Innovation:Junge Unternehmer in der alten Stadtbücherei

Yannick Timo Böge FDP

Yannick Timo Böge, Chef des FDP-Ortsverbands.

Der noch junge FDP-Ortsverband in Penzberg stellt seine Idee für ein Innovationszentrum am Rathausplatz vor. Vorsitzender Yannick Timo Böge und sein Team orientieren sich dabei an Vorbildern in München und in Murnau

Von Alexandra Vecchiato

Es tut sich etwas auf der kommunalpolitischen Bühne der Stadt Penzberg: Der noch junge FDP-Ortsverband mit seinen ebenfalls überwiegend jungen Protagonisten sprüht vor Ideen, die nicht nur schön formulierte Visionen bleiben sollen. "Es geht um eine Perspektive für Penzberg", sagt Ortsvorsitzender Yannick Timo Böge - "auch wenn einiges einer Idealvorstellung gleichen mag." Ein erstes "Arbeitspaket", wie der 38-Jährige es nennt, soll zügig konkretisiert werden: Das beinhaltet ein Innovationszentrum für Gründer, analog jenem, das im früheren Krankenhaus in Murnau etabliert wurde. Als neue Heimstatt für Start-up-Unternehmer, Selbständige und Kreative schlägt die FDP die alte Stadtbücherei im Zentrum Penzbergs vor.

Dabei ist es Böge und seinen Mitstreitern nicht wichtig, die Lorbeeren zu kassieren, falls dieses Vorhaben tatsächlich umgesetzt werden sollte. Was alleine schon der Tatsache geschuldet ist, dass die Liberalen keinen Sitz im Penzberger Stadtrat haben. "Voraussichtlich wird der Antrag über die CSU-Fraktion eingebracht", erzählt Böge - aber natürlich werde erwähnt, dass es sich um eine Idee der FDP-Ortsgruppe Penzberg-Iffeldorf handelt.

Blauäugig gehen die Liberalen die Umsetzung nicht an. Sie haben sich über Innovationszentren in München und in Murnau informiert, diese besucht und dabei wertvolle Erkenntnisse gewonnen. Gerade in der Marktgemeinde Murnau sei das Innovationszentrum eine Erfolgsgeschichte, sagt Böge. In dem alten Krankenhaus sei dort ein "Ökosystem mit ganz eigener Dynamik" entstanden. Nicht allein Start-up-Gründer und andere Unternehmer haben sich eingemietet, auch Angestellte finden darin einen Co-Working-Space, also ein flexibel nutzbares Büro, wo sie ihren Laptop einstöpseln und arbeiten können. Die Ausstattung ist bewusst einfach gehalten, allein das Internet muss funktionieren. Denn der kreative Austausch untereinander sei wichtiger als ein Ledersessel, so Böge. "Viele fragen sich, warum sie den weiten Weg nach München in ein Büro pendeln sollen, wenn sie doch auch wohnortnah ihrem Job nachgehen können." Ein Trend, der coronabedingt erst richtig Fahrt aufgenommen hat. Das Quartier ist dreigeteilt. Die Kombination von Werkstatt, Büros und Schulungsräumen der Murnauer Volkshochschule ermögliche eine "besondere Infrastruktur", sagt Böge. Das hätten die dortigen Mieter bestätigt.

Insbesondere das "MakerLab" sei auch für Penzberg interessant. Finanziert werde es von lokalen Unternehmen. Es umfasst ein Elektroniklabor, eine Holzwerkstatt, eine Schneiderei, eine 3D-Druckerei sowie weitere Technikräume. Sie seien allen Interessierten zugänglich und böten Technik für Prototypisierungen oder Produktentwicklungen. In Kooperation mit örtlichen Schulen oder der Volkshochschule würden obendrein Kurse für Schüler angeboten.

Stadtbücherei Penzberg

In der ehemaligen Stadtbücherei in Penzberg soll nach Vorstellung der Jungunternehmer ein Co-Working-Space entstehen.

Damit ein Innovationszentrum in Penzberg nicht Wunschtraum bleibt, hat Böge, selbst Start-up-Gründer, bereits ein Gespräch mit Bürgermeister Stefan Korpan (CSU) und der Penzberger Wirtschaftsförderin Monique van Eijk geführt. Beide hätten sich offen für den Vorschlag gezeigt, so der Ortsgruppen-Chef.

In der seit Jahren leer stehenden, ehemaligen Stadtbücherei in bester Lage am Rathausplatz sollte schon so einiges realisiert werden. Eine Umnutzung als Haus der Penzberger Vereine war ebenso im Gespräch wie ein Jugendtreff oder der Umbau in einen Seniorentreff oder ein Mehrgenerationenhaus. Für einen Seniorentreff hat sich wohl eine Lösung am Pfarrzentrum Christkönig gefunden, für die alte Stadtbücherei indes noch keine - auch aus Kostengründen. Das Gebäude darf nicht mehr genutzt werden, weil der Brandschutz im Argen liegt. 2013 musste die Bücherei deshalb in die Rathauspassage jenseits der Karlstraße umziehen. Knackpunkt ist das zentrale, überdimensionierte Treppenhaus, das der einzige Fluchtweg ist. Ein zweiter Weg nach draußen müsste geschaffen werden. Das Bauamt der Stadt erhielt im Frühjahr den Auftrag, mehrere Varianten zu prüfen: eine einfache Instandsetzung, eine große Sanierung mit Aufstockung oder einen Abriss mit Neubau.

Dass der Stadt keine hohen Kosten für eine Umnutzung entstehen dürfen, versteht sich für die FDP von selbst. Aber auch die künftigen Mieter sollten nicht über Gebühr zur Kasse gebeten werden. Ortsvorsitzender Böge hat zusammen mit seinem Vorgänger Daniel Blank den Vizepräsidenten des Bayerischen Landtags und ehemaligen Staatsminister für Wissenschaft, Forschung und Kunst, Wolfgang Heubisch, in München aufgesucht. "Er hat uns seine Unterstützung zugesichert." Heubisch sei der "perfekte Ansprechpartner", habe er doch als Minister neue Technologiezentren in strukturschwachen Regionen gefördert. Von dem Landespolitiker erhofft sich die FDP Hilfe bei der Suche nach Fördertöpfen. Auch will Heubisch bei einem Info-Abend in Penzberg auftreten.

Ausgebremst von Corona und den Koalitionsverhandlungen sind die Liberalen des Ortsverbands Penzberg-Iffeldorf bei ihren anderen Themen noch nicht weitergekommen. Das soll sich 2022 ändern. Bildung, Mobilitätskonzept und Gesundheit seien weitere Felder, die man beackern möchte. Um dem Fachkräftemangel etwas entgegenzusetzen, wäre es wichtig, in Penzberg eine Berufsschule oder Fachoberschule zu schaffen. "So könnten wir etwas für den Mittelstand tun." Schade findet Böge, dass das geplante Transfer- und Innovationszentrum im Oberland (Tizio) der Hochschule München (HM) nach Bad Tölz kommen soll. Denn so eine Einrichtung mit Hochschulanschluss stünde der Stadt Penzberg gut zu Gesicht. Beflügelt vom guten Abschneiden der Partei bei der Bundestagswahl setzen der 38-Jährige und sein Team darauf, vor allem junge Leute anzusprechen. "Schon jetzt haben wir viel Zuspruch von jungen Politikinteressierten, gerade in der Start-up-Szene. Deshalb sehen wir in Penzberg ein großes Potenzial für ein Innovationszentrum."

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