikluft trainiert, die sich aus einer weißen oder schwarzen Jacke, Pluderhose und dem Gürtel mit dem langen Schwert zusammensetzt.

Die japanische Schwertkampfkunst besteht aus zwölf Grundformen, die je eine bestimmte Schritt- und Schwertfolge beschreiben. "Eigentlich ist es verrückt - wir trainieren die zwölf Formen des Iaido über Jahre hinweg", sagt Bischoff, doch Inhalt und Intensität dieser Wiederholungen seien gewaltig. Der Weg zur immer präziseren Ausführung und die japanische Kultur stellten den Reiz des Iaido dar, erklärt Bischoff.

Vom Jugendalter an kann man mit der Schwertkunst beginnen und das Training bis ins hohe Alter praktizieren, weil es "nicht körperschädigend, sondern für die natürlichen Bewegungen des Körpers geschaffen ist". Neben Familie und Beruf versucht Oliver Bischoff auch heute, mindestens einmal im Jahr nach Japan zu reisen, um mit seinem Lehrer zu trainieren und dessen Kampfstil zu verinnerlichen, um diesen wiederum an seine Schüler weiterzugeben. Bischoff veranstaltet selbst viele nationale und internationale Lehrgänge und Meisterschaften.

Seit August 2012 ist der Iaido-Verein Achmühle eigenständig. Kürzlich hat der Sportkreisvorsitzende Renato Wittstadt ihm die Mitgliedsurkunde des Bayerischen Landes-Sportverbands überreicht. Die neun Mitglieder des Vereins sind zwischen 39 und 54 Jahren alt, trainieren zweimal pro Woche, dienstags und mittwochs von 20 Uhr an, und sie treten regelmäßig bei Wettkämpfen an. Interessierte sind ausdrücklich willkommen, sich das Training anzuschauen oder sofort mitzumachen.

In Deutschland praktizieren etwa 800 Personen die japanische Schwertkampfkunst. Nach Großbritannien, wo 1500 Menschen regelmäßig das Schwert zücken, gibt es damit hierzulande die zweitgrößte Iaido-Gemeinschaft in Europa.

© SZ vom 26.03.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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