Internationales Renommee:Höher, weiter, leiser

Das Königsdorfer Flugfest lockt am Wochenende außerordentlich viele Besucher an und belegt eindrucksvoll, warum das Segelflugzentrum längst international von sich reden macht

Von BARBARA SZYMANSKI, Königsdorf

Neun Mal sind die segelfliegenden Piloten der Haltergemeinschaft Königsdorf in diesem Jahr um die Erde geflogen. Denn sie brachten es auf rund 367 000 Flugkilometer. "Und das CO2-neutral und geräuschlos", sagt Alico Sternbeck, Vorsitzender der sechs Königsdorfer Vereine, nicht ohne Stolz in der Stimme am Rande des außerordentlich gut besuchten Flugfestes am Wochenende. Mit diesen Kilometerleistungen seien die Königsdorfer Luftsportler heuer zum ersten Mal weltweit auf dem ersten Platz. Pressesprecher Mathias Schunk setzt noch eins drauf: "Wir tragen den Namen Königsdorf in alle Welt hinaus." In der Tat sei der Flugplatz mit Blick auf die Alpenkette samt Zugspitze als eines der weltweit größten Segelflugzentren international sehr bekannt, zumal auch noch andere Rekorde in Segelflug-Kreisen von sich reden machten.

Da wären die Rekord-Dreiecksflüge von 1000 Kilometer zu nennen oder die Junioren, die heuer zum vierten Mal in Folge in der Bundesliga der Segelflieger gewannen. Oder Mathias Schunks Europarekord im Weitfliegen. Dabei blieb der Lufthansapilot für Langstreckenflüge bei einem Segelflug in der Schweiz 14 Stunden am Stück in der Luft und brachte es auf 1588 Kilometer. Und nicht zuletzt erreichte Wolfgang Schiek den dritten Platz bei der Segelkunstflug-Weltmeisterschaft in Rumänien.

Internationales Renommee: Spektakuläre Luftakrobatik konnten die Besucher des Königsdorfer Flugfestes bestaunen.

Spektakuläre Luftakrobatik konnten die Besucher des Königsdorfer Flugfestes bestaunen.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Rekorde und sportliche Erfolge sind das eine, das lebendige Vereinsleben der 300 Mitglieder, von dem die Vorsitzenden berichten, das andere. Gut die Hälfte stemmt nämlich ehrenamtlich das Flugfest, das bald zum 50. Mal bei freiem Eintritt und kostenlosem Parken viele Zuschauer aus der ganzen Region anlockt. Denn hier gibt's was zu erleben und zu sehen, nicht nur für Segelflug- und Motorflugfans, sondern auch für die ganze Familie. Da schraubt sich zum Beispiel der Motorflieger Sascha Odermann, von Beruf Pilot bei der Lufthansa, in die Luft dieses Septembersonntags. Er fabriziert faszinierende Figuren, fliegt minutenlang kopfüber oder zeichnet mit dem Kondensstreifen Herzen und Zahlen ins Himmelsblau. Odermann sitzt dabei in der MÜ30 Schlacro, die vor Jahren von Studenten der TU München für die Haltergemeinschaft entwickelt und gebaut wurde. Die merkwürdige Bezeichnung vereint die Leistungsmöglichkeiten der Maschine, nämlich das Schleppen von Segelflugzeugen und Akrobatik.

Ein übrigens etwas heikles Thema. Das Schleppen mit Motorflugzeugen hat den Anwohnern im idyllisch gelegenen Königsdorfer Ortsteil Wiesen vor einigen Jahren die Wochenenden vermiest. Der Verein schaffte deshalb leisere Ultraleicht-Flugzeuge zum Schleppen in Flughöhe an und erhöhte die Starts mit der automatischen Winde auf einer nunmehr geteerten Piste. Heuer wurden gut 5000 Windenstarts erreicht und daneben 1200 Flugzeugschleppungen. Auch die vereinbarten Ruhezeiten würden eingehalten, bei Ostwind nicht motorgeschleppt und auch sonst die Kooperation mit den Anliegern, Landwirten und mit der Gemeinde Königsdorf gepflegt und gehegt. Segelfliegerin Gina weist darauf hin, dass die Landwirte sehr große Wiesenflächen für Parkplätze zur Verfügung stellten und diese auch mähten. "Und wir machen bei Dorffesten oder dem jährlichen Ramadama mit." Zu sehen seien die Vereinsmitglieder auch beim Firmenlauf in Geretsried so wie heuer im Juni, als sie den Rumpf eines Segelflugzeuges mühevoll über die Rennstrecke zogen und schoben.

Internationales Renommee: Einige Besucher durften während des Königsdorfer Flugfestes auch zu einem Rundflug einsteigen.

Einige Besucher durften während des Königsdorfer Flugfestes auch zu einem Rundflug einsteigen.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Derweil geht es auf dem Flugplatz munter weiter mit Luftballonweitfliegen, allerlei Erfrischungen, Mitfliegen im Segelflugzeug oder Helikopter. Es knattert und brummt oder es pfeift nur hoch und dünn. Dann nämlich, wenn eines der schneeweißen Segelflieger mit einer Spannbreite von gut 20 Metern per Seilwinde in Flughöhe gezogen wird und sich einer der Besucher den Menschheitstraum schlechthin erfüllt: schwerelos fliegen wie ein Vogel.

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