Süddeutsche Zeitung

Freizeit im Oberland:Staatsstraße weicht für Lurche

Der gemeinsame Bau eines Radwegs zwischen Lenggries und der Jachenau muss umgeplant werden.

Von Petra Schneider, Lenggries / Jachenau

Beim zweiten Bauabschnitt des neuen Radwegs in die Jachenau zwischen dem Lenggrieser Ortsteil Leger und dem Abzweig Rehgraben sind Umplanungen nötig: Bei einer artenschutzrechtlichen Prüfung der Vorentwurfsplanung, die der Gemeinderat im Juli 2020 gebilligt hat, habe sich herausgestellt, dass sich im Bereich des Flutgrabens, der neben der Staatsstraße 2072 verläuft, Habitate seltener Lurche und Kriechtiere befinden.

"Diese Bereiche sind extrem sensibel und schützenswert", erklärte Karl Ertl vom technischen Bauamt am Montag im Lenggrieser Gemeinderat. Bei einem Eingriff für den Bau des Radwegs wären laut Ertl sehr hohe Auflagen seitens der Naturschutzbehörden zu erwarten. Die Verwaltung habe daraufhin eine Verlegung der Staatsstraße in dem entsprechenden Bereich näher an den Berg vorgeschlagen. Im Zuge dessen könnte nach Ansicht der Verwaltung auch die Staatsstraße saniert und soweit angehoben werden, dass sie nicht mehr im Überschwemmungsgebiet der Jachen liegen würde. Die Vorentwurfsplanung sei entsprechend geändert und den zuständigen Behörden vorgestellt worden. Das staatliche Bauamt Weilheim habe dem Vorschlag bereits zugestimmt, erklärte Ertl.

Bürgermeister Stefan Klaffenbacher (FWG) sieht in den nötig gewordenen Änderungen sogar eine Verbesserung. Zwar seien die Kosten durch die Verlegung der Staatsstraße höher, aber der Flächenverbrauch der neuen Trasse wäre geringer und die Hochwasserproblematik beseitigt. Wann mit dem Bau des 1,9 Kilometer langen Abschnitts begonnen wird, hängt laut Ertl auch von den Grundstücksverhandlungen ab, die die Gemeinde mit etwa 25 Eigentümern führen muss.

Der Radweg ist ein gemeindeübergreifendes Projekt zwischen Lenggries und der Jachenau. Die beiden Gemeinden übernehmen die Planungen und die Grundstücksverhandlungen, der Freistaat baut und zahlt. Bereits im Herbst 2019 wurde der erste, gut vier Kilometer lange Abschnitt zwischen Rehgraben und Jachenau-Raut fertig gestellt, der von Familien und Rennradfahrer gerne genutzt wird. Auch beim nun folgenden, zweiten Bauabschnitt ab Leger soll der 2,5 Meter breite Radweg neben der Staatsstraße verlaufen, dazwischen ist ein zwei Meter breiter Bankettstreifen vorgeschrieben. Der dritte Bauabschnitt ist auf Jachenauer Flur zwischen Raut und Höfen geplant. Weil aber der Bedarf für einen Radweg im Bereich zwischen Höfen und der Schule größer sei, habe man diesen Abschnitt vorgezogen, sagt der Jachenauer Bürgermeister Nikolaus Rauchenberger (FWG). Außerdem seien die Grundstücksverhandlungen für diesen rund drei Kilometer langen Abschnitt einfacher. Auch hier soll die Staatsstraße verlegt und an den Brunnenberg gerückt werden. Dazu habe das staatliche Bauamt Weilheim zunächst ein geologisches Gutachten in Auftrag gegeben. "Das zieht sich", sagt Rauchenberger. In einem letzten Bauabschnitt soll der Radweg schließlich von der Schule bis nach Jachenau-Dorf führen.

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