Integration:Geretsried hat eine neue Asyl-Koordinatorin

Integration: Die Mutter Deutsche, der Vater Jordanier: Susan Jarrar lebt seit ihrer Jugend in Geretsried. Sie kümmert sich nun hauptamtlich um Asylbewerber.

Die Mutter Deutsche, der Vater Jordanier: Susan Jarrar lebt seit ihrer Jugend in Geretsried. Sie kümmert sich nun hauptamtlich um Asylbewerber.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Suzan Jarrar kümmert sich hauptamtlich um Flüchtlinge. Eine vielfältige Herausforderung für eine laut Bürgermeister "vielfältige Person".

Von Felicitas Amler, Geretsried

Suzan Jarrar hat eine so einfache wie klare Devise: "Integration kommt von beiden Seiten." Dies wird sie in ihrem neuen Job umzusetzen versuchen. Jarrar, 48, gelernte EDV-Programmiererin und geübte Flüchtlingshelferin, hat die im Geretsrieder Rathaus neu geschaffene Stelle der Asyl-Koordinatorin bekommen. Sie habe sich unter 37 Bewerbern "mit Abstand durchgesetzt", sagte Werner Rampfel, Fachbereichsleiter für Familie, Kultur und Sport, am Freitag. Auch Bürgermeister Michael Müller (CSU) sparte nicht mit Anerkennung: Jarrar sei die Idealbesetzung, sagte er: "Eine versierte und kompetente Mitarbeiterin, die in den Kulturen zu Hause ist."

Suzan Jarrar ist im Westjordanland als Tochter einer bayerischen Mutter und eines jordanischen Vaters geboren und seit Jugendtagen Geretsriederin aus Überzeugung ("Ich liebe diese Stadt"). Sie ist Mutter zweier erwachsener Kinder, war Teilzeit-Betreuerin in einem Altenheim und eine der gefragtesten ehrenamtlichen Flüchtlingshelferinnen. Denn sie spricht Arabisch so fließend wie Deutsch, außerdem kann sie sich auf Englisch verständigen und hat Schulkenntnisse in Französisch. Wer sie je als Ehrenamtliche im Einsatz erlebt hat, weiß, dass sie eine Kommunikationsjongleurin ist.

Sie kann, während sie bei einer Flüchtlingsfamilie auf dem Sofa sitzt, die Kinder herzen, mit einem Begleiter sprechen und sich gleichzeitig per WhatsApp im Landratsamt nach einer rechtlichen Einschätzung erkundigen.

"Sie sind eine sehr vielfältige Person ", sagt der Bürgermeister, als er aufzählt, dass Jarrar schon für die Grünen im Stadtrat saß (1990 bis 1995), einen sozialen Beruf ausgeübt und eine EDV-Ausbildung hat. "Sie spiegeln sozusagen die Vielfalt wider, die es in Geretsried gibt."

Auch Jarrars Aufgaben werden breit gefächert sein. Sie soll zusammen mit der bereits im Rathaus beschäftigten Sozialpädagogin Christine Harloff die Ehrenamtlichen in der Flüchtlingsarbeit koordinieren - zurzeit knapp 150 Personen -, ein Netzwerk ausbauen und pflegen und eine Anlaufstelle bieten: "Die ganze bunte Vielfalt der Asylarbeit", wie Müller sagte. Eines ihrer ersten Zieles sei es, für jede Flüchtlingsunterkunft einen eigenen Helferkreis zu installieren, sagte Jarrar. Der Stadtrat hat gerade erst zwei neue Adressen für Unterkünfte gebilligt.

Der Bürgermeister sprach davon, dass sich seit den Silvester-Übergriffen in Köln der Ton vieler Menschen verschärfe, wenn es um Flüchtlinge gehe. Ihm begegne eine zunehmende "Aufgeregtheit. Auf die Frage, wie er darauf reagiert, sagte Müller: "Wir suchen das persönliche Gespräch und leisten verstärkt Aufklärung und Kontaktarbeit." Jarrar schloss sich dem an: Sie werde auch in ihrem neuen Job versuchen, "durch Aufklärung den sozialen Frieden zu erhalten".

Bisher habe sie keine schlimmen Erfahrungen gemacht. Sie hoffe, dies werde auch so bleiben, wenn mehr Asylsuchende kommen. "Wir können die Leute ja nicht nach Hause schicken", sagte sie. Vielmehr müsse man lernen, mit ihnen zu leben. Beide Seiten müssten dazu ihren Beitrag leisten. "Wir müssen zusammenhalten", bekräftigt Jarrar.

Müller sagte, eines der brennenden Probleme sei auch in Geretsried der Mangel an Wohnraum. Für schnelle Abhilfe seien Lösungen wie das geplante Flüchtlingsdorf auf der Böhmwiese in Holzbauten geeignet. Jarrar stimmte zu, Wohnungen seien auch wegen der anerkannten Flüchtlinge nötig: "Sie sind ja gerne hier in Geretsried, sie fühlen sich wohl und wollen sich integrieren."

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