Nordlandkreis:Bau des großen Hallenbads hängt von einer einzigen Stimme ab

Der Wolfratshauser Stadtrat entscheidet am Dienstag über das gemeinsame Projekt in Geretsried. Es wird sehr knapp.

Von F. Amler, K. Kaip und C. Koestler

Der Wolfratshauser Stadtrat trifft am Dienstag eine weit reichende Entscheidung: Beteiligt sich Wolfratshausen an den Betriebskosten für ein interkommunales Hallenbad oder nicht? Fest steht jetzt schon: Die Entscheidung wird knapp. Das ergeben Rechenspiele und Befragungen bei den Stadträten. Unter Umständen könnte der Showdown sogar mit einer hauchdünnen Mehrheit für ein gemeinsames großes Hallenbad in Geretsried enden. Stimmt jedoch die Bürgervereinigung geschlossen dagegen, sieht es aus, als würde das interkommunale Großprojekt am Dienstag baden gehen. Die Entscheidung aber hängt nicht nur davon ab, wer dafür und wer dagegen ist. Sondern auch davon, wer zur Sitzung kommt und wer nicht.

Schwimmer im Freibad, 2010

Auftauchen oder Absaufen? Das ist die entscheidende Frage, die der Wolfratshauser Stadtrat am Dienstag zum interkommunalen Hallenbad beantworten wird.

(Foto: Johannes Simon)

Deutlich wurde das bereits bei Rechenspielen, die die CSU am Donnerstag in ihrer Bürgerrunde aufstellten. Fraktionssprecher Günther Eibl und sein Parteikollege Alfred Fraas erklärten, dass es zur kommenden Stadtratssitzung einen Antrag für eine Beteiligung Wolfratshausens an einem von allen Nord-Gemeinden getragenen interkommunalen Bad geben wird - eingereicht von den Fraktionen der SPD und der Grünen. Das bestätigte am Freitag Grünen-Stadtrat Rudi Seibt: "Ich bin ein überzeugter Anhänger der Lösung. Es tut weh, dass es überhaupt so ein Rumgeeiere gab." Die SPD wiederum hatte zeitgleich mit der CSU am Donnerstag zu ihrem Stadtgespräch eingeladen und bekräftigte dabei ebenfalls ihren Wunsch nach einem großen, gemeinsamen Bad, an dessen Betriebskosten sich Wolfratshausen zehn Jahre lang mit jährlich 105 000 Euro beteiligen müsste. Den Antrag beider Fraktionen haben auch Eibl und Fraas unterschrieben, wenngleich nicht im Namen der gesamten CSU-Fraktion. Denn diese sei beim Thema Hallenbadbeteiligung gespalten, "etwa fifty-fifty", sagte Eibl.

Trotzdem: 24 Mitglieder zählt der Wolfratshauser Stadtrat insgesamt. Die SPD stellt davon fünf und die Grünen drei. Acht Köpfe zählt die CSU-Fraktion. Neben Eibl und Fraas sprechen sich auch Peter Plößl und Claudia Drexl klar für eine Beteiligung aus. Für einen Mehrheitsbeschluss müsste also ein weiteres CSU-Mitglied dem Antrag folgen - oder einzelne Mitglieder der ebenfalls achtköpfigen Bürgervereinigung dafür stimmen.

Die aber wollen sich größtenteils vorab nicht zum Thema äußern. Lediglich Helmut Forster und Markus Höft erklären offen, dass sie gegen eine Betriebskostenbeteiligung stimmen werden. Beide berufen sich auf die Zusicherung der früheren Geretsrieder Bürgermeisterin Cornelia Irmer, dass es keine Verpflichtung zu einer Betriebskostenbeteiligung gebe. "Wenn es Vereinbarungen gibt, sollte man sich auch daran halten", sagt Forster. Bürgermeister Heilinglechner und andere BVW-Stadträte verweisen hingegen auf die Fraktionssitzung der Gruppierung am Montag, bei der die Lage noch einmal sondiert werden soll - und schweigen. "Ein bisschen spannend soll es ja werden", sagt Heilinglechner.

