Festakt im Kloster Benediktbeuern:Was das Leben wertvoll macht

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Preisträger der Isar-Loisach-Medaille 2024 (von links, mit Urkunde): Peter Wagner, Bernd Schreder, Ingeborg Mair, Franz Blecha, Josef Saller, mit den Laudatoren Thomas Holz (ganz links) und Florian Gruber (ganz rechts). (Foto: Manfred Neubauer)

Fünf Ehrenamtliche aus dem Landkreis haben am Freitagabend die Isar-Loisach-Medaille erhalten. Es ist die höchste Auszeichnung für gesellschaftliches Engagement im Landkreis.

Von Benjamin Engel, Bad Tölz-Wolfratshausen

Die Isar-Loisach-Medaille ist die höchste Auszeichnung des Landkreises Bad Tölz-Wolfratshausen, um Ehrenamtliche für ihr meist langjähriges Engagement zu würdigen. Entsprechend festlich und gelöst waren Stimmung und Atmosphäre, als die Anerkennungen für das Jahr 2024 im Barocksaal des Klosters Benediktbeuern am Freitagabend verliehen wurden. Diesmal stimmte das Ensemble Freispiel mit Andreas Winkler und Leonhard Schwarz auf die Würdigung von fünf Persönlichkeiten aus dem Landkreis ein und begleitete die Feierstunde musikalisch. Der Landtagsabgeordnete und stellvertretende Landrat Thomas Holz (CSU) begrüßte anstelle des erkrankten Landrats Josef Niedermaier (Freie Wähler) die Gäste an diesem Abend.

„Sie machen das Zusammenleben besser“

Weihnachten öffne als Fest der Liebe die Augen für das, was das Leben wertvoller mache, erklärte der Politiker aus Kochel am See. Das nahende Fest passe deshalb hervorragend zum feierlichen Abend, an dem Preisträger für ihren Dienst an der Gesellschaft im Mittelpunkt stehen sollten. „Sie machen das Zusammenleben besser“, sagte Holz zu ihnen. Pfarrer Florian Gruber, Dekan des evangelisch-lutherischen Pfarramts Isar-Loisachtal, fand in seiner Festrede auch mahnende Worte gegen gesellschaftliche Tendenzen, die suggerierten, dass sich jeder selbst der Nächste sei, oder Menschen einen Geldwert zuschrieben und das alleinige Prinzip von Leistung und Gegenleistung etablieren wollten. Im Zentrum des Festabends standen dann die Preisträger.

Einer von ihnen ist Franz Blecha. Der Geretsrieder ist seit 2003 Vorsitzender der Reha-Sport-Freunde. Im Verein war er obendrein Kassenprüfer und Pressewart. Zudem organisierte Blecha mehr als zehn Jahre lang das jährliche Turnier im Hallenstockschießen, dem sogenannten Bosseln. Er ist Landesschiedsrichter beim Behinderten- und Rehasportverband Bayern und vertritt seinen Verein im Bayerischen Landes-Sportverband. Im Bosseln zählte Blecha zum Herrenteam, das 2005 Deutscher Vizemeister und 2007 Deutscher Meister wurde. Zudem war er Mannschaftsführer des Damenteams bei der bayerischen Meisterschaft 2017. Blecha helfe, Menschen mit Behinderung und Senioren durch den Sport in die Gesellschaft zu integrieren, sagte Holz – und stärke damit Selbständigkeit und Eigeninitiative.

Dank an die ungenannten Unterstützer und die geduldige Ehefrau

Die Greilingerin Ingeborg Mair, ehemalige Lehrerin und Konrektorin an der Grundschule in Reichersbeuern, engagiert sich seit 2012 für Geflüchtete im Landkreis und wurde für ihren unermüdlichen Einsatz ausgezeichnet. Mair nutzte die Gelegenheit, sich stellvertretend bei allen Unterstützern zu bedanken, die nicht im Rampenlicht stünden, ohne die ihre Arbeit aber niemals zu stemmen sei. Im Tölzer Mehrgenerationenhaus des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) leistet Mair vor allem mit ihrem Deutschunterricht wichtige Arbeit. So können im Haus jeweils am Dienstagvormittag fünf Gruppen mit verschiedenen Lernniveaus gemeinsam lernen. Mit Unterstützerinnen bereitet Mair die Kurse im Sprachcafé vor und kümmert sich um Unterrichtsmaterialien. Zudem unterrichtete sie junge Geflüchtete in Deutsch und Mathematik, als es noch keine Vorbereitungsklassen in den Berufsschulen gab, und half jungen Menschen aus allen Regionen der Welt, in Deutschland Fuß zu fassen. Sie setze sich mit einer „unvergleichlichen Herzlichkeit und Kraft, die ihresgleichen suche“ ein, sagte der stellvertretende Landrat Holz.

