Interviews mit Migranten:Schwierige Integration

Projekt Ankommen in Bad Tölz

Die Ergebnisse der Studie stellte Benedikt Hartmann im Kloster Benediktbeuern vor. Leiter des Projekts ist Egon Endres (vorne, links).

(Foto: Manfred Neubauer)

Studenten des Studiengangs "Soziale Arbeit" in Benediktbeuern präsentieren Ergebnisse ihres Projekts "Ankommen in Bad Tölz". Dabei zeigt sich, dass junge Flüchtlinge kaum Kontakte zu Einheimischen haben

Von Vanessa Neuss

BenediktbeuernFür geflüchtete Jugendliche ist es nach wie vor schwierig, Kontakte zu Einheimischen zu knüpfen. Sie kennen überhaupt wenige Leute jenseits von Schule und Praktikum. Das Smartphone ist für sie das wichtigste Instrument im Alltag. Allerdings bilden die deutsche Kultur und damit auch die Sprache die gemeinsame Basis der Kommunikation für junge Migranten. Dies sind einige der wesentlichen Ergebnisse der Studie "Ankommen in Bad Tölz - Netzwerke zur Integration von jungen Menschen mit Flucht- und Migrationserfahrungen", die Studierende des Studiengangs Soziale Arbeit an der Katholischen Stiftungshochschule München am Campus Benediktbeuern erstellt haben.

Die Studenten Benedikt Hartmann und Ramona Friedrich führten als Moderatoren durch den Abend, an dem die Projektergebnisse vorgestellt wurden. In leitfadengestützten Interviews befragten die Studierenden insgesamt 51 Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund der Staatlichen Berufsschule Bad Tölz sowie fünf Lehrer und vier Sozialarbeiter der Kolping-Bildungsakademie. Die Interviewten besuchen derzeit entweder Vorklassen, die Berufsintegrationsklasse oder bereits Ausbildungsklassen. Die Jugendlichen stammen unter anderem aus Afghanistan, Irak, Elfenbeinküste, Sierra Leone, Somalia, Eritrea, Syrien und Nigeria.

In vier Gruppen befragten die Studierenden die Schüler nach verschiedenen Faktoren rund um soziale Netzwerke und die Berufswahl: Wie finden sie den Zugang zur Ausbildungsstelle, welche Rolle spielt das familiäre Netzwerk, soziale Netzwerke außerhalb der Schule und Freizeitbeschäftigungen. "Es war spannend und auch für uns anspruchsvoller als gedacht", leitete Hartmann die Präsentation ein.

Die Auswertung förderte zutage, dass sich Geflüchtete vermehrt untereinander vernetzen. Für viele der Befragten ist die Schule, respektive die Praktikums- oder Ausbildungsstelle die einzige soziale Anlaufstelle. Weiterhin seien der unzureichende Busverkehr und die Tatsache, dass Wohnort, Ausbildungsstätte und Berufsschule über den gesamten Landkreis verstreut sind, für sie schwierig, so Hartmann. Nur einer der Interviewten hat sich einem Sportverein angeschlossen. Die meisten nennen soziale Medien und die Schule als Hauptbeschäftigung. Es gebe allerdings auch Paradebeispiele, wie es im Optimalfall laufen kann, sagte Hartmann: "Durchs Fußballspielen hat ein Jugendlicher einen Feuerwehrmann kennengelernt. Der hat ihm ein Praktikum vermittelt, und schließlich konnte er seine Ausbildung dort absolvieren."

Student Matthias Gross betonte, dass alle Ergebnisse nicht "unbedingt repräsentativ" seien, da sie qualitativ erhoben wurden. Ein Tenor ist jedoch spürbar: "Menschen sind Menschen, es gibt keine Unterschiede." Diese Aussage stammt von einem der jungen Migranten.

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