Im Vorfeld der Landesgartenschau 2028:Das Penzberger Zentrum verändert sein Gesicht

Im Vorfeld der Landesgartenschau 2028: Das Hotel "K 33" (ehemals Olympia) soll um zwei Vollgeschosse aufgestockt werden. Der Stadtrat hat dafür den neuen Bebauungsplan "Innenstadt III B" aufgestellt.

Das Hotel "K 33" (ehemals Olympia) soll um zwei Vollgeschosse aufgestockt werden. Der Stadtrat hat dafür den neuen Bebauungsplan "Innenstadt III B" aufgestellt.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

An der Bahnhofstraße stehen mehrere große private Bauvorhaben an. Wie die Innenstadt künftig aussehen soll, soll ein städtebaulicher Wettbewerb regeln.

Von Alexandra Vecchiato

Die Penzberger Innenstadt sehen viele schon jetzt nicht mehr als Flaniermeile, die zum Bummeln und Verweilen einlädt. Ihr Gesicht wird sich in den kommenden Jahren weiter verändern, denn es stehen private Bauvorhaben an. Grundstücke wurden bereits verkauft oder sollen verkauft werden. Die Stadt geht davon aus, dass die neuen Eigentümer die alten Häuserzeilen abreißen lassen. Was manche als Chance für die Entwicklung hin zu einem modernen Penzberg sehen, lässt andere befürchten, die Bahnhofstraße könnte zur Durchgangstrasse zwischen Gebäudeschluchten werden. Ein städtebaulicher Ideenwettbewerb für das Areal vom Stadtplatz bis zur Ludwig-März-Straße soll nun den Weg für die Entwicklung weisen. Der Stadtrat wird voraussichlich noch in diesem Jahr darüber befinden.

"Furchtbar. Alle Geschäfte schließen", sagt Gertrud G. (Name von der Redaktion geändert). Bald werde man nicht mal mehr Strümpfe in der Innenstadt kaufen können, glaubt die 75-jährige Penzbergerin. Aus ihrer Sicht entwickle sich die Stadt "rückwärts". Noch gut kann sie sich daran erinnern, als mehrere Modegeschäfte, zwei Supermärkte, Metzgereien und mehr zum Einkaufen in der Bahnhofstraße verführten. Wie das "Gesicht der Innenstadt" in Zukunft aussehen soll, darüber macht sich auch Stadträtin Kerstin Engel (Grüne) Gedanken. Im Stadtrat warb sie dafür, dass sich das Gremium zwingend eine Meinung bilden müsse, wie die Innenstadt in Zukunft aussehen solle. "Wir haben eine große Verantwortung", sagte Engel. Es gebe viele private Bauwünsche. Was voraussichtlich neu entsteht, werde das Bild Penzbergs für die kommenden 50 bis 80 Jahre prägen. Der Stadtrat, so schlug die Fraktionssprecherin vor, solle sich mit Fachplanern der Thematik annehmen. Auch, um "selbstbewusst und kompetent" Investoren gegenübertreten zu können.

Im Vorfeld der Landesgartenschau 2028: Die Häuserzeile mit Bahnhofsapotheke und anderen Geschäften bis vor zur Friedrich-Ebert-Straße gehört nun dem Unternehmen Bayernwohnen.

Die Häuserzeile mit Bahnhofsapotheke und anderen Geschäften bis vor zur Friedrich-Ebert-Straße gehört nun dem Unternehmen Bayernwohnen.