Emotional wurde Josef Saller, als er sich bei seiner Frau, mit der er mehr als 50 Jahre verheiratet ist, bedankte. Sie habe sich mit seinen inzwischen 57 Jahren im Ehrenamt arrangieren müssen. „Das war nicht immer einfach“, sagte der Ausgezeichnte. Seit 1967 ist Saller Mitglied im Sportverein Gelting, einem Ortsteil von Geretsried. Er spielte dort Fußball, wurde 1969 Mannschaftskapitän, leitete die Fußballabteilung in den 1970er- und 1980er-Jahren. 1979 gründete Saller die Altherren-Fußballmannschaft. Zudem war er einer der Fackelläufer im Vorfeld der Olympischen Spiele in München von 1972. Seit 1989 ist Saller Vorsitzender des Vereins, unter seiner Ägide wurde auch das neue Vereinsheim errichtet. In seiner Amtszeit gründete sich zudem eine Tennisabteilung. Auch organisierte Saller Aktivitäten wie den Rosenmontagsball oder das Kinderspielfest.

„Unsere Gesellschaft braucht das Engagement und die Zivilcourage“

Preisträger Bernd Schreder war 33 Jahre Dirigent der Musikkapelle Benediktbeuern, ehe er 2023 aufhörte. „Es geht mir etwas ab“, bekannte er bei der Verleihung der Isar-Loisach-Medaille. Das musikalische Handwerk an junge Leute weitergeben zu dürfen, fehle ihm. Im Bezirk Isar-Mangfall des Musikbunds für Ober- und Niederbayern war Schreder viele Jahre stellvertretender Bezirksmusikjugendleiter und zudem als Kursleiter für das Leistungsabzeichen Bronze und Silber tätig. Der staatlich anerkannte Dirigent mit dem goldenen Leistungsabzeichen engagierte sich während der 1980er-Jahre zudem als Schriftführer und Kassier in der Musikkapelle. Mit der Kochler Blasmusik bildete Schreder viele junge Musiker aus, welche dann die Jugendblaskapelle Kochel-Benediktbeuern bildeten, aus der die Kesselfleischmusi entstand. „Was wäre das ganze Leben ohne Musik, egal welcher Richtung“, sagte Schreder. An besondere Momente während Schreders Dirigentzeit erinnerte Laudator Holz: So habe die Kapelle etwa beim Patrontagstag 2008 auf dem Münchner Marienplatz die „Dörfler Messe“ gespielt, die laut Holz nur die Benediktbeurer Kapelle spielen dürfe. 2009 nahm die Kapelle an der Parade für den damaligen Papst Benedikt XVI. in Rom teil.

Der Geretsrieder Peter Wagner, der als Fünfter mit der Isar-Loisach-Medaille ausgezeichnet wurde, ist seit seinem 14. Lebensjahr in der Kreisgruppe der Siebenbürger Sachsen aktiv. Er trat in die Jugendtanzgruppe ein, war Jugendreferent der Kreisgruppe Bad Tölz-Wolfratshausen sowie Landesleiter der Siebenbürger Jugend Deutschland im Bundesland Bayern. Wagner koordiniert und organisiert das Geretsrieder Kronenfest, eine Erntebittfest. 2015 gründete er die Blaskapelle Isartaler Adjuvanten. Seit 2016 ist Wagner zudem Zunftmeister der Geretsrieder Urzeln und bemüht sich in all seinen Funktionen, das Erbe der Siebenbürger Sachsen zu pflegen.

Die Isar-Loisach-Medaille vergibt der Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen jährlich "als sichtbares äußeres Zeichen des Dankes und der Anerkennung für besondere ehrenamtliche Tätigkeiten" an höchstens fünf Personen. (Foto: Harry Wolfsbauer)

„Unsere Gesellschaft braucht das Engagement und die Zivilcourage von Menschen, die sich für Benachteiligte und das Miteinander einsetzen“, betonte Pfarrer Gruber in seiner Festrede. Das reiche von der Feuerwehr oder dem Roten Kreuz bis zu den Vereinen, in denen Jung und Alt Zusammenhalt erfahre. Gruber wandte sich gegen eine Art Sozialdarwinismus, der die Menschen nur zu Konkurrenten erkläre, und forderte: „Engagiert euch“. Wer sich für andere einsetze und Zeit im sozialen Miteinander investiere, lebe auch länger und gesünder.

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