Nordlandkreis: In der großen Badehalle sind zwei Becken vorgesehen: Das große Wettkampfbecken soll über fünf 25-Meter-Bahnen verfügen. Darin können zwei Trainingsbereiche mit unterschiedlicher Wassertiefe eingerichtet werden, weil der Boden auf einer Seite anhebbar ist (Im Plan 3+4). Das Sprungbecken mit Ein- und Dreimeterbrett soll 3,80 Meter tief werden (2). In der kleinen Halle findet sich das 125 Quadratmeter große Lehrschwimmbecken (1). Insgesamt entstehen so vier parallel nutzbare Trainingsbereiche. Dazu kommt ein Planschbecken für die Kleinen und eine Sauna, die Geretsried selbst betreibt. Grafik: Bauconzept

In der großen Badehalle sind zwei Becken vorgesehen: Das große Wettkampfbecken soll über fünf 25-Meter-Bahnen verfügen. Darin können zwei Trainingsbereiche mit unterschiedlicher Wassertiefe eingerichtet werden, weil der Boden auf einer Seite anhebbar ist (Im Plan 3+4). Das Sprungbecken mit Ein- und Dreimeterbrett soll 3,80 Meter tief werden (2). In der kleinen Halle findet sich das 125 Quadratmeter große Lehrschwimmbecken (1). Insgesamt entstehen so vier parallel nutzbare Trainingsbereiche. Dazu kommt ein Planschbecken für die Kleinen und eine Sauna, die Geretsried selbst betreibt. Grafik: Bauconzept

Spannend wird vor allem, wer daran teilnimmt. Denn neben möglichen Einzelentscheidungen gibt es weitere Unwägbarkeiten. Urlaubs- oder krankheitsbedingte Abwesenheiten könnten das Ergebnis in die eine oder andere Richtung kippen, sagte Fraas. Klar sei jetzt schon, dass Richard Kugler (CSU) nicht mit abstimmen werde - er weilt laut Eibl derzeit in Kanada und wird nicht rechtzeitig zurückkehren. Anders Benedikt Brustmann (BVW), der ebenfalls im Ausland sei, aber zur Sitzung einfliegen wolle - um Eibl zufolge gegen eine Beteiligung zu stimmen. Trifft das zu und stimmt die BVW geschlossen gegen die Beteiligung, gibt es einen Patt von zwölf zu zwölf Stimmen, mit dem das große Bad abgelehnt wäre. Kommt Brustmann, der am Freitag nicht erreichbar war, hingegen nicht zur Sitzung, könnte die Entscheidung mit zwölf zu elf Stimmen für das interkommunale Hallenbad ausfallen.

Eibl selbst macht keinen Hehl daraus, dass er seine Meinung zum Hallenbad in den vergangenen Monaten geändert habe. "Wir stehen vor einer einmaligen Chance", habe er inzwischen erkannt, denn "so kostengünstig wird Wolfratshausen kein Schwimmbad mehr bekommen". Die Grünen, sagt Rudi Seibt, hätten dagegen bereits einen weiter reichenden Vorschlag diskutiert: Statt jede einzelne Schulstunde abzurechnen, könnte Wolfratshausen jährlich eine Pauschale von 150 000 Euro als "Schwimmbad-Flatrate" überweisen. Einen ähnlichen Vorschlag hatte bereits die BVW gemacht - allerdings minus der 105 000 Euro Betriebskosten.

Dass die Ende 2015 neu kalkuliert wurden, sei ein Verdienst des Geretsrieder Bürgermeisters, lobt Fritz Meixner, Sprecher der SPD-Fraktion. Er zolle Müller "großen Respekt" wegen seiner Transparenz und des Muts, eine neue Berechnung vorzulegen. Fritz Schnaller, Zweiter Bürgermeister, sprach von einem Signal der interkommunalen Kooperation, das zeige: "Wir Wolfratshauser wollen ein aktiver Teil in dieser Region sein. Es geht nicht nur ums Schwimmen. Es geht auch darum, ein Zeichen für das zukünftige Miteinander zu setzen."

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