(Foto: Alexandra Vecchiato/oh)

Dem pflichtete Stadtbaumeister Justus Klement bei. Die Menge an Einzelprojekten habe einen neue Situation geschaffen. Weshalb das Bauamt dem Stadtrat empfahl, den Bebauungsplan "Altstadtsanierung" aus dem Jahr 1984 in mehrere kleinere, quartiersbezogene Bebauungspläne aufzuteilen. Den Anfang macht das Quartier Bahnhof-, Karl-, Philipp- und Friedrich-Ebert-Straße - ausgehend vom Wunsch der Eigentümer des ehemaligen Hotels Olympia (heute "K 33 Hotel & Lodge"), das markante Eckgebäude aufzustocken und in der Fläche zu erweitern. Statt der derzeit vier Stockwerke plus Dachgeschoss sollen es sechs Geschosse werden. Sollte dieser Plan umgesetzt werden, hätte dies Auswirkungen auf die weiteren Bauvorhaben entlang der Bahnhofstraße.

Mehr als 4100 Quadratmeter haben dort den Eigentümer gewechselt: Es handelt sich um den Komplex von der Friedrich-Ebert-Straße (ehemaliger Purzmurzel-Laden und Modehaus Lampka) bis zum sogenannten alten Menage-Haus an der Bahnhofstraße, das unter anderem die Bahnhofsapotheke und ein Juweliergeschäft umfasst. Gekauft wurde er vom Immobilienunternehmen Bayernwohnen aus Stephanskirchen, das bereits im Rathaus vorstellig wurde. Gerüchten nach soll der Komplex in einigen Jahren abgerissen werden. Etliche Pächter haben langfristige Mietverträge. Auch schräg gegenüber wird sich voraussichtlich etwas tun. Das Gelände der ehemaligen Gaststätte Bayerischer Hof könnte den Eigentümer wechseln.

All diese Pläne machten einen Ideenwettbewerb nötig, so Klement. Es brauche ein Leitbild, das mit "externer Meinung" erarbeitet werde. Voraussichtlich im November werde er dies dem Bauausschuss vorstellen. Die Regierung von Oberbayern habe bereits signalisiert, dass sie so einen Wettbewerb finanziell fördern würde. Ein weiterer Wettbewerb zum Bahnhofareal ist in Arbeit, einer für die Landesgartenschau wird von Klement vorbereitet. Sie soll 2028 in Penzberg stattfinden.

Im Vorfeld der Landesgartenschau 2028: Auch das Areal des früheren Gasthofs Bayerischer Hof mit rückwärtigem Biergarten soll überplant werden.

Auch das Areal des früheren Gasthofs Bayerischer Hof mit rückwärtigem Biergarten soll überplant werden.

(Foto: Alexandra Vecchiato/oh)

Dass zahlreiche Baustellen in der Stadt die Landesgartenschau sozusagen torpedieren könnten, befürchtet der Verein Pro Innenstadt, ein Zusammenschluss der Penzberger Gewerbetreibenden. Mit der Gartenschau, dem stetigen Zuzug und der Ausweisung neuer Gewerbeflächen kämen enorme Herausforderungen auf die Stadt zu, sagt dessen Vorsitzende Monika Uhl. Für die Flächen im Zentrum, die überplant werden sollen, müsse man Hauseigentümer, Gewerbe und Politik an einen Tisch bringen. Uhl wünscht sich nicht nur eine breite Bürgerbeteiligung bei der Entwicklung der Innenstadt. Für viele Penzberger seien das alte Menage-Haus oder der frühere Bayerische Hof identitätsstiftend. Zudem will sie verhindern, dass die Bautätigkeiten in den kommenden Jahren Penzberg in Augen von Besuchern unattraktiv erscheinen lassen und die Landesgartenschau so womöglich zum Flop wird. "Zumal wir mit Tourismus keine Erfahrung haben und das erst lernen müssen." Stadtbaumeister Klement sieht indes die Stadt und die Stadtwerke in der Pflicht. In erster Linie müssten Straßen und Wege wieder passierbar sein, was derzeit wegen zahlreicher Baumaßnahmen kaum der Fall sei. Dies würde seiner Ansicht nach die erwartete halbe Million Gäste der Landesgartenschau mehr stören als Baustellen in der Innenstadt, die sich entsprechend gestalten ließen. "Wir können Bauherren nicht vorschreiben, wann sie anfangen."

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