Irische Stepptanzgruppe in Bad Tölz:Zwischen Gut und Böse

"Magic of the Dance" inszeniert im Tölzer Kurhaus den Konflikt zwischen Unschuld und Intrige. Das Publikum reißt sie damit nur phasenweise mit

Von Nils Hannes Klotz, Bad Tölz

"Lean back, close your eyes and travel back to the old Ireland," ertönt eine Lautsprecherstimme. Mystischer Mönchsgesang erfüllt den dunklen Saal des Kurhauses in Bad Tölz. Die Atmosphäre ist düster und gedrückt. Trommelgeräusche und ein tiefer, lang anhaltender Ton sind zu hören. Blaues Scheinwerferlicht durchdringt den Nebel auf der Bühne. Ein Feuer flackert auf einem kleinen Bildschirm im Hintergrund. Nun betreten sechs Personen in braunen langen Kutten die Szene. Ihre Kapuzen sind weit über den Kopf gezogen. In den Händen halten sie brennende Fackeln. Dann der Stimmungswechsel: Deutlich herauszuhören aus der irischen Musik ist der Klang eines Dudelsacks. Elf Tänzer beginnen zu der Musik zu steppen. Hinter ihnen sind Luftaufnahmen der irischen Küste auf dem Display zu sehen. Verhaltener Applaus.

Zu Gast in der Kreisstadt ist an diesem Mittwochabend die irische Stepptanzshow Magic of the Dance. Sie vereint preisgekrönte Stepptänzer aus Schottland, Amerika, Irland, England und Australien. Die Show selbst nennt sich das Original des Irish Dance. Gut und Böse treffen in der Inszenierung aufeinander. Die Aufführung basiert auf einer Liebesgeschichte zu Zeiten der großen Hungersnot in Irland.

Das Tölzer Publikum reagiert zunächst eher verhalten. Insbesondere in den ersten 45 Minuten müssen die Künstler die Zuschauer öfter zum rhythmischen Mitklatschen animieren. Schnell lässt das Klatschen wieder nach. So richtig ansteckend ist die Wirkung der klackernden Steppgeräusche noch nicht.

Irische Stepptanzgruppe in Bad Tölz: Düstere Atmosphäre im Tölzer Kurhaus.

Düstere Atmosphäre im Tölzer Kurhaus.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Mehr als 50 Plätze des 400 Personen fassenden Kursaals bleiben an diesem Abend unbesetzt. Die Stepper schaffen es nicht, das Publikum mitzureißen. Ohne Zweifel ist jedoch: Die Tänzer steppen präzise und rhythmisch zu der irischen Musik. Ihre Bewegungen wirken lässig und gekonnt. Locker schwingen sie ihre Arme und Beine - mal zu der mystischen Atmosphäre, die durch einen schwarz gekleideten Teufel personifiziert wird, mal zu der fröhlichen Atmosphäre, in der ein steppendes Liebespaar die Stimmung dominiert. Der Atmosphärenwechsel zwischen Gut und Böse zieht sich durch die gesamte Vorstellung. Unterbrochen wird er, als zwei Stepper mit weißer Hose und gestreiftem Oberteil auf die Bühne treten. Sie sind als Matrosen verkleidet und steppen einfache Rhythmen, die die Zuschauer nachtanzen sollen. Manche machen auch mit. Ein Matrose ruft laut: "Huuh!" Gelächter im Publikum. Akt vorbei. Nun rollen sie zwei große Fässer auf die Bühne. Spielerisch schlagen sie abwechselnd mit Schlagzeugsticks auf die Fässer und steppen dazu im Takt. Irische Melodien erklingen im Hintergrund. Die Stimmung ist etwas aufgelockert. Dennoch wirkt die Pause nach 45 Minuten abrupt. Ein Höhepunkt ist bis jetzt nicht auszumachen.

Nach der Pause holen die Tänzer drei Zuschauer auf die Bühne. Gemeinsam mit ihnen üben sie einfache Steppschritte. Die Stimmung im Publikum ist nun wesentlich leidenschaftlicher. Vereinzelt ertönen Pfiffe. Aktives Klatschen zum Text von "We will rock you". Die zweite Hälfte profitiert von vermehrten Soloeinlagen der Künstler, die ohne Hintergrundmusik auskommen. Der zuvor als Matrose verkleidete Tänzer steppt quer durch das Publikum. Die Leute sind begeistert und quittieren die Einlage mit lautem Applaus und Rufen.

Irische Stepptanzgruppe in Bad Tölz: Die beiden als Matrosen verkleideten Stepper lockern die Stimmung auf. Mit einfachen Rhythmen animieren sie dasPublikum zum Mitsteppen.

Die beiden als Matrosen verkleideten Stepper lockern die Stimmung auf. Mit einfachen Rhythmen animieren sie dasPublikum zum Mitsteppen.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Weißes und rotes Scheinwerferlicht blitzt in hoher Frequenz. Es kommt zu einem abschließenden Steppduell zwischen Gut und Böse. Der in schwarzer Hose und Lederjacke gekleidete Teufel spielt seine Rolle gut. Seine Augenbrauen sind leicht nach unten gezogen, der Mund schmal geformt. Verständnislos schüttelt er beim Anblick des "guten" Steppers den Kopf. Er will das Liebespaar trennen und die Frau für sich gewinnen. Ein lauter Knall schallt durch den Saal und lässt so manchen Zuschauer zusammenzucken. Das Böse ist besiegt. Etwas kitschig erscheint auf dem Bildschirm im Hintergrund: "The End".

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: