Jahresrückblick 2024 Bad Tölz-Wolfratshausen und Region:Zwischen Ochsenrennen und Bürgerentscheid

Lesezeit: 4 Min.

Das Münsingen Ochsenrennen, das am 1. September nach langjähriger Pause wieder in der Naturarena Hertawies stattfand, gehörte zu den Höhepunkten des Jahres im Nordlandkreis. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Die wichtigsten Ereignisse des ablaufenden Jahres im Nordlandkreis in Bildern.

Von Konstantin Kaip

Das Jahr 2024 hat viele Gesichter. Auf internationaler Ebene und deutschlandweit gesehen gehört es wohl zu denjenigen, die man lieber so schnell wie möglich hinter sich bringen möchte. Im Nordandkreis zwischen Icking und Geretsried aber gab es durchaus Lichtblicke, nicht nur bei der Demo gegen rechts in Wolfratshausen am Jahresanfang. Das Jahr 2024 in Bildern:

Ja zum Wald

(Foto: Hartmut Pöstges)

Mit dem „Ja zum Wald“ beim Bürgerentscheid hat Geretsried gegen den Standort südlich des Hallenbads für ein privates Sportgymnasium votiert. Einen „Plan B“ hat die München Süd Sportschule GmbH für das von Stararchitekt Daniel Libeskind entworfene Bauvorhaben nach eigener Aussage nicht.

(Foto: Studio Libeskind/oh)

Einen wabenförmigen Komplex mit grünem Klassenzimmer auf dem offenen Dach soll es auch nach den Worten von Bürgermeister Michael Müller (CSU) und des Stadtrats an dieser Stelle also nicht geben. Stattdessen können die Bürgerinnen und Bürger dort weiterhin zwischen natürlich gewachsenen Bäumen hindurchspazieren.

Aus für das Seniorenwohnstift

(Foto: KWA/oh)

Zu den geplatzten Luftschlössern des Jahres zählt definitiv auch das Seniorenwohnstift in Ambach, welches das Kuratorium Wohnen im Alter (KWA) auf dem einstigen Areal der Wiedemann-Kurklinik errichten wollte, nach Plänen eines anderen Architektur-Stars, Matteo von Thun. Vor acht Jahren schon hatte das KWA das Gelände des Kursanatoriums am See zu diesem Zweck erworben. Ende Oktober verkündete es dann überraschend die Kehrtwende. „Wir halten das Risiko, mit diesem Projekt zu scheitern, für zu groß, um es tragen zu können“, erklärte der KWA-Vorstandsvorsitzende Johannes Rückert.

Geothermie mit Vertrag

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Für das Geothermie-Projekt in Gelting ist der Wärmeliefervertrag zwischen der Isar Loisach Naturwärme (ILN), einer Tochter der Stadtwerke Geretsried, und der Eavor Erdwärme Geretsried unterzeichnet worden. Die Anlage gilt als zukunftsweisend: Durch die sogenannte Loop-Technologie kann die Erdwärme auch ohne besondere Wasservorkommen in der Tiefe genutzt werden. Dieses wird einfach nach unten geleitet.

Schule mit Schaden

(Foto: Gemeinde Icking)

Wasser wurde auch in die Ickinger Grundschule und das benachbarte Haus des Kindes geleitet. Allerdings nicht mit Absicht, sondern aufgrund von Starkregen mit Hagel im Juli und dann noch im September. Dabei wurden die Räumlichkeiten teils massiv beschädigt. Richtig trocken war alles erst wieder Ende Oktober, die Instandsetzung soll laut Gemeindeangaben etwa eine halbe Million Euro kosten. Die klimabedingten Unwetterschäden haben auch dazu geführt, dass Icking ein Sturzflutrisikomanagement in Auftrag gegeben hat.

Maro gerettet

(Foto: Hartmut Pöstges)

Die Bewohner des Mehrgenerationenhauses der Maro an der Sauerlacher Straße in Wolfratshausen können aufatmen: Ihre Genossenschaft ist vorerst gerettet. Dank ihrer Mitglieder und anderer Unterstützer konnte sie die benötigten vier Millionen Euro für die Umsetzung des Insolvenzplans im November gerade noch auftreiben. Das Mehrgenerationenhaus in Wolfratshausen war erst im Februar fertiggestellt worden, zwei Monate danach kam die Nachricht, dass die Genossenschaft für selbstbestimmtes und nachbarschaftliches Wohnen wegen eines geplatzten Baukredits für ein anderes Projekt pleite sei.

