Jachenau:Hausberg mit langem Rücken

Wanderung Hirschhornköpfl

Aufs Hirschhornköpfl geht es von der Jachenau, mit traumhaftem Blick auf den Walchensee.

(Foto: Benjamin Engel)

Eine Gipfelüberschreitung des Hirschhörnlkopfs in der Jachenau lässt weit blicken

Von Benjamin Engel, Jachenau

Licht und Schatten prägen die Jachenau - und das nicht nur wegen des regen Ausflugsverkehrs wie im vergangenen Sommer. Das liegt vielmehr an der Ost-West-Ausrichtung des etwa 15 Kilometer langen Tales am Fuß der Benediktenwand. Diese Geografie garantiert zwar im Sommer viel Sonne von früh bis abends, solange der zentrale Stern hoch genug am Himmel steht. Im Winter jedoch scheint die Sonne einige Wochen lang gar nicht auf die Häuser an der südlichen Talseite. Daher nennen sie die Talbewohner auch Schattenhöfe.

Von den Almen sind die Kühe wie in jedem Herbst schon ins Tal zurückgekehrt. Für den Wanderer geht die Saison am Berg aber noch weiter. Die Jachenau bietet für ihn viele Möglichkeiten. Zu den bekannteren Touren zählen die Aufstiege zum Laintal-Wasserfall, der Benediktenwand oder dem Rabenkopf mit der Staffelalm und den Malereien Franz Marcs. Als eigentlicher Hausberg der Jachenau gilt aber der 1514 Meter hohe Hirschhörnlkopf. Sein lang gezogener, grasbestandener Gipfelrücken, an dessen Basis die Pfundalm steht, erlaubt weite Blicke ins Karwendel im Süden und weit über den nahen Walchensee hinweg.

Ein kleines Manko hat die Tour zum Hirschhörnlkopf jedoch. Eine Einkehrmöglichkeit gibt es unterwegs nicht. Nur am Start- und Endpunkt im Hauptort Jachenau gibt es Wirtshäuser. Dafür entschädigt die Gipfelüberschreitung des Berges genussreich. Vom Wanderparkplatz beim Gasthof Schützenhaus folgen die Ausflügler auf der Forststraße zunächst dem Tal der kleinen Laine in nordwestlicher Richtung. Statt am Waldbeginn wie auf dem Standardweg über das Bärenhaupt - so heißt der östliche Ausläufer des Zielgipfels - nach rechts abzubiegen, kann man auch einfach ein Stück weiter rechts des Baches weiterlaufen. Im ansteigenden Talgrund geht der breite Forstweg schließlich in den alten Alpweg über. Kurz vor der 1133 Meter hoch gelegenen Kotalm geht es dann wieder auf breiterem Schotter dahin.

Über deren Namen darf spekuliert werden. Jedenfalls weitet sich dort das Tal zwischen Jochberg und Hirschhörnlkopf zu einem freierem Almgebiet. Im Sommer grasen auf den Wiesen einige Kühe.

An der Kotalm beginnt erst die eigentliche Gipfelüberschreitung. Nach rechts zweigt ein schmaler Steig ab. Durch lichten Wald führt der Weg an der Südwestflanke des Hirschhörnlkopfs sanft bergan. Ein Bach fließt malerisch vom steilen Wiesenhang direkt über den Pfad. Bei der Pfundalm trifft der Wanderer schließlich auf den lang gezogenen Gipfelrücken. Das Kreuz am Zielpunkt ist schon zu sehen. Über den Grashang geht es rasch hinauf.

Wer dort nicht das Panorama genießt, ist selbst schuld. Ein bisschen sollte der Wanderer schon bleiben und über die umliegenden Berge und das Tal der Jachenau blicken. Vielleicht findet der ein oder andere Zeit, auch einmal über den Forstmeister Maximilian Lizius (1845 bis 1896) nachzudenken. Als Revierleiter in der Jachenau stand er auf vielen Bergen der Umgebung. Für seine Erkundungstouren soll er übrigens im Winter Skier angeschnallt haben. Damit zählte er zu den Pionieren in Europa. Seiner Frau gefiel es übrigens überhaupt nicht in der Gegend. Der Rheinländerin fehlte ihr gewohntes Gesellschaftsleben. Zudem soll sie die Bauern sprachlich kaum verstanden haben, was auch umgekehrt gegolten haben soll. Das lässt an gegenwärtige manchmal nicht minder konfliktfreie Beziehungen zwischen Einheimischen und Auswärtigen denken.

Im Abstieg sollten sich die Wanderer aber lieber wieder auf den Weg konzentrieren. Erst geht es über den freien Wiesenrücken in südwestlicher Richtung. Wenn der Pfad am Ende des Almgeländes in den Wald eintaucht, wird der Hang steil. In zahllosen Serpentinen führt der Pfad hinunter ins Tal. Der Weg wird breiter und mündet schließlich auf einen Ost-West-Querweg, der nach rechts wieder zur kleinen Laine und von dort zum Hauptort Jachenau zurückleitet.

Zustieg über das Tal der kleinen Laine: Parkplätze gibt es beim Gasthaus Schützenhaus im Hauptort Jachenau. Die Gehzeit für Auf- und Abstieg beträgt circa 4,5 Stunden; es geht über 730 Höhenmeter; unterwegs gibt es keine Einkehrmöglichkeit, daher sollte man Proviant mitnehmen

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