Interview:"Meine Arbeit ist von Icking geprägt"

Philipp Amelung, weit gereist und mittlerweile Universitätsmusikdirektor in Tübingen, bleibt der Isartalgemeinde verbunden - am Sonntag eröffnet er dort den 14. Konzertzyklus. Auf dem Programm steht unter anderem Mozarts Requiem

Von Stephanie Schwaderer

Interview: Gut gestimmt: Philipp Amelung.

Gut gestimmt: Philipp Amelung.

(Foto: WOR)

Philipp Amelung hat seine Karriere als Tölzer Knabe begonnen und ist mittlerweile zum Universitätsmusikdirektor in Tübingen aufgestiegen. Als Leiter verschiedener Chöre und Orchester bereist er seit Jahren die Welt. Im Herbst jedoch gibt es für ihn seit langem drei Fixtermine im Oberland: Am Sonntag eröffnet der 40-Jährige den 14. Ickinger Konzertzyklus.

SZ: Welche drei Dinge fallen Ihnen spontan zu Österreich ein?

Philipp Amelung: Wiener Klassik. Berge. Topfenpalatschinken.

Nach Russland und Frankreich konzentriert sich der Ickinger Konzertzyklus heuer auf die Nachbarrepublik, warum?

In den beiden vergangenen Jahren hatten wir viele unbekannte Komponisten im Programm. Deshalb fand ich es schön, wieder einmal Werke auszuwählen, die populär und beliebt sind. Beim zweiten Konzert, dem Kammermusikabend, gibt es allerdings mit Johann Nepomuk Hummel und Ernst Krenek zwei Komponisten zu hören, die vielen nicht vertraut sein dürften.

Sie treffen die Programmauswahl allein?

Ich mache der Bürgermeisterin einen Vorschlag, und dann geht es damit vor die Sponsoren. Beim Österreich-Programm gab es keine Rückfragen, aber sonst kommt es schon vor, dass Sponsoren - viele sind sehr musikalisch - konkrete Vorschläge machen.

Ein bisschen Wunschkonzert?

Nein, das dann doch nicht. Aber wenn mir jemand eine CD bringt und sagt: Hör dir das mal an, und wenn mich die Stücke überzeugen, dann nehme ich sie gerne ins Programm auf. Ich bin unseren Sponsoren sehr dankbar. Sie decken zwischen 50 und 60 Prozent des Etats und ermöglichen uns, die Konzertreihe ohne jeglichen öffentlichen Zuschuss zu finanzieren.

Sie sind in Tübingen schwer eingespannt, dirigieren am Sonntag aber einen Chor und ein Orchester aus München. Wie kann das gelingen?

Canzone 11 ist ein sehr guter Kammerchor, den ich mit Sängern aus meinem Universitätschor auf 35 Leute aufstocke. Am Freitag haben wir unsere erste Probe, am Samstag wird den ganzen Tag mit Chor und Orchester gearbeitet, und am Sonntag gibt es noch eine längere Stellprobe.

Und Sie denken, das reicht, damit am Ende Ihre Schöpfung dabei herauskommt?

Im Vorfeld habe ich mich sehr genau mit der Chorleiterin Tanja Wawra abgesprochen. Das geht bis ins Detail: Wo werden bei einzelnen Worten am Ende die Ts, Ps und Ks hingesetzt, auf die Pausen oder davor? Wo geht eine Phrase hin? Durch die Auswahl des Chors und des Orchesters habe ich natürlich schon eine grundlegende Entscheidung getroffen, damit am Ende "meine" Schöpfung entsteht.

Kammerchor und Barockorchester deuten auf eine schlanke Variante hin.

Ja, schlank, leicht - flexibel trifft es am besten. Die Musiker können, wenn es sein muss, stark und klangvoll spielen, aber eben auch sehr durchsichtig, mit wenig bis gar keinem Vibrato.

Beim Requiem dirigieren Sie einen Festivalchor mit 80 Sängern, der aus dem Ickinger Vokalensemble und dem Vocalensemble Fünfseenland besteht. Reichen für so ein Projekt auch drei Tage Proben?

Schon im Juli habe ich die Dirigenten der beiden Chöre - Peter Marino und Andreas Sczygiol - getroffen. Auch mit ihnen gibt es klare Vereinbarungen. Und in der Woche vor dem Konzert werden wir noch mehrfach intensiv proben.

Warum halten Sie Icking die Treue?

Weil ich Icking viel verdanke. Meine Arbeit ist von München und vor allem von Icking geprägt. Als Leiter des Leipziger Vocalensembles durfte ich viele große Bach-Werke in der Thomaskirche dirigieren. Gelernt habe ich diese in Icking. Neulich waren wir mit dem Brahms-Requiem in Brasilien. Auch das habe ich zuerst in Icking dirigiert. Es gibt viele solcher Beispiele. Abgesehen davon, gibt es für einen Musiker nichts Schöneres, als eine eigene Konzertreihe gestalten zu dürfen. Und wenn diese auch im 14. Jahr noch großen Anklang findet, ist das wunderbar.

Joseph Haydn: Die Schöpfung, Vokalensemble Canzone 11 und Barockorchester LaBanda, Sonntag, 27. Oktober, 17 Uhr, Sankt Benedikt Ebenhausen; Musik bei Kerzenschein für zwei Klaviere mit Sachi Nagaki und Jean-C. Schwerteck, Sonntag, 10. November, 17 Uhr, Evangelische Auferstehungskirche Icking; Mozart-Requiem, Sonntag, 24. November, 17 Uhr, Sankt Benedikt Ebenhausen; Informationen unter www.konzertzyklus.de

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