Demo mit Licht

(Foto: Felicitas Amler/oh)

Die bei einem Geheimtreffen der AfD ans Licht gekommenen Pläne zur „Remigration“ von Menschen mit Migrationshintergrund haben Anfang des Jahres im ganzen Land Menschen zu Solidaritätskundgebungen gegen rechts auf die Straßen getrieben. Mit Kerzen und Lampen haben im Februar mehr als 400 Menschen in der Wolfratshauser Altstadt für Vielfalt und Demokratie sowie gegen Hetze und Ausgrenzung demonstriert. Im Dezember gab es dann eine erneute Demo, an der allerdings nur 30 Menschen teilnahmen.

Downtogether

(Foto: Hartmut Pöstges)

Eltern von Kindern mit Trisomie 21 haben sich in Geretsried zu dem Verein „Downtogether“ zusammengeschlossen: „Für die Förderung und Vernetzung von Familien und Menschen mit Down-Syndrom im Oberland.“ Eines ist allen wichtig: „Nur in Gemeinschaft ist man stark“, das eben sei der Grund für die Vereinsgründung gewesen. Die Mitbegründerin Katrin Butschalowski sagt: „Die größte Angst von uns Eltern, die ein Kind mit Besonderheit haben, ist die Frage: Was wird, wenn wir nicht mehr sind.“ Menschen mit Down-Syndrom werden immer auf ein Leben in Gemeinschaft angewiesen sein.

Teure S 7

(Foto: DB Netz AG/Vectorvision/oh)

Die S-Bahnen der S 7 fahren seit 15. Dezember nicht mehr durch die Münchner Innenstadt bis zum halt Kreuzstraße, sondern nur noch bis zum Hauptbahnhof. Die Bahn verspricht sich durch die Trennung der Äste mehr Pünktlichkeit. Wann aus der südlichen Endstation Wolfratshausen die Endstation Geretsried wird, ist nach wie vor offen. Was man seit Sommer 2024 allerdings sicher weiß ist: Die geplante S-Bahn-Verlängerung nach Geretsried mit Trog in Wolfratshausen wird deutlich teurer als anfangs gedacht. Laut Schätzung von Juli 2024 soll sie etwa 433 Millionen Euro kosten – dreimal so viel wie 2012 ermittelt.

Entweiht, aber gerettet

(Foto: Hartmut Pöstges)

Die evangelische Versöhnungskirche in Geretsried ist entweiht, aber gerettet: Das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege hat das vom Architekten Franz Lichtblau errichtete Bauwerk auf die Denkmalliste gesetzt. Was aus dem einzigartigen, in sieben wabenförmige Elemente gegliederten Gebäude wird, ist noch unklar. Ein Abriss aber kommt nicht mehr infrage. Das gilt jedoch nicht unbedingt für andere profanierte Bauten wie die Auferstehungskirche in Icking und die katholische Kirche Sankt Benedikt in Ebenhausen.

Ochsen und ihre Menschen

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Fast 15 000 Zuschauer haben am 1. September in Münsing das Ochsenrennen verfolgt, das nach acht Jahren – zum Teil pandemiebedingter – Pause wieder stattfand. Im Finallauf des Rennens, das von der Serie „Irgendwie und Sowieso“ aus den 1980-er Jahren inspiriert wurde, siegten der 650 Kilo-Ochse Hellmut und sein Jockey Michael Sebald. Den Zuschauern ging es jedoch auch beim mittlerweile siebten Ochsenrennen vor allem um den Spaß. Bei bestem Sommerwetter durften sie die ganze Bandbreite im Zusammenspiel von Mensch und Tier erleben.

À la Gärtner

(Foto: Hartmut Pöstges)

Mit seiner Trog-Idee für das Gleis am Bahnhof in Wolfratshausen hatte Hans Gärtner schon das Großprojekt S7-Verlängerung gerettet, das ja an einer Schranke gescheitert wäre. 2024 hat der gelernte Grafiker, der auch Mitglied im SPD-Ortsverein ist, nun auch eine jahrelange Debatte im Wolfratshauser Stadtrat beendet: mit seinem flachen Parkhaus-Entwurf für den Hatzplatz, den das Gremium nach mehrheitlichem Beschluss als gangbaren Weg sieht, um benötigte zusätzliche Stellplätze zu schaffen. Damit könnten dann auch die lange geplanten Umgestaltungen von Marktstraße und westlichem Loisachufer in Angriff genommen werden.

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