Eines haben die Tölzer Stadtkapelle und das Walchenseekraftwerk gemeinsam: Seit 100 Jahren versorgen sie Menschen mit Energie – eine Leistung, die heuer gebührend gefeiert wurde. Neben den großen Jubiläen gab es unzählige andere Gelegenheiten, bei Kunst und Kultur Kraft zu tanken, Kontakte zu knüpfen, graue Gedanken zu vertreiben und neue Blickwinkel zu gewinnen. Eine kleine Auswahl von Ereignissen, die in Erinnerung bleiben.
Inspirierend

Harald Roßberger, prägender Geist des Tölzer Kulturlebens, leitet ein Open-Air-Konzert mit dem Jugendorchester der Tölzer Musikschule am Marienbrunnen. Es ist ein Höhepunkt in der dicht getakteten Reihe „Stadt mit der besonderen Note“. Zum neuen Jahr wird Roßberger seinen Wirkungsort verlassen. In seinen Nachfolger Martin Schnitzer setzt er großes Vertrauen.
Frisch

Jessica Keilholz-Busch übernimmt die Leitung des Franz-Marc-Museums in Kochel am See. In ihrer ersten eigenen Ausstellung „Zeitfragmente“ lässt sie die Schrecken des Ersten Weltkriegs sichtbar werden – und die Bezüge zur Gegenwart. „Was mich besonders bewegt, ist das Gefühl der Unzufriedenheit und Unsicherheit“, sagt sie. Darin sehe sie eine Parallele zur Weimarer Republik.
Stürmisch

Hundert Schülerinnen und Schüler des Tölzer Gabriel-von-Seidl-Gymnasiums bringen Shakespeares „Sturm“ im ausverkauften Kurhaus auf die Bühne. Die Inszenierung ist nicht nur ein vielseitiges Kunst-, sondern auch ein gelungenes Pädagogik-Projekt. In der neu gegründeten Gab Stage Company arbeiten acht Lehrerinnen und Lehrer zusammen – ganz überwiegend in ihrer Freizeit.
Schimmernd

„Restlicht“ heißt das Motto der 38. Ateliertage Berg/Icking. Bildhauerin Birgit Berends-Wöhrl stellt die Frage: „Was ist in dieser Zeit hoffnungsvoll? Wo wird es hell am Horizont?“ Ihre Antwort: „Ich hoffe, dass wir alle wieder bescheidener werden.“ 20 Kreative öffnen an den beiden Ausstellungswochenenden ihre Türen, erstmals rückt auch die KI in den Blickpunkt.
Vielseitig

Der 85-jährige Künstler Iring de Brauw aus Ambach wird mit dem Kulturehrenbrief des Landkreises für sein Lebenswerk ausgezeichnet. Wie vielseitig er ist, stellt er mit Ausstellungen im Landratsamt und im neuen Münsinger Bürgerhaus unter Beweis. Ein wiederkehrendes Thema in seinen Arbeiten sind Schiffe, die bei ihm gerne auch mal durch den Himmel fliegen.
Belebend

Katja Bonnländer bringt internationale Kunst ins ehemalige Ascholdinger Hallenbad. Die Schau „Wir sind alle im gleichen Wasser geschwommen“ wird von einem Gorilla in blauen Gummistiefeln, einer Arbeit von Markus Lutter, bewacht. Die Aktion kommt gut an. Auch 2025 könnte das Bad deshalb vorübergehend wieder zum Kulturraum werden.
Einladend

Die Gemeinde Münsing bekommt ein Kulturzentrum. Im neuen Bürgerhaus bietet der Pallaufsaal Platz für 450 Gäste. Das Programm eröffnet im April Luise Kinseher unter dem Motto „Wände streichen. Segel setzen“. Künftig übernimmt der Ickinger Veranstalter Wolfgang Ramadan die „kulturelle Grundversorgung“ in Münsing.
Anregend

Mit einem Fragezeichen haben Monika Supé und Franziska Futterknecht ihre Anamorphose vor der einstigen Nazi-Kaserne in Lenggries versehen. Das lateinische Sprichwort „Si vis pacem para bellum“ – „Wenn du Frieden willst, rüste zum Krieg“ – wird somit fragwürdig und zum Ausgangspunkt eines Diskurses. Das Motto der 20. Kunstwoche, zu der die Künstlervereinigung Lenggries eingeladen hat, lautet „Dialog“.
Verwegen

In der Gemeinde Kochel setzt nicht nur die Werkstatt für Transformationen Prozesse in Gang. Georg Glasl und Ruth Geiersberger brechen vom alten Schusterhaus zu einer „Zitherpartie“ nach Ägypten auf. Das musikalisch-literarisches Spiel auf den Spuren von Herzog Max beginnt mit einer Klangwanderung mit Zithern, Alphorn, Blaskapelle und Fahnenträgerinnen – und endet Wochen später wiederum im Schusterhaus, das selbst das beste Beispiel für eine gelungene Transformation